Kleine Filmfundsensation: ‘Hamlet’ in Hamme

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Ein Besuch im Bochumer Stadtarchiv, das kann auch schon mal das Erleben einer kleinen Filmfundsensation bedeuten. In diesem Monat ist das so. „‘Hamlet‘ in Hamme – 16mm Filmrolle von 1977“ wird in der monatlichen Rubrik „Schaufenster Stadtgeschichte“ präsentiert. Stummfilm-Aufnahmen, die Probenarbeiten zeigen: die einer sehr publikumsnahen Hamlet-Inzsenierung von Regisseur und Theaterindendant Peter Zadek (1926-2009). Zu sehen ist das Dokument im Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, Wittener Straße 47.

Szene aus dem Proben-Filmmaterial der Peter Zadek Hamlet-Inszenierung 1977 in Hamme - Foto Archivmaterial Stadt Bochum, Presse- und Informationsamt

Szene aus dem Proben-Filmmaterial der Peter Zadek Hamlet-Inszenierung 1977 in Hamme – Foto Archivmaterial Stadt Bochum, Presse- und Informationsamt

Zadek-Inszenierung mit gewaltigem Medienecho

Warum sich ein Besuch lohnt, zeigt die Vorgeschichte, die das Stadtarchiv zu „’Hamlet’ in  Hamme“ liefert: Das Schauspielhaus in Bochum wurde überregional bekannt durch seine Klassikerinszenierungen von Shakespearedramen in den 1920 und 30er Jahren – Intendant Saladin Schmitts opulente Aufführungen waren geradezu legendär. Die Premiere des Stückes „Hamlet“ unter der Regie von Peter Zadek am 30. September 1977 fand – erstmals für Bochum – nicht im glamourösen Schauspielhaus sondern in einer ehemaligen Halle einer Firma für Schweiß- und Schneidtechnik in der Haldenstraße 45 in Hamme statt; damals ein typisches Arbeiterviertel. Dieses Gebäude wurde gerade zum neuen Malersaal des Theaters umgebaut, damit hier in Zukunft die Kulissen für die Aufführungen im Schauspielhaus entstehen konnten. Ursprünglich nur für die viermonatigen Proben vorgesehen, fanden dort auch die Aufführungen statt. Der Veranstaltungsort stieß bei den Entscheidungsträgern der Stadtverwaltung teils auf Zustimmung, teils auf Widerspruch. Ein gewaltiges Medienecho war die Folge.

Schulkinder bei den Proben dabei

Inzwischen hatten die Hammer Kinder der benachbarten Schule die Schauspielerinnen und Schauspieler entdeckt und verbrachten ihre freie Zeit bei den Proben, die teils auch im Freien vor der Halle stattfanden. Demzufolge regte sich auch nachbarschaftlicher Widerstand, als der Aufführungsort auf der Kippe stand. Die Voraufführungen fanden konsequenterweise auch als kleines Dankeschön für die Hammer Bevölkerung statt. Darüber hinaus waren die Kulissen sehr karg gehalten: Es gab keine richtige Bühne und so fand das Stück zwischen den Zuschauerinnen und Zuschauern statt. Die Halle war mit Stühlen und Sofas vollgestellt, denn die Gäste sollten es während der fünfstündigen Aufführung bequem haben, erklärte der damalige Bühnenbildner Peter Pabst. Darüber hinaus waren die Kostüme der Schauspielerinnen und Schauspieler wegen der Hitze in der Halle während der monatelangen Probenzeit immer freizügiger geworden – für Bochum damals unerhört.

Das damalige Presseamt machte Szenenfotos und auch in der Bochumer Jahresschau von 1977 findet sich eine kaum minutenlange Filmaufnahme. Eine kleine Sensation war es deshalb, als sich im Filmbestand des Stadtarchivs das Rohmaterial für die Jahresschauaufnahmen fand: Insgesamt 15 Minuten und 35 Sekunden lang sind die Filmaufnahmen der Proben zu „Hamlet“. In Farbe, aber ohne Ton, gewinnen Interessierte hier einen kleinen Eindruck von der damaligen Inszenierung mit einem überragenden Ulrich Wildgruber als Hamlet.

„Schaufenster Stadtgeschichte“

Das „Schaufenster Stadtgeschichte“ präsentiert einmal im Monat ein besonderes Dokument oder Objekt aus den Beständen des Stadtarchivs – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte. Auf diese Weise werden nicht nur historische Ereignisse oder Persönlichkeiten vorgestellt. Das „Schaufenster Stadtgeschichte“ gewährt auch einen Einblick in die bunte Vielfalt der historischen Zeugnisse, die zum kulturellen Erbe Bochums gehören und die im Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte verwahrt werden. Informationen zum Besuch des Stadtarchivs gibt es online und www.bochum.de/stadtarchiv.

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