Endlich wieder eine Preisverleihung der Bürgerstiftung als Präsenzveranstaltung! Die diesjährige Preisverleihung für den Bürgerpreis der Stiftung Bürger für Münster fand gestern Abend (23. November) statt. Großer Bahnhof für den Bürgerpreis war angesagt mit vielen Besucherinnen und Besuchern, nachdem im vergangenen Jahr die Preisvergabe wegen Corona nur Online stattfinden konnte.
Die Erleichterung war allen Teilnehmern der Veranstaltung im Rathaus-Festsaal von Münster anzumerken – und von OB Markus Lewe und dem scheidenden Vorstandsvorsitzenden Hans-Peter Kosmider auch angesprochen: Vorsicht in Form von 2G und Masken, aber Nutzung des Geimpftseins, um in einer solchen Veranstaltung die Preisträger zu würdigen.
Der diesjährigen Wettbewerb um den Bürgerpreis 2021 der Stiftung Bürger für Münster stand unter dem Motto “Münster – Heimat, heute & morgen”. Bis zum 15. Oktober konnten sich Vereine, Initiativen und Organisationen mit ihren Projekten um den Bürgerpreis bewerben. Eine hochkarätig besetzte Jury traf die Auswahl und bestimmte am Ende auch die Preisträger.
Die Jury bestand aus Dietmar Dertwinkel (Generalbevollmächtigter der Volksbank Münsterland Nord), Klaus Ehling (Vorstand des Münsterland e.V.), Antonia Koehn-Hevernick (ehem. Mitglied im Jugendrat Münster und Jugendrat NRW), Hans-Peter Kosmider (Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung Bürger für Münster), Hans Näscher (ehem. Präsident des Rotaract Clubs Münster), Stefan Nottmeier (Chefredakteur von Radio Antenne Münster), Christoph Spieker (ehem. Leiter der Villa ten Hompel), Bernadette Spinnen (Leiterin von Münster-Marketing) und Tobias Viehoff (ehem. Vorstand der Initiative Starke Innenstadt).
Oberbürgermeister Markus Lewe würdigte in seiner bewegenden und emotionalen Laudation die Herausforderuneng, die das Wettbewerbsthema „Heimat“ stelle. Angesichts aktueller Probleme – von der Integration von Geflüchteten und Migranten in die Stadtgesellschaft bis hin zu den Verwerfungen, die Corona mit sich bringe – habe das Thema eine neue Aktualität gewonnen.
Lewe bedankte sich bei der Bürgerstiftung für die herausragende Arbeit und würdigte das ehrenamtliche Engagement der anwesenden Vereine und Organisationen, die sich in vorbildlicher Weise für das friedliche Zusammenleben in der Stadt einsetzten. Sichtlich neugierig war er auf das Ergebnis der Ausscheidung und wünschten den Preisträger aber auch den Finalisten, die diesmal leer ausgingen, weiterhin viel Kraft und viel Erfolg bei ihrer wichtigen Arbeit. Ausdrücklich lobte er das selbstlose Engagement der vielen Ehrenamtlichen, das die Stadt einfach reicher mache.
Die Bürgerstiftung hatte es einmal wieder spannend gemacht: Sieben Finalisten für den Bürgerpreis waren aus einem großen Feld von interessanten Bewerbungen ausgewählt und eingeladen. Sie wurden in kurzen Videobeiträgen mit Interviews porträtiert. Alle Besucher und Besucher konnten sich von der herausragenden Arbeit aller Organisationen und Initiativen überzeugen. Im Festsaal war die Spannung groß als es zur Preisvergabe für den Bürgerpreis kam. Aber die Laudatoren ließen die Finalisten und auch das Auditorium ein wenig rätseln: Wer sind die Preisträger?
Der mit 1000 Euro dotierte Jugendpreis ging an die Courage Schülerstiftung am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Kinderhaus. In dieser 2006 gegründeten und über viele Schülergenerationen fortentwickelten Initiative fördern Gymnasiasten Grundschulkinder, die von zu Hause nicht so viel Unterstützung bekommen. Das Engagement der Schülerinnen und Schüler ist unglaublich kreativ, einfallsreich und vielseitig.
Die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten entwickeln Formate, die man sich eigentlich von den verantwortlichen Lehrerinnen und Lehrern der Schule erwartet, an die die Kinder gehen. Die Mitglieder der Courage Schülerstiftung schaffen so ein Stück Heimat für Kinder, die es auf Grund von Herkunft, Sprache oder wirtschaftlichen Verhältnissen schwerer haben. Laudator Hans Näscher lobte vor allem die Dauerhaftigkeit dieses Projektes und seinen wichtigen Beitrag dazu, unterschiedliche Start-Chancen von Kindern ein wenig einzuebnen. In der Tat ist es kaum zu glauben wie lange sich das Projekt gehalten hat und offenbar mit wie viel Begeisterung es von einer Schülergeneration an die nächste weitergereicht wird.
