Schnäppchen im Internet erkennen

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Schnäppchen und wirklich attraktive Angebote sollte man im Internet erkennen: Günstig einkaufen ist das Ziel der meisten Verbraucher, in der Praxis funktioniert die Jagd nach dem Schnäppchen aber oft nicht.

Schnäppchen im Internet erkennen

Nicht jedes Schnäppchen im Internet ist wirklich ein echtes Schnäppchen – Foto Pixabay

Das Internet offeriert vermeintliche Sonderangebote an allen Ecken und Enden, aber wie trennt man die Spreu vom Weizen? Die Anzahl an Portalen wie Mein-Deal.com hat zugenommen und so haben es Verbraucher leichter denn je, Schnäppchen zu finden. Um hier wirklich einen Effekt zu erzielen, muss der Endkunde diese Seiten aber auch effektiv nutzen können. Hinzu kommt Grundwissen, was sich um die Erstellung von Angeboten seitens Händlern und den Konsum im Allgemeinen dreht. Nur wer genau weiß, auf welche Aspekte er achten muss, kann Schnäppchen mit Erfolg jagen.

Zu teuer – wenn Schnäppchen gar nicht günstig sind

Ein Sonderangebot? Das verleitet zum sofortigen Kauf, denn wer weiß, wann es das nächste Schnäppchen gibt. Hinter diesem typischen Ablauf einer Kaufentscheidung steckt System. Die allermeisten Händler arbeiten mit psychologischen Effekten, um Kunden zum Kauf zu bewegen. Sehr gern genutzt ist beispielsweise der Rotstift-Effekt. Mit deutlichen Lettern und roter Signalfarbe werden Sonderangebote angeschrieben oder auf der Website dargestellt. Alles zielt darauf ab, die Aufmerksamkeit des Konsumenten zu erzielen. „Nur noch“ oder „Heute besonders günstig“ sind Worte, die dem geneigten Käufer suggerieren, dass es hier ein Schnäppchen gibt. Aber wie günstig sind Angebote in der Praxis wirklich? Oft basieren Sonderangebote auf völlig willkürlich berechneten Zahlen. Ein Preisvergleich reicht aus, um zu ermitteln, dass es günstigere Alternativen gibt.

Schnäppchen im Internet erkennen

Man sollte vor dem Kauf sorgfältig auch andere Angebote prüfen – Foto Pixabay

Vorsicht ist auch bei sogenannter Aktionsware geboten. In Prospekten und sogar im TV werden Sonderangebote der kommenden Woche angekündigt. Der geneigte Verbraucher eilt in den Laden, schließlich möchte er sein Stück vom Kuchen abbekommen. Dort angekommen, ist dann das gewünschte Produkt nicht mehr verfügbar. Aus Frust wird anschließend eine Alternative gewählt, schließlich war die Kaufentscheidung bereits getroffen. Die Verbraucherzentrale hat sich mit dieser Lockangebots-Praxis beschäftigt und herausgefunden, dass selbst in Online-Shops mit solchen Methoden gearbeitet wird.

Dem Kunden wird ein Gratisprodukt oder ein tolles Angebot versprochen. Oft ist die Bedingung zur Inanspruchnahme der Kauf eines anderen Artikels oder das Erreichen eines bestimmten Warenwertes. Nachdem der Warenkorb schließlich gefüllt ist, steht das Sonderangebot nicht mehr zur Verfügung. Der Händler zielt darauf ab, dass der Kauf trotzdem durchgeführt wird.

Daher gilt: Lockangebote und Superschnäppchen müssen sorgfältig geprüft werden. Ein günstiges Angebot stellt sich schnell bei genauerer Betrachtung als Falle heraus und lohnt sich nicht!

Sparpotenzial durch Zusatzeffekte

Von der anderen Seite betrachtet, kann selbst ein mittelprächtiger Preis noch zu einem echten Angebot werden. Für die meisten Menschen ist Shopping fast ein Stück Kultur und da zählt es, den günstigsten Preis im Warenkorb zu haben. Nun aber folgt ein Beispiel, das vielen Konsumenten gar nicht bewusst ist:

  • Ein Produkt kostet bei Händler A 29,99 Euro.
  • Das gleiche Produkt wird von Händler B für 34,99 Euro angeboten.

