Nikolaus Kopernikus – Beginn der Neuzeit

Print Friendly, PDF & Email

Warendorf – Einen größeren Bruch mit althergebrachten Vorstellungen kann man sich kaum vorstellen. Der Astronom Nikolaus Kopernikus verschob die Erde aus dem Zentrum des Universums und steht damit gewissermaßen am Beginn der Neuzeit. Mit ihm setzt ein neues Denken ein. Das seit 2014 im ehemaligen Franziskanerkloster in Warendorf beheimatete Westpreußische Landesmuseum ehrt anlässlich des 550. Geburtstags den berühmten Mediziner, Astronomen, Domherren und Diplomaten mit einer Sonderausstellung. Die Ausstellung läuft noch bis zum 28. Mai 2023.

Nikolaus Kopernikus

Bei der Ausstellung in Warendorf werden Abbildungen und Modelle astronomischer Instrumente präsentiert – Abb. Westpreußisches Landesmuseum

Am 19. Februar 1473 wurde Nikolaus Kopernikus im westpreußischen Thorn als Niklas Koppernigk geboren. Der Sohn eines wohlhabenden Kupferhändlers studierte an der Universität Krakau und latinisierte seinen Namen zu “Nikolaus Kopernikus” beziehungsweise “Nicolaus Copernicus”. 1495 trat er eine Stelle als Kanoniker an der ermländischen Domschule in Frauenburg an. Dort widmete er sich unter anderem umfangreichen astronomischen Studien. Die nach ihm benannte „kopernikanische Wende“ war nichts weniger als eine Revolution. Dabei hatte er ursprünglich gar nicht vor eine geistesgeschichtliche Revolution anzuzetteln. Der Mann der Kirche wollte vielmehr die größtmögliche Annäherung an die philosophische Idealvorstellung der Antike – eine gleichförmige Bewegung der Himmelskörper auf perfekten Kreisbahnen. Dies schien am einfachsten möglich, wenn man die Positionen von Erde und Sonne im All tauschte.

Nikolaus Kopernikus

2014 ist das Westpreußische Landesmuseum von Münster-Wolbeck ins alte Franziskanerkloster in Warendorf umgezogen – Foto Westpreußisches Landesmuseum

Die Warendorfer Ausstellung “Kopernikus #550” wurde in Kooperation mit der Stiftung Planetarium Berlin erarbeitet. Nachbauten wissenschaftlicher Instrumente des 16. bis 18. Jahrhunderts führen anschaulich vor Augen, welche Hilfsmittel Kopernikus und seiner Welt für ihre astronomischen Beobachtungen zur Verfügung standen. Die Ausstellung bietet darüber hinaus eine erste Einführung in die Geschichte der Astronomie, die anhand der Ausstellungsobjekte nachvollziehbar gemacht wird.

Nikolaus Kopernikus

Kupferstich von Nikolaus Kopernikus – Abb. Wikimedia/J.-H. Janßen, CC BY-SA 3.0

Der zweite Teil der Ausstellung fragt nach den Bedeutungen, die Kopernikus heute und früher zugeschrieben wurden. Denn auch die Kopernikus-Rezeption unterliegt Moden und den Sichtweisen einer bestimmten Zeit. Den Abschluss der Ausstellung bilden fünf Video-Interviews mit Experten, welche der Bedeutung des kopernikanischen Weltbildes für die Gegenwart nachgehen.

Das 1975 gegründete Westpreußische Landesmuseum ist in der Bundesrepublik Deutschland die zentrale Einrichtung zur Erforschung und Vermittlung von Geschichte und Kultur des historischen Westpreußen. Dass es gerade in Westfalen beheimatet ist, hat seine eigenen historischen Gründe: Im Mittelalter waren mit dem Deutschen Orden viele westfälische Siedler in die heute zu Polen gehörende Region gezogen, am Ende des zweiten Weltkriegs mussten die Nachfahren dieser und anderer deutschen Siedler  Westpreußen zwangsweise verlassen. 1960 übernahm der der Landschaftsverband Westfalen-Lippe eine Patenschaft für die heimatvertriebenen Westpreußen. Das 1975 gegründete Westpreußische Landesmuseum war zunächst vor allem für die Westpreußen gedacht, die im Zuge von Flucht und Vertreibung am Ende des Zweiten Weltkriegs ihre Heimatregion verlassen mussten. Heute richtet es sich an ein geschichts- und kulturinteressiertes Publikum, das größtenteils keinen unmittelbaren persönlichen Bezug zur historischen Region Westpreußen hat. (jb)

Westpreußisches Landesmuseum, www.westpreussisches-landesmuseum.de

Speak Your Mind

*