10 Jahre Mondpalast: „Das Ding funktioniert!“

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Ein Volkstheater für das Ruhrgebiet, das wollte Christian Stratmann haben, und genau das hat er bekommen. Nach rund 1.600 Vorstellungen, die insgesamt 700.000 Gäste anlockten, feiert der Mondpalast in Wanne-Eickel dieses Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Ein willkommener Anlass für seinen “Prinzipal” Stratmann und Intendant Thomas Rech, das vergangene Jahrzehnt Revue passieren zu lassen.

Wer hätte daran geglaubt, dass aus Christian Stratmann mal der Prinzipal würde, der Deutschlands großes Volkstheater im Ruhrgebiet leitet? Christian Stratmann selber: „Ich war überzeugt davon, dass das Ding funktioniert.“  Und wie es das tut. Der Mondpalast ist in den ganzen Jahren zu einer Marke und Visitenkarte für Herne und Wanne-Eickel gereift. Das Privattheater verzeichnet eine Auslastung von über 90 Prozent. Das Stammpublikum wächst und ist in der Schnittmenge jünger als das von so manch anderem Theater des Reviers. Dabei hat der Standort in Wanne-Eickel trotz des schönen