Der erste Impuls besteht darin, bei Händler A zu kaufen und den günstigeren Preis mitzunehmen. Aber wäre da nicht mehr Sparpotenzial möglich gewesen?

Schnäppchen im Internet erkennen

Man sollte auf Druck mit doppelter Vorsicht reagieren – Foto Pixabay

Was der Verbraucher verpasst hat, ist die Tatsache, dass Händler B gerade eine Cashback-Aktion gestartet hat. Wer bei ihm das Produkt kauft, erhält 9,99 Euro zurückerstattet, nach Verifizierung des Kaufes (Hochladen des Kassenbons). Im Endeffekt wäre das Produkt dann also für 25,99 Euro über den Ladentisch gegangen und Händler B hat das günstigere Angebot unterbreitet.

Anhand dieses Beispiels zeigt sich klar, dass der angezeigte Preis nicht zwingend der Endpreis sein muss. Durch Zusatzeffekte wie Cashback-Aktionen, Versandkostennachlass oder Rabattcodes lässt sich oft selbst beim mittelpreisigen Angebot mehr sparen als beim Dumpingschnäppchen.

Bedarf checken für Schnäppchen

Auch wenn die Umfrage schon etwas älter ist, spiegelt sie bis heute das Kaufverhalten der Menschen nach. Schon 2007 gaben rund 27,3 % an, dass sie schon häufig mehr Geld als nötig beim Einkaufsbummel ausgegeben haben. Eine Ursache kann die Jagd nach günstigen Angeboten sein. Durch die Verbreitung von Online-Shopping hat dieser Effekt sogar noch zugenommen. Heute können Verbraucher immer und überall einkaufen, unabhängig von Öffnungszeiten oder lokalen Geschäften vor Ort.

Kommen dann noch günstige Deals hinzu, ist der Impuls zum Kauf noch schneller vorhanden. Das lässt sich durch logische Gedankengänge und psychologische Faktoren erklären, ist aber gefährlich. Wer Geld nur des günstigen Preises wegen ausgibt, riskiert gleich mehrere Probleme:

  • Am Ende des Monats reicht das Geld nicht mehr zum Leben.
  • Wenn der Dispo ausgereizt wird, steigen die Kosten immens an.
  • Nicht benötigte Einkäufe sind keine Schnäppchen, sondern teuer.
  • Es droht die Entwicklung eines suchtartigen Kaufverhaltens.

Bevor also überhaupt ein Deal analysiert wird, ist es wichtig, die eigenen Kaufabsichten zu überprüfen. Wie nötig ist es, genau zu diesem Zeitpunkt einen neuen Fernseher zu kaufen? Angebote wiederholen sich und sind nie nur „einmalig“ verfügbar. Hierzu reicht ein Blick in die Werbeprospekte von Supermärkten. In regelmäßigen Abständen sind immer die gleichen Artikel wieder und wieder im Angebot. Händler wissen, welche Produkte große Nachfrage mitbringen und entsprechend wird das Angebot aufbereitet.

Preisvergleich mit weiteren Händlern

Es gibt viele Konsumenten, die ihren Stammhändler auch im Netz längst gefunden haben. Vor allem die großen Verkaufsplattformen wie Amazon spielen hier die Hauptrolle. Das verhindert allerdings den Blick auf die Preispolitik im Allgemeinen, da Referenzwerte fehlen. Wer wirklich sparen möchte, sollte zumindest einmal die Hauptseite des Herstellers besuchen und schauen, was das Produkt dort kostet. Darüber hinaus ist es sinnvoll, seriöse und vor allem objektive Preisvergleiche durchzuführen. Die erkennt man unter anderem an folgenden Faktoren:

  • Kein Hinweis vorhanden, dass das Vergleichsportal Promotionen von Händlern erhält.
  • Keine übermäßigen Werbeanzeigen, die auf kommerzielle Absichten hindeuten.
  • Liste mit allen Anbietern, die im Vergleich überprüft wurden.
  • Eindeutige Einsicht auf die Parameter, die beim Ranking berücksichtigt wurden.

Wer kein Vergleichsportal nutzen möchte, hat auch selbst die Möglichkeit, verschiedene Händler aufzusuchen. Oft zeigen sich zwar nur kleine Unterschiede, die aber für den Endpreis doch relevant sein können.

