Weinbau am Phoenix See

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Westfalen – Ein Experiment soll klären, ob der prognostizierte Klimawandel Weinanbau in nördlichen Regionen wie Hörde ermöglicht. Dafür will die Emschergenossenschaft Wein am Phoenix See anbauen. Dass in Hörde vor Jahrhunderten längere Zeit aktiver Weinanbau betrieben wurde ist mittlerweile stadtbekannt. Nicht umsonst erinnern die Weingartenstraße, der Winzerweg, Am Rebstock, die Weingartenschule und andere Bezeichnungen nachhaltig daran. An die alten Zeiten und Traditionen knüpft heute die Emschergenossenschaft an und baut am Ufer des Phoenix Sees einen Weinberg: Die ersten Rebstöcke setzten am Freitag Dr. Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, und Heinz Hüppe, Vorsitzender der Geschäftsführung der Phoenix See Entwicklungsgesellschaft, ein.

Was zunächst wie ein verspäteter Aprilscherz klingt, hat einen ernsten Hintergrund. Mit dem Weinanbau-Experiment, das die Emschergenossenschaft gemeinsam mit der Phoenix See Entwicklungsgesellschaft anpackt, sollen unter anderem die Auswirkungen des prognostizierten Klimawandels erforscht werden.

Wissenschaftlern zufolge erhöht sich die durchschnittliche Temperatur in den kommenden Jahren und Jahrzehnten. Der Weinanbau, so heißt es, wird sich mehr und mehr in nördlichere Regionen verlagern. Ob auch in Dortmund-Hörde Weinanbau möglich ist, wird sich zeigen. Wissenschaftlich und beratend begleitend wird das Weinanbau-Experiment von Experten der Forschungsanstalt Geisenheim.

Der Weinberg der Emschergenossenschaft entsteht auf drei Flächen mit jeweils 50 Quadratmetern. Diese Flächen werden freundlicherweise von der Phoenix See Entwicklungsgesellschaft zur Verfügung gestellt und sind unmittelbar an der Treppenanlage gelegen, die zur Bellevue-Aussichtsplattform am Nordufer des Phoenix Sees führt, und ideal für das Projekt: Steilhang, Südlage und ein Wasserkörper in der Nähe, der an kalten Tagen das Erfrieren der Blüte verhindern sollte.
Zur Anpflanzung kommen – nomen est omen – Reben der Sorte “Phoenix”: gewählt nicht nur wegen des Namens, sondern auch wegen der Robustheit und der Resistenz gegen Schädlinge. Insgesamt entstehen 23 Rebzeilen mit jeweils vier Pflanzen also eine Fläche mit insgesamt 92 Pflanzen.

Luftbild Phoenix See - Foto: Entwicklungsgesellschaft Phoenix See/Hans Blossey

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass das Projekt nicht an den Haaren herbeigezogen wird. Denn Hördes Stadtgründer Graf Konrad von der Mark, der auf der Hörder Burg wohnte, schenkte 1342 der Antoniusbruderschaft einen “Winberg” (Weinberg) auf dem “Renneberghe”, dem heutigen Remberg. Damit verband Konrad die Verpflichtung, alljährlich an „Paschedag“, also zu Ostern, auf diesem Berg ein Freudenfeuer zu entzünden und dadurch jährlich den Ring der Feuer um ganz Hörde schließen zu helfen, um „Gott zu danken für die Erlösung vom Teufel und seinem Blute.“

Wenn die Antoniusbrüder den Brauch unterbrachen, sollte ihnen der Weinberg wieder genommen werden. Konrad  von der Mark lieferte für das Feuer noch fünf Fuder Holz aus dem Waldgebiet Reichsmark. Heinrich von Aldinghofen steuerte weitere drei Fuder bei. Über die Hörder Antoniusbruderschaft ist wenig bekannt. Bruderschaften waren meist Gebetsgemeinschaften, die sich auch Armen und Bedürftigen widmeten. 1429 wird der Rebhang als „Wingarden“ erwähnt, 1567 als „des graven Wyngard“ (des Grafen Weingarten). Das Gebiet am Hörder Nordrand mit seinen sonnigen, kalkhaltigen Südhängen oberhalb der Emscher und mit den großen Mühlenteichen, bot sich für den Weinanbau geradezu an.

www.phoenixdortmund.de/de/fakten/

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