Fluxus – Kunst für alle in Dormund

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Dortmund – In diesem Jahr wäre der amerikanische Komponist John Cage 100 Jahre alt geworden, zudem gab es vor 50 Jahren erstmals Fluxus-Konzerte in Deutschland. Beides ist Anlass genug, das Dortmunder U mit zwei Ausstellungen vom 25. August 2012 bis zum 6. Januar 2013 ganz unter das Zeichen von Fluxus und John Cages Einfluss auf zeitgenössische Künstler zu stellen.

Fluxus

Milan Knížák: Ein fliegendes Buch (Flying Book), 1965/70, (Sammlung Museum Ostwall, erworben aus der Sammlung Feelisch, Remscheid, mit Mittel der Freunde des Museums Ostwall und der Stadt Dortmund); VG BILD-KUNST, Bonn 2012 / Foto: Jürgen Spile

Kunst und Leben einander näherzubringen, ist ein Leitgedanke von Fluxus. Die Ausstellung FLUXUS – Kunst für Alle! des Museums Ostwall auf der Ebene U6 im Dortmunder U umfasst rund 300 Exponate aus den Jahren 1958 bis 2007. Sie beschäftigen sich kritisch mit dem damaligen Zeitgeschehen, darüber hinaus ermöglichen sie  auf spielerische Art neue Sichtweisen auf Alltägliches. Dabei wird dem Publikum ebenfalls Gelegenheit gegeben, selbst Akteur zu sein.

Vor 50 Jahren kamen aus den USA, aus Europa und Asien stammende Künstlerinnen und Künstler zum ersten Mal unter dem Label “Fluxus” zusammen, um gemeinsam neuartige Aktionskunst vor Publikum aufzuführen. Die ersten Fluxus-Konzerte mit vielfältigen Aktionen fanden ab September 1962 in Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern statt und wurden von George Maciunas organisiert. Der aus Litauen stammende US-amerikanische Künstler erfand auch die Bezeichnung “Fluxus” und definierte sie u. a. als Akt des Fließens und als kontinuierliche Folge von Veränderungen. Beeinflusst durch John Cage, in dessen Kompositionen alltägliche Sounds, der Zufall und das Publikum eine wichtige Rolle spielten, entsteht eine genreübergreifende Kunstbewegung, die bisherige Kunstbegriffe radikal infrage stellte.

Fluxus

Allan Kaprow, Taking a Shoe for a Walk, 1989, Activity, presented for “Fluxus. 1962-1989” Bonner Kunstverein, Bonn, Germany, Courtesy Allan Kaprow Estate and Hauser & Wirth (Sammlung Museum Ostwall, erworben aus der Sammlung Feelisch, Remscheid, mit Mittel der Freunde des Museums Ostwall und der Stadt Dortmund) – Foto: Jürgen Spiler

Nach und nach wurde Fluxus zu einem Begriff für ein internationales Netzwerk von Künstlern, das spielerisch, humorvoll, häufig provokant und radikal neue Wege beschritt.

Die Ausstellung FLUXUS – Kunst für Alle! nimmt zum einen das 50-jährige Jubiläum von Fluxus zum Anlass. Zum anderen werden mit ihr wichtige Neuerwerbungen, Schenkungen und Dauerleihgaben aus dem Bereich Fluxus im Museum Ostwall (MO) vorgestellt, die sich aus zwei Quellen speisen: Seit 1968 ist der Remscheider Sammler Wolfgang Feelisch dem MO durch Ausstellungen seiner Sammlung, Dauerleihgaben, Ankäufen und Schenkungen verbunden. Durch einen Ankauf mit Mitteln der Freunde des MO und der Stadt Dortmund – anlässlich des 60-jährigen Bestehens des MO und des Umzugs in das Dortmunder U im Jahre 2010 – kamen weitere bedeutende Werke, Dokumente und Objekte des Fluxus aus der Sammlung Feelisch an das MO. Neben diesen sind es frühere Erwerbungen sowie aktuelle Schenkungen und Dauerleihgaben Feelischs, die den Kernbestand dieser Ausstellung bilden. Hinzu kommen die wichtigen Dauerleihgaben aus dem Nachlass des 2009 verstorbenen Sammlers Hermann Braun, der sich seit 1972 intensiv mit Fluxus befasste. Mit den Werken aus dieser Sammlung, die das MO von Holger Lieff, seinem Erben, im Jahre 2010 erhielt, sind nun auch viele US-amerikanische Künstler des Fluxus im MO vertreten.

