Neujahrsempfang in der Universität Münster

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Neujahrsempfang im Schloss: Das Rektorat verleiht während der Veranstaltung drei Preise. Der Rektor hebt bei seiner Ansprache den Ausbau der Infrastruktur für exzellente Forschung hervor.

Neujahrsempfang in der Universität Münster

Das Rektorat um Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels (erste Reihe rechts) gratulierte den Preisträgerinnen und Preisträgern – Foto Uni MS – Christoph Steinweg

Gute Stimmung und beste Unterhaltung: Das Rektorat der Universität Münster hat am Freitagabend (12. Januar) rund 400 Gäste zum Neujahrsempfang im münsterschen Schloss begrüßt. Im Zentrum der Veranstaltung standen die Neujahrsrede von Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels sowie die Vergabe von drei Preisen, die jeweils in kurzen Filmen vorgestellt wurden. Das musikalische Rahmenprogramm gestalteten die aus der Ukraine stammenden Studierenden Vasylyna Hrynevych und Oleksandr Shykyta vierhändig am Piano. Die Gäste genossen in rund anderthalb Stunden ein kurzweiliges Programm, das mit einem Empfang im Schlossfoyer endete.

Unter dem Motto „Mehr Wissenschaft wagen“ bot Johannes Wessels beim Neujahrsempfang einen Rückblick auf das vergangene und einen Ausblick auf das laufende Jahr. Dabei hob er beispielsweise die stetig wachsende Forschungsinfrastruktur als Grundlage für exzellente Forschung an der Universität Münster hervor – als Beispiele nannte er das in 2023 neu eröffnete „Multiscale Imaging Centre“ und das im April eingeweihte Hochleistungs-Kryoelektronenmikroskop sowie die Bau-Fortschritte beim „Campus der Theologien und Religionswissenschaft“ und beim „Body & Brain Institut Münster“. Zudem wies er darauf hin, dass Anfang Februar über zwei neue Exzellenzcluster-Antragsskizzen der Universität entschieden werde. In wenigen Wochen werde damit feststehen, ob die Universität neben den beiden Folgeanträgen für die Exzellenzcluster „Mathematik Münster“ und „Religion und Politik“ weitere Vollanträge einreichen dürfe und damit die Chance auf ein oder zwei weitere Cluster habe.

Schließlich unterstrich der Rektor beim Neujahrsempfang die Bedeutung des wissenschaftlichen Austauschs. „Wissenschaft basiert auf universellen Spielregeln – Wissenschaft ist ein Motor, um Differenzen zu überwinden“, betonte Johannes Wessels mit Blick auf den aktuellen Konflikt im Nahen Osten. Er kündigte an, dass nach Aufhebung der aktuellen Reisewarnung eine Delegation der „U15-Universitäten“ nach Israel reisen werde, um schnellstmöglich weitere Kooperationen mit den dortigen Hochschulen zu besprechen. Bei den „U15“ handelt es sich um die Interessensvertretung von 15 forschungsstarken und international sichtbaren, medizinführenden Universitäten.

Der Neujahrsempfang bildete auch in diesem Jahr den festlichen Rahmen für die Verleihung von drei Rektoratspreisen – den Lehr-, Gleichstellungs- und Studierendenpreis. Die Preisträger im Kurzporträt:

Lehrpreis:

Der Lehrpreis 2023 wurde beim Neujahsempfang verliehen. Er geht mit jeweils 15.000 Euro an Dr. Petra Lütke für die Lehrveranstaltung „Food Geographies“ sowie an Prof. Dr. Jens Niebaum und Prof. Dr. Ricarda Vulpius für die Lehrveranstaltung „Ukrainische Erinnerungsorte – kunstgeschichtlich und historisch betrachtet“. Mit den „Food Geographies“ ehrte die Jury ein langjähriges überdurchschnittliches Engagement in der universitären Lehre. Bei der Übung „Ukrainische Erinnerungsorte“ lobte die Jury die Verbindung eines aktuellen und emotionalen Themas mit interdisziplinär ausgerichteten Fragestellungen.

In der Lehrveranstaltung „Food Geographies“ geht es um den Zusammenhang von Ernährung und Gentrifizierungsprozessen. Neben der langjährigen Ausrichtung und Umsetzung von Interdisziplinarität in der Lehre entwickelte und implementierte Petra Lütke vom Institut für Geographie zudem innovative Prüfungsformate. Dazu zählen zahlreiche öffentliche Ausstellungen oder online frei zugängliche Story Maps, die sich beispielsweise mit der Bedeutung von Ernährung für Stadtquartiere in Amsterdam, Köln und Münster beschäftigen. Die Jury würdigte zudem das überdurchschnittliche Engagement der Preisträgerin im forschenden Lernen und Lehrens sowie in der Beratung von Studierenden.

