Vom Wandern in der Literatur

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Vom Wandern in der Literatur: Die neue Sonderausstellung im Museum für Westfälische Literatur im Kulturgut Haus Nottbeck behandelt in 42 literarischen Variationen das Thema Wandern. “Identität, Rausch und Survival” sind Facetten, welche die Präsentation im Literaturmuseum und Gartenhaus sowie auch im Außenraum in den Blick nimmt.

Zur Eröffnung am Sonntag, 2. Juli, um 16 Uhr präsentieren der Schauspieler Carsten Bender und Museumsleiter Walter Gödden einen unterhaltsamen Lesedialog zum Thema Wandern. Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet und ist bis zum 5. November auf dem Kulturgut Haus Nottbeck in Oelde-Stromberg zu sehen.

Kulturhaus Nottbeck und das Wandern

In einer Sonderausstellung beschäftigt sich das Kulturgut Haus Nottbeck in 42 literarischen Variationen mit dem Thema Wandern. Foto Dirk Bogdanski

Es gibt viele gute Gründe zu wandern. Man sucht die körperliche Herausforderung, möchte Abstand zum tristen oder hektischen Alltag erhalten, neue Kraft schöpfen und sich zu Neuem inspirieren lassen. Die Besinnung auf ökologische Gesichtspunkte spielt ebenso eine Rolle wie die Neugierde auf fremde Länder und Kulturen, die andere Fußgänger (und Idole?) möglicherweise schon vorher erkundet haben. Reisen hat aber auch mit spirituellen Glückserfahrungen zu tun und der Frage nach dem Sinn des Lebens. In körperlicher Hinsicht kann es ein regelrechtes Suchtpotential entfalten, bis hin zu Survival-Abenteuern. Und ist Wandern nicht auch ein politischer Akt, man denke etwa an die “Wandervogel”-Bewegung um 1900? Und, nicht zu vergessen: Wie wandert man eigentlich richtig? Ab wann darf man die Titulierung “Flanieren” in den Mund nehmen? Und: Muss Wandern immer nützlich sein, oder ist nicht gerade der Müßiggang ein erstrebenswertes Ziel?

Diese Ausstellung “Vom Wandern. 42 literarische Variationen” hat Texte westfälischer Autorinnen und Autoren auf solche Fragestellungen hin abgeklopft. Die Antworten sind so vielgestaltig wie die Schriftstellerinnen und Schriftsteller selbst. Das Spektrum reicht vom feudalen Spaziergang im 19. Jahrhundert bis zur Globetrotterei heutiger Tage. Wandern ist eine Lebensform, lässt uns Henry David Thoreau wissen, man könne die Welt eigentlich nur wandernd erschließen und für sich erobern. In dieser Hinsicht wurden bei dieser Ausstellung die Grenzen zum Radfahren nicht allzu streng abgesteckt – sofern es sich denn ebenfalls im Einklang mit einem einfachen, naturnahen Leben befindet. Sogar eine kamelreitende Dame ist im thematischen Portfolio vertreten, ebenso wie eine 24-jährige Nestflüchterin, die mit dem Motorroller in den Orient reiste.

In Ergänzung zu den literarischen Variationen zum Thema Wandern kommt auch das Museumspublikum zu Wort. Unter dem Titel „Experiment Wandern“ wurden Wandergeschichten der Besucherinnen und Besucher – Erlebnisse, Begegnungen, Natur- und Selbsterfahrungen – zum Gegenstand eines Videofilms, der während der Ausstellung im Gartenhaus zu sehen ist.

Apropos Wandern. Das Münsterland ist ein Wanderland. Das Wanderwegenetz umfasst 3.000 Kilometer. Es gliedert sich in 25 Hauptwege, Kurzstrecken, Rundwander- und Themenwege. Da kann man nur raten: “Walk like a poet!”, wie der Slogan des “Lyrikwegs” zwischen Burg Hülshoff und dem Rüschhaus verheißt.

Ausstellung und Begleitveranstaltungen sind Projekte der LWL-Literaturkommission und des Museums für Westfälische Literatur – Kulturgut Haus Nottbeck, gefördert durch die Stiftung der Sparkasse Münsterland Ost.

Programm

Sonntag, 2. Juli, 16 Uhr:  Ausstellungseröffnung und Lesung. “Vom Wandern. Ein Lesedialog mit Carsten Bender und Walter Gödden”, Eintritt frei

Samstag, 5. August, 19.30 Uhr: Lesung mit Hans Zippert

Samstag, 19. August, 19.30 Uhr: Talk – Experiment Wandern. Gespräche über Erlebnisse, Begegnungen, Natur- und Selbsterfahrungen. Moderation: Oliver Uschmann

Donnerstag, 14. September, 19.30 Uhr:  Doppellesung zu “Lexikon & Dreistromland”. Poetische Geografien von Christoph Wenzel und Arnold Maxwill

Freitag, 3. November, 19.30 Uhr: Literarisches Kabarett mit Bernd Gieseking: “Seepferdchen mit 60!” Oder: Ein Mann will hoch hinaus. Vom tiefsten Punkt Ostwestfalens bis auf die Zugspitze. Kabarettistische Erzählkunst über die Entdeckung des Gehens und den Abschied von Gummibärchen.

Weitere Veranstaltungen sind in Vorbereitung.

Informationen unter Tel.: 0 25 29 / 94 97 900 und www.kulturgut-nottbeck.de

 

 

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