Der Kiepenkerl bloggt: Idiotentest für Bankmanager

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Erfolgreiches Wirtschaften und gute Führung hängen von der Kompetenz der involvierten Führungskräfte ab. In der Schulverwaltung käme auch niemand auf die Idee, einen Biologen zum Fachleiter für Mathematik zu bestellen. Generell gilt: Wer wenig weiß, muss viel glauben. Auch Bankvorstände gehörten lange Zeit zur Glaubensgemeinschaft der Ignoranten. Sie glaubten, dass alles gut wird, wenn die Renditeversprechen von ehrbaren Bankmanagern abgegeben wurden. Doch in der globalisierten Finanzwirtschaft konnte das nicht lange gut gehen.

Friedrich_Schiller

“Schiller ist tot, doch die Räuber leben.” – Foto: Wikimedia Commons

Auslöser für die Banken- und Finanzkrise war, dass Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika durch die Politik des billigen Dollars und damit der verbilligten Immobilienfinanzierung massenhaft zum Kauf eines Eigenheims verleitet wurden, obwohl oft klar war, dass sie den Schuldendienst von ihrem Einkommen nicht leisten können. Fatal war und ist, dass Hypothekenschuldner im Land der unbegrenzten Möglichkeiten lediglich mit der Immobilie für den Hauskredit haften. Wird ein Häuslebauer zahlungsunfähig oder auch nur zahlungsunwillig, gibt er einfach den Haustürschlüssel bei der Bank ab. Die hängt dann mit dem Kredit in der Luft, falls sich kein Käufer zu einem Preis in Höhe der Restschuld findet. Solche Schlüsselerlebnisse häuften sich bei den Banken nach dem Konjunktureinbruch in den USA.

Findige Investmentmanager wussten Rat. Sie verpackten die auf den Ramschimmobilien lastenden Kredite in „Strukturierte Finanzprodukte“, ließen sie von Ratingagenturen raten (zu Deutsch: raten) und verhökerten sie gebündelt mit satten Gewinnen an gläubige Ignoranten. Dazu gehörten vor allem die Landesbanken in Dresden, Stuttgart, München, Hannover und die WestLB. Sie hatten sich vor dem Wegfall der Staatshaftung für öffentlich-rechtliche Banken noch reichlich mit Liquidität an den Finanzmärkten eingedeckt, für die sie händeringend Anlagen mit hohen Ausschüttungen für die Gewährträger suchten. Die Simpel in der Chefetage griffen zu, weil ihnen der Durchblick fehlte, um den Wert der Derivate beurteilen zu können. Auch die ahnungslosen Politiker in den Aufsichtsräten rieten nicht zur Vorsicht. Sie mussten selbst raten, wozu sie raten sollten und verließen sich auf die Renditeversprechen der Emittenten und die oberflächlichen Ableitungen der Ratingagenturen.

Die Folgen sind bekannt: Die WestLB ging pleite und das Land NRW musste für Milliardenverluste einstehen. Ein eklatanter Fall von Wirtschafts- und Politikversagen. Als Mitverantwortliche für die Bankenkrise und die damit verbundene Staatsverschuldung müssten Bankmanager und deren Aufsichtsräte in Deutschland und anderen Staaten zwangsweise einen „Idiotentest“ absolvieren. Der ist für Autofahrer vorgeschrieben, wenn sie nach wiederholtem Alkohol- oder Drogenkonsum am Steuer eines Autos erwischt werden.

Auch für die Chefs der WestLB und anderer Banken, die ihr Institut unter dem Einfluss der Renditedroge vor die Wand gefahren haben, müssten sich einer MPU unterziehen. Wesentlicher Bestandteil des Tests wäre die Antwort auf die Frage: „Wie und wann kann ein Kreditnehmer den Kredit zurückzahlen?“ Bei der Antwort dürften finanzmathematische Fremdworte nicht zugelassen sein, anderenfalls band die Gefahr, dass der Delinquent die Ableitungen nicht durchschaut und im rechtlichen Strafraum landet. Für den Fall, dass die BaFin die MPU durchführt, wird nach dem Test wohl jeder dritte Bankmanger aus dem Verkehr gezogen.

Die Sparkassen und die Volksbanken ließen sich nicht hinters Licht führen. Sie setzten ihre solide Geschäftspolitik unbeirrt fort. Die Kunden nahmen es wohlwollend zur Kenntnis.

Die MPU könnte ein wirksames Verhütungsmittel gegen Wiederholungstäter sein, denn als wäre nichts gewesen, zahlen Banken bereits wieder Gehälter und Boni in Millionenhöhe. Die Gewinne stammen allerdings aus anderen Quellen. Unter Erfolgszwang manipulierten kreative Investmentbanker den Libor, den Euribor, verschiedene Länderwährungen, den Goldpreis oder die Kurse im Aktienhandel und an den Rohstoffbörsen. Damit bestätigt sich die Erkenntnis: Schiller ist tot, doch die Räuber leben.

Erstaunlich, dass die Vorstände der betroffenen Banken angeblich erst durch die Recherchen der Kartellbehörden und die saftigen Strafzahlungen erfuhren, woher die Gewinne in ihren Bilanzen stammten.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

 

 

Comments

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