In der Übung „Ukrainische Erinnerungsorte – kunstgeschichtlich und historisch betrachtet“ der Osteuropa-Historikerin Ricarda Vulpius und des Kunsthistorikers Jens Niebaum boten sich den Studierenden fächerübergreifende Austausch- und Lernmöglichkeiten anhand von Objekten, die sich mitten im Kriegsgeschehen befinden. Vor dem Hintergrund von Russlands Überfall und der damit verbundenen Infragestellung der staatlichen Existenz der Ukraine setzten sich die Studierenden mit Orten auseinander, die für die angeblich nicht vorhandene ukrainische Nation konstitutiv sind. Neben einer komplexen Verschränkung geschichtswissenschaftlicher und kunsthistorischer Zugänge bezog die Veranstaltung auch internationale Perspektiven mit ein. Eine Quintessenz der Ergebnisse war in einer Posterausstellung zu sehen, die jetzt in einen Begleitband überführt wird.

Gleichstellungspreis beim Neujahrsempfang:

Mit dem mit insgesamt 20.000 Euro dotierten Gleichstellungspreis 2023 zeichnete das Rektorat zwei Projekte aus: zum einen „SmartMatters4You“, eine Kooperation zwischen dem MexLab Physik und dem interdisziplinären Sonderforschungsbereich „Intelligente Materie“, zum anderen das Projekt „Women’s Empowerment Convention“ des „REACH – EUREGIO Start-up Center“. Die Jury entschied, beide Projekte auszuzeichnen, da sie aus Fachbereichen kommen, in denen Frauen deutlich unterrepräsentiert sind.

„SmartMatters4You“ zielt darauf, die geringe Zahl an Studentinnen in den Fächern Physik und Chemie zu erhöhen. Dabei bekommen Oberstufenschülerinnen einen direkten Einblick in Zukunftsthemen der aktuellen Grundlagenforschung. Seit 2022 haben 40 Teilnehmerinnen jeweils für ein Jahr durch forschendes Lernen, zum Beispiel in Experimentier-Workshops, einen Einblick in die Arbeit von Wissenschaftlern in Industrie und Forschung erhalten. Auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Projekt, mit einer Promotion wird es zudem wissenschaftlich begleitet.

Die „Women’s Empowerment Convention“ führt Studierende, Hochschulangehörige und hochschulnahe Start-ups sowie Unternehmensvertreter und Wirtschaftsförderer zusammen. Der Kongress gibt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Gelegenheit, gemeinsam Themen rund um Gleichberechtigung, Führung, Karriere und Gründung zu diskutieren und sich zu vernetzen. Vor dem Hintergrund, dass der Anteil von Frauen in der Gründungsszene und angrenzenden Bereichen nur bei 20 Prozent liegt, ist die Förderung nach Überzeugung des Rektorats von besonderer Bedeutung. Durch die große Anzahl interner sowie externer Experten hat der Kongress, der im November 2023 erstmals stattfand, das Potenzial, auch überregional Aufmerksamkeit zu erzeugen und so zur Stärkung des universitären Standorts beizutragen.

Studierendenpreis:

Carlotta Musiol und Mirlay von Wenzel erhielten den mit 7.500 Euro dotierten Studierendenpreis 2023 für die Konzeption und Organisation der Ringvorlesung „recht feministisch denken“. Mit dem Preisgeld würdigt und unterstützt das Rektorat das außergewöhnliche und ehrenamtliche Engagement von Studierenden, um damit zudem soziale oder kulturelle Belange im Umfeld der Universität Münster zu stärken.

Die Ringvorlesung, an der bislang 250 Studierende teilnahmen, füllt eine Leerstelle im Lehrangebot der Rechtswissenschaftlichen Fakultät. Eine zentrale Motivation der beiden Preisträgerinnen war es, Wege zu suchen, wie sie ihr wissenschaftliches Interesse an feministischer Rechtswissenschaft in ihr Pflichtstudium integrieren und dadurch Forschung und Lehre an der Universität Münster näher zusammenführen können. Neben Personen aus der Forschung waren Praktikerinnen in die Veranstaltung eingebunden. Außerdem war die Diskussion – im Sinne der Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur Rechtswissenschaft – interdisziplinär ausgerichtet. Das Konzept und Programm der Vorlesung, die Auswahl und Einladung der Referentinnen, die Werbung, die Einwerbung von Geld, die Einrichtung eines Learnweb-Kurses sowie die Betreuung der Studierenden übernahmen Carlotta Musiol und Mirlay von Wenzel eigenständig. Ein besonderer Erfolg: Den Preisträgerinnen ist es gelungen, einen Grundstein für ein regelmäßiges Format zu legen und die Ringvorlesung zur feministischen Rechtswissenschaft im ein- bis zweijährigen Turnus an der Universität Münster weiterzuführen.

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