Den ebenfalls mit 1000 Euro dotierten Bürgerpreis in Bronze erhält die Initiative Dein Brunnen für Münster. Zwar sind es im Kern “nur” fünf engagierte Bürgerinnen und Bürger, die dafür gesorgt haben, dass das Kunstwerk “Sketch For a Fountain” von Nicole Eisenman nach der Skulpturen-Ausstellung 2017 nach Münster zurückkehren konnte. Aber sie haben es geschafft, eine Idee Wirklichkeit werden zu lassen, eine große Zahl von Unterstützern zu mobilisieren und die kommunalen Entscheidungsträger für das in der Öffentlichkeit durchaus kontrovers diskutierte Projekt zu gewinnen.
Laudatorin Bernadette Spinnen hob hervor, dass die Initiatoren auch zukünftig in Form vielfältiger Veranstaltungsformate einen interdisziplinären Austausch zu einer toleranten, diversen Gesellschaft ermöglichen und so das Verständnis von Heimat weiterentwickeln wollen. Ihre Rede bezog sie auf das Lied “Am Brunnen vor dem Tore” und leitete daraus die Idee eines Sehnsuchtsortes ab, der nun durch den Brunnen von Nicole Eisenman auf der Promenade entstanden sei.
Einen klassischen Heimatverein im besten Sinne nannte Laudator Christoph Spieker den Silber-Preisträger, das Kulturforum Nienberge. Das seit über 20 Jahren bestehende und im Stadtteil gut vernetzte Kulturforum hat sich erfolgreich für den Bau eines Forums, das auch von der benachbarten Grundschule genutzt werden kann, eingesetzt und organisiert seitdem eine breite Palette von kulturellen Veranstaltungen. Die im Kulturforum Engagierten beweisen einen langen Atem und haben im wörtlichen Sinnen einen Ort geschaffen, an dem Heimat erlebbar ist.
Die Rede auf den Gold-Preisträger hielt wie immer der Vertreter des Hauptsponsors, der Volksbank Münsterland Nord und der Wertestiftung Münsterland, Dietmar Dertwinkel. Er lobte das 2014 von Münsteraner Schülern gegründete Projekt Ein Rucksack voll Hoffnung.
Die jungen Leute des Vereins Ein Rucksack voll Hoffnung sammeln Kleidung und Dinge des täglichen Bedarfs, so dass sie im Winter jeden Sonntag bis zu 70 Obdachlose mit dem Nötigsten – und auch ein bisschen Heimatgefühl – versorgen können. Mindestens so wichtig ist ihnen, mit Obdachlosen ins Gespräch zu kommen und sich für sie in der Öffentlichkeit einzusetzen, nicht zuletzt durch Unterrichtsreihen an mehreren Schulen. Der Verein hat sich aus einer Initiative von Schülerinnen und Schülern gegründet und seither immer weiterentwickelt und auch vergrößert. Aktuell sind bis zu 60 Ehrenamtlich in den verschiedenen Projekten engagiert.
2016 war das Projekt schon mit dem Jugendpreis der Bürgerstiftung ausgezeichnet worden. Mit seiner Nachhaltigkeit und dem unermüdlichen Engagement der Schüler und Studenten wurde das Projekt nun unter großem Beifall des Publikums mit dem Gold-Preis ausgezeichnet.
Auch das Engagement der weiteren Finalisten wurde gelobt: das Begegnungszentrum Kinderhaus mit seinem Projekt “Westfalen für Anfänger”, wo sich regelmäßig Menschen mit Migrationsgeschichte und Einheimische zu vielfältigen kulturellen Aktivitäten treffen,
DJK Borussia mit seiner Jugendabteilung und dem “Borussen-Ferienpark” für Kinder und Jugendliche, deren Bewegungs- und Sport-Möglichkeiten Corona-bedingt eingeschränkt waren oder sind,
und der Sozialdienst Katholischer Frauen mit Frauentreff, Kleiderkammer, Frühstücken, kulturellen Veranstaltungen und Gesprächsangeboten.
Leider musste die Stiftung wegen der Corona-Auflagen auf den traditionellen Umtrunk und Imbiss verzichten. Trotzdem waren die rund 100 Teilnehmer froh, bei dieser Preisverleihung in festlicher Form dabei zu sein. Den musikalischen Rahmen gestalteten Danjiel Tropcic (Tenor) und Benjamin Pfordt (Klavier). (Jörg Bockow)
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