Das Fletch Bizzel und die Sehnsucht

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Das Fletch Bizzel sucht die Sehnsucht: Dabei ist der “Lonely Hearts Club” ein Maskenspiel, mit dem das alternative Kult-Theater in Dortmund am Freitag, 23. Februar, 20 Uhr, Premiere feiert. Bis zum 21. Mai wird das Stück aufgeführt. Dabei geht es um die Sehnsucht des Lebens, das ewige Theater des Sein und Scheins. Die Maske ermöglicht dabei die Spiegelung der eigenen Seele. Ob man eher die Komik oder die Tragik in diesem Stück sieht, liegt ganz im Auge des Betrachters.

Das Maskenspiel "Lonely Hearts Club" ist das erste Maskenspiel, das das alternative Theater Fletch Bizzel in Dortmund selbst produziert hat und nun bis Mai zu sehen ist. Foto: Fletch Bizzel

Das Maskenspiel “Lonely Hearts Club” ist das erste Maskenspiel, das das alternative Theater Fletch Bizzel in Dortmund selbst produziert hat und nun bis Mai zu sehen ist. Foto: Fletch Bizzel

Die Story: Der „Lonely Hearts Club“ im Bahnhofsviertel hat schon bessere Zeiten erlebt. Aber die Clubbesitzerin Frau Hartmann schweigt lieber als aufzugeben gegenüber ihren Angestellten. Die haben selbst Probleme, ob heimliche Liebe, Angst oder Sucht. Was Geschäftsführer Fritz, Ernie, der Barkeeper und Heidi, die Reinigungskraft mit all den so unterschiedlichen Gästen verbindet, ist die Sehnsucht. Die Sehnsucht nach dem Tanz ihres Lebens. Gefühlvoll bis melancholisch und mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor eröffnet sich eine Welt zwischen Schlager und Pop, zwischen Sein und Schein, die das Scheitern menschlicher Protagonist:innen erfahrbar macht, unabhängig von Alter oder Herkunft.

Zum Genre Maskenspiel

Das Theater Fletch Bizzel hat seit Jahrzehnten mit Begeisterung die Arbeit der „Pioniere des Maskenspiels“ verfolgt und deren Hauptvertreter wie die „Familie Flöz“, Paco Gonzalez und Willi
Thomczyk oder „Habbe & Meik“, mit ihren Produktionen eingeladen. Doch in diesem Jahr kann das Fletch auf die erste selbst entwickelte Inszenierung dieses Genres blicken.
Maskenspiel. Ein neues Genre in Dortmund? Es ist eine ungewöhnliche Form des Theaters, das durch die Anonymität der Darsteller die Urthemen der Menschheit berührt: Liebe, Angst, Trauer, Wut, Gefühle, die jede:r von uns kennt. Die Figuren, die die Darstellenden samt ihrer Emotionen erschaffen, sind die
Handlungstreiber des Stücks. Hier gibt es keine literarische Vorlage eines einzelnen Schriftstellers und keine gesprochenen Worte. Theater, das somit für jede:n verständlich ist, unabhängig von Alter, Sprachkompetenz oder Bildungsstand.

Der Einfluss von Regisseur Björn Leese

In vielen Momenten erinnert das Stück an Stummfilm-Klassiker, an Marionettenspiel für Erwachsene oder an das „Théâtre du soleil“. Für Regisseur Björn Leese auf jeden Fall bedeutende Einflüsse seiner Arbeit, wie aber z.B. auch die Französische Familie Deschamps oder die belgische Tanzcompanie
„Peeping Tom“. Leese selbst hat an der Folkwang in Essen Pantomime und Physical Theatre studiert und gehört seit 1997 zur „Familie Flöz“, einem internationalen Ensemble mit Basis in Berlin und Wurzeln im Ruhrgebiet, das sich auf das nonverbale Maskenspiel spezialisiert hat und mit seinen oft preisgekrönten Produktionen bereits in 32 Ländern aufgetreten ist. Der wichtigste Bezugspunkt für Leese ist „der Clown“. Als Schüler und Kollege von Paco Gonzalez und Willi Thomczyk ist er Clown die zentrale, tragische Figur, die immer wieder scheitert und dadurch komische Momente schafft. Aber die auch immer wieder aufsteht. Und das ist die Essenz für Björn Leese, um Maskenspiel zu verstehen.

Zur Arbeit und Autorenschaft

Dafür fordert Leese von seinen Darsteller:innen eine Menge. Es ist eine extrem körperliche und anstrengende Art von Theaterspiel. Da die Mimik durch das Tragen der Maske wegfällt, müssen die Gesten viel größer ausgeführt werden. Das Atmen ist anders und das persönliche Sichtfeld wird eingeschränkt. Das Spiel hat viel mehr Choreographie und da es keinen Text zu lernen gibt, muss man die Figur permanent fühlen. Für die vier Darsteller:innen des Theaters Fletch Bizzel eine enorme Herausforderung. Die Darsteller sind Dzaki Radojčić, Rada Radojčić, Cristiane Wilke und Mika Kuruc.

Normalerweise dauert die Entwicklung eines Maskenspiel-Stücks über zwei Jahre. Doch Rada Radojcic, Schauspielerin und künstlerische Leiterin des Theaters, hatte innerhalb eines gemeinsamen Workshops mit Leese bereits die Grundidee kreiert. Als Vorbilder dienten der Dortmunderin das ehemalige „Top Ten“ oder „Der Laufsteg“, in die sie als Jugendliche in den 90ern von ihren großen Brüdern mitgenommen worden war.

Weitere Aufführungstermine sind:

Sa. 24. Februar 2023, 20 Uhr
Fr. 10. März 2023, 20 Uhr
Sa. 11. März 2023, 20 Uhr
Sa. 01. April 2023, 20 Uhr
So. 02. April 2023, 18 Uhr
Sa. 20. Mai 2023, 20 Uhr
So. 21. Mai 2023, 18 Uhr

Info: Theater Fletch Bizzel, Humboldtstraße 45, 44137 Dortmund, Ticketshop Mo, Di, Do 10 bis 14 und Mi, Fr 10 bis 18 Uhr. Tel. 0231/14 25 25, karten@fletch-bizzel.de

http://www.fletch-bizzel.de

 

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