Der Krankenwagen, den der Verein Ukraine in Not e.V. aus Münster mit Spendengeldern finanziert hat, konnte gestern (14. März) seine Reise in die Ukraine antreten.
Valentyn Vilskyi und Irina Bojarinzewa sind heilfroh als der Krankenwagen endlich mit allen Hilfsgütern beladen ist. Denn nach Monaten der Arbeit kann der Krankenwagen endlich los. Die Spenden gehen in die Ukraine.
Seine Farbe ist unübersehbar: Signalrot leuchtet der Krankenwagen und ist daher auch im Kriegsgebiet der Ukraine sofort zu erkennen. Dieser Krankenwagen ist eine Spende des Vereins Ukraine in Not aus Münster. Er soll möglichst bald in der Ukraine in frontnahen Regionen Hilfe bringen und vor Ort zum Einsatz kommen. So soll er unter anderem für die schnelle Evakuierung von kranken und verletzten Zivilisten in weiter entfernte, funktionierende Krankenhäuser eingesetzt werden.
Der Fahrer Oleksandr Temeshev ist eigens aus der Ukraine angereist, um das Fahrzeug in sein Heimatland zu überführen. Ziel ist die Stadt Kupjansk in der Region Charkiw. Dort soll der Rettungswagen zum Einsatz kommen.
Oleksandr Temeshev fährt mindestens einmal im Monat diese Strecke, um Hilfsgüter in die Ukraine zu bringen. Das sei jedesmal eine sehr aufregende Zeit, berichtet er. Denn die Umstände hinter der Front seien teilweise chaotisch und immer sehr gefährlich. Tatsächlich harren immer noch einige Zivilisten kurz hinter der Front aus, weil sie ihr Hab und Gut nicht zurücklassen wollen. Oleksandr Temeshev berichtet von erschütternden Zuständen, weil die Bewohner kaum Lebensmittel und kaum mehr Wasser zur Verfügung haben. Die Hilfe aus Deutschland werde immer sehr dankbar aufgenommen.
Dem Fahrer Oleksandr Temeshev steht die vor ihm liegende Strecke klar vor Augen: Über Berlin, Warschau und die Partnerstadt Lublin geht es weiter nach Kiew und Charkiw. Das sind etwa 2.500 Kilometer bis in die Nähe der ukrainischen Front.
Der Krankenwagen wird vor Ort an die Stiftung „Hand of Salvation“ und ihren Gründer Vadym Heiko übergeben. Dort soll er in den frontnahen Regionen Charkiw, Dnipro und Saporischschja als Krankentransporter eingesetzt werden.
Die Kosten von 10.000 Euro für den gebrauchten Krankenwagen hat der Verein Ukraine in Not in den vergangenen Monaten gesammelt. Das ist eines der vielen Projekte, für die sich der überaus umtriebige und engagierte Verein einsetzt. Der Verein wurde vor zwei Jahren unmittelbar nach dem russischen Überfall auf die Ukraine gegründet, um Hilfe zu leisten – direkt in der Ukraine aber auch hier, wo immer mehr Flüchtlinge eintreffen.
Unter dem Dach des Vereins sind aktuell rund 50 aktive Freiwillige und Ehrenamtliche vornehmlich aus der Ukraine engagiert. Sie leisten ehrenamtliche Arbeit für die Landsleute, die hier in Münster und Umgebung ihre Zuflucht gefunden haben. Das Spektrum der vielfältigen Aktivitäten des Vereins ist breit. Dazu gehören regelmäßige Sprachkurse, Theaterbesuche und die Betreuung von Kindern, aber auch die Begleitung von Landsleuten bei Behördengängen und ähnliches. Tatsächlich hat der Verein inzwischen regelmäßigen Kontakt zu rund 4.000 Ukrainern, die in Münster und der Region leben. Der Verein organisiert Kontakte und das Netzwerk der Landsleute untereinander.
Ohne den großen Einsatz der Vereinsmitglieder wären viele Aktionen und Hilfsleistungen gar nicht möglich gewesen. In den beiden zurückliegenden Jahren seit dem Beginn des Krieges hat der Verein neben zahlreichen Sachspenden rund 100.000 Euro an Spenden gesammelt, die dort eingesetzt werden, wo Hilfe gebraucht wird. Dazu gehören aktuell Generatoren, Verbandsmaterialen, Babynahrungsmittel, Medikamente. Wichtig ist auch, dass weiterhin Trinkwasser in diese Regionen gebraucht wird. Die Anschaffung des Krankenwagens und die Überführung in die Ukraine ist aktuell eines der wichtigsten Projekte.
Der Verein ist weiter auf Unterstützung und Spenden angewiesen. Selbstverständlich bekommen alle Spender eine entsprechende abzugsfähige Spendenquittung. Der Verein Ukraine in Not e.V. hat im Jahr 2022 den Bürgerpreis in Gold der Stiftung Bürger für Münster verliehen bekommen. Im vergangenen Jahr war der Verein außerdem für den Deutschen Engagementpreis nominiert. (Jörg Bockow)
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