Glocken und Geschütze in Gescher

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Gescher – In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges wurden Glocken und Kanonen aus Bronze gegossen. Mit der bis zum 5. November 2023 gezeigten Sonderausstellung „Gießer – Glocken – Geschütze“ (Foto) beteiligt sich das Westfälische Glockenmuseum in Gescher am Themenjahr „1623 – Zwischen Himmel und Hölle“, das der Kreis Borken in diesem Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen feiert.

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Foto Hanna Koch

Vor 400 Jahren tobte bei Stadtlohn im Westmünsterland die Schlacht im Lohner Bruch. Das blutige Aufeinanderprallen von Truppen des kaiserlich-katholischen Feldmarschalls Johann T’Serclaes von Tilly und des protestantischen Heerführers Christian von Braunschweig war ein Wendepunkt des Dreißigjährigen Krieges und zugleich eine menschliche Katastrophe mit tausenden von Toten, Hunger und Verwüstung. „Wir nehmen das Datum auch zum Anlass, die wechselvolle Geschichte der Glocken in Kriegs- und Friedenszeiten neu in den Blick zu nehmen“, erklärt dazu Dr. Hanna Koch, Kulturmanagerin der Stadt Gescher.

Im Glockenmuseum wird für “Gießer – Glocken – Geschütze” ein Raum der Dauerausstellung komplett umgestaltet. Finanzielle und praktische Unterstützung erhält das Museumsteam dabei vom Förderverein des Westfälischen Glockenmuseums. Auch die Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher unterstützt das Projekt. Passend dazu beschäftigt sich das “Glockenseminar 2023” im Kultur-, Heimat- und Integrationszentrum Stadtlohn am 26. April von 10:00 Uhr bis 16:00 Uhr mit dem Thema “Glockengießer – Kanonenhersteller – Militärstrategien”.

Das Westfälische Glockenmuseum ist in einem denkmalgeschützten kleinen Haus untergebracht, welches im Jahr 1902 ursprünglich als Polizeiwache erbaut wurde. Gezeigt wird auf einer Fläche von etwa 465 Quadratmetern eine rund 1.000 Stücke umfassende Schausammlung von Glocken, Glöckchen und Schellen, darunter unter anderem zwei Glocken aus der Römerzeit. An einem originalgetreu nachgebauten Arbeitsplatz kann man sich die Tätigkeit eines Glockengießers vorstellen. Das Museum besitzt eine eigene Gelbgießerei in der der Bronzeguss demonstriert werden kann.

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Im Glockenmuseum Gescher ist auch die “Vereinigung Deutsches Glockenmuseum e.V.” beheimatet – Foto Wikimedia/Tetzermann

Im Jahr 2010 fand ein Umbau des Glockenmuseum statt bei dem eine große Ausstellungshalle und ein neuer Eingangsbereich angebaut wurden. Die Ausstellungsfläche konnte so nahezu verdoppelt werden. Unter dem Dach des Westfälischen Glockenmuseums ist auch die Vereinigung Deutsches Glockenmuseum e.V. zu finden. Sie entstand im Jahr 1984 und widmet sich auf nationaler und internationaler Ebene der campanologischen Forschung. Sie befasst sich mit wissenschaftlichen Untersuchungen zum Thema Glocke und stützt sich dabei unter anderem auf die inzwischen etwa 4000 Werke umfassende Spezialbibliothek. Vermittelt und ausgetauscht werden die Ergebnisse in einem jährlich stattfindenden Kolloquium sowie in dem seit 1989 erscheinenden Jahrbuch der Glockenkunde.

In der Dauerausstellung des Museums ist künftig auch ein besonderes musikgeschichtliches Kleinod zu bewundern: eine Bronzeglocke von Pieter Hemony aus dem Jahr 1667. Mitglieder der lothringischen Glockengießerfamilie Hemony ließen sich Mitte des 17. Jahrhunderts in den Niederlanden nieder. Sie schufen die ersten gestimmten Carillons, über Seilzüge spielbare Turmglockenspiele.

Westfälisches Glockenmuseum, www.museum-gescher.de

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