Fluxus

Robert Filliou: L’oiseau noui, 1984, (Sammlung Museum Ostwall, Schenkung Sammlung Feelisch, Remscheid); VG BILD-KUNST, Bonn 2012 / Foto: Jürgen Spiler

Außerdem werden einige prägende Künstlerpersönlichkeiten vertiefend in den Blick genommen: George Brecht, Robert Filliou, Dick Higgins, Allan Kaprow, Milan Knížák, Takako Saito, Alison Knowles und Wolf Vostell. Ihnen gemeinsam ist eine künstlerische Haltung, die konkret im realen Leben ansetzt. Dabei gingen sie verschiedene Wege, so dass ihre Werke einen facettenreichen Überblick der unterschiedlichen Möglichkeiten vermitteln, Kunst in das Alltagsleben der Menschen zu integrieren.

Die Ausstellung wird von drei Installationen mitgeprägt: Die raumgreifendste ist das Environment nach dem Happening „Umgraben“, 1970, von Wolf Vostell. Hier wird den Besuchern der Ausstellung Gelegenheit gegeben, selbst aktiv zu werden, indem sie – nach Vostell – selbst Hand anlegen, körperliche Erfahrungen machen und zudem Sound durch Zufallsklänge erzeugen können.

Des Weiteren wurde nach Allan Kaprows Ansatz der „Re-invention“ sein schon 1986 im Museum am Ostwall realisiertes Activity-Environment „Frische Luft“ neu erfunden. Eine umfangreiche Diashow des Intermedia-Künstlers Dick Higgins präsentiert Bilder aus seiner Theater-Performance „Saint Joan at Beaurevoir – a ceremony through the flames“ von 1960.

Insgesamt werden Wand- und Raumobjekte gezeigt, Skulpturen, Assemblagen, Grafiken, Zeichnungen, Textdokumente und Fotografien. Darüber hinaus sind Multiples in Form von kleinen spielerischen Objekten zumeist aus Alltagsmaterialien sowie Text-Partituren als Grundlage von Aktionen wesentliche Bestandteile der Ausstellung. Auch die von Fluxuskünstlern produzierten Filme, als Leihgabe des Centre Pompidou, Paris, und Radio-Hörstücke sind in einer Auswahl präsent.

Begleitend zur Ausstellung findet ein FLUXUS Klangkunstprogramm des Museums Ostwall und des Hartware MedienKunstvereins im Lautsprecher auf der Ebene U4 des Dortmunder U statt. Zudem werden Vorträge, Kuratorinnenführungen, Events, öffentliche Führungen, Führungen für Erwachsene, Kunstworkshops für Schulen und Kindertagesstätten, Angebote für Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher angeboten – eine weitere Stärkung der Kulturstadt Dortmund und ihrer Museumslandschaft.

Kurator/inn/enführungen:  freitags, 21. September, 12. Oktober, 16. November, 14. Dezember, jeweils 18 Uhr

Sammlergespräch: Donnerstag, 15. November, 18 Uhr
Wolfgang Feelisch über Fluxus, der VICE-Versand und seine Verbindung mit dem Museum Ostwall

Öffentliche Führungen: sonntags, 15 bis 16 Uhr

Infos und Anmeldungen zu allen Veranstaltungen: Tel. 0231 / 50 25 236 oder 50 27 791

Eintritt: Erwachsene 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro / Kombiticket Ausstellung FLUXUS und Dauerausstellung  Museum Ostwall: Erwachsene 8 Euro, ermäßigt 4 Euro / Schulklassen 90 Euro / Kita-Gruppen 60 Euro

Öffnungszeiten: Di, Mi 11 bis 18 Uhr / Do, Fr 11 bis 20 Uhr / Sa, So 11 bis 18 Uhr / Sonderöffnung für angemeldete Schulklassen Di–Fr ab 9.30 Uhr

Museum Ostwall im Dortmunder U, Leonie-Reygers-Terrasse / 44137 Dortmund 
Telefon 0 231 50-23247 
www.museumostwall.dortmund.de

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