Unverbindliche Preisempfehlung

50 % Rabatt auf die unverbindliche Preisempfehlung. Eine solche Werbung verlockt und verleitet schnell zum Kauf. Aber wie günstig ist das Angebot? In den meisten Fällen handelt es sich hierbei um eine Falle. Die unverbindliche Preisempfehlung ist eine Empfehlung seitens des Herstellers, wie teuer der Artikel verkauft werden soll. Realistisch und vor allem fair ist diese UVP aber in den wenigsten Fällen. Nicht umsonst gilt der Beiname „Mondpreis“, da Händler gern willkürlich an den Angaben drehen.

Ein Werbeangebot, das mit einem Nachlass auf die UVP lockt, muss daher genau überprüft werden. Es kann günstiger sein als im Normalfall, es kann sich aber auch um eine Falle handeln.

Druck hat keine Chance

„Nur noch wenige Artikel verfügbar“ – diese Anzeige haben die meisten Kunden schon einmal im Onlineshop gesehen. Unübersehbar läuft ein Counter rückwärts, der den Verkauf des Artikels symbolisiert. Nur noch 100 Stück vorhanden, kurze Zeit später ist der Bestand schon auf 50 Exemplare geschrumpft. Der Wunsch des Verkäufers: Der Kunde soll so schnell wie möglich zuschlagen, ohne vorher den Preis zu vergleichen.

Eine solche Drucksituation ist immer ein Zeichen dafür, dass hier kein gutes Angebot vorliegt. Das gilt auch dann, wenn ein Angebot nur für 20 Minuten verfügbar ist und die Uhr eindeutig sichtbar rückwärts läuft. Gerade jetzt ist es wichtig, die Website zu verlassen und stattdessen einen seriösen Preisvergleich durchzuführen. In nahezu allen Fällen ist der Artikel auch eine Stunde später noch nicht ausverkauft, der Counter läuft wieder von vorne los.

Mit anderem Gerät Schnäppchen suchen

Angebote sollten doch eigentlich für alle Konsumenten gelten, oder? Die Verbraucherzentrale deckte auf, dass im Handel mit dynamischen Preisen agiert wird. Das bedeutet, dass zwei Kunden womöglich ein unterschiedliches Angebot unterbreitet bekommen. Schuld daran sind Faktoren wie die Uhrzeit, das genutzte Gerät oder auch der Wohnort des Käufers. Wer sich über ein VPN einloggt und zum Beispiel seinen Flug aus der Nachbarstadt bucht, kann manchmal ein deutlich günstigeres Angebot erhaschen. Aber selbst der Kollege im Büro kann andere Preise angezeigt bekommen als man selbst.

Ob ein solches dynamisches Preisverhalten vorliegt, lässt sich durch die Nutzung eines anderen Endgeräts überprüfen. Oft reicht es schon, anstelle des Handys einfach mal den Laptop zu nutzen. Ganz wichtig dabei: Vorher immer Cookies löschen, denn Händler tracken sonst das Nutzerverhalten und passen ihre Preise daran an.

Was Cookies wirklich sind und warum sie gelöscht werden sollen, erklärt das nachfolgende Video sehr gut:

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Fazit: Nicht jedes Schnäppchen ist echt

Die Analyse des Einkaufsverhaltens und der Auswirkung von Schnäppchen auf die Käufermentalität zeigt klar: Nicht jedes Sonderangebot ist auch wirklich einen Kauf wert. Heute ist Shopping deutlich flexibler als noch vor einigen Jahren. Niemand muss mehr seine Komfortzone verlassen und die Händler vor Ort mit seinen Wünschen abklappern. Dafür haben aber auch Verkäufer sehr viel mehr Möglichkeiten, indem sie ihre Kunden verfolgen, tracken und ihr Angebot einfach variabel ausspielen.

Tricks, Psychologie und manchmal sogar Abzocke sind immer mit an Bord, wenn es um das günstige Einkaufen im Internet geht. Wer als Verbraucher nicht nur seine Rechte kennt, sondern auch die Kniffe der Händler, wird am Ende deutlich günstiger einkaufen können. Und zu guter Letzt braucht es neben all diesen Optionen vor allem eines: Geduld! Gute Angebote sind meist nie spontan zu finden, sondern nur mit umfangreicher Recherche. Dann aber lohnt es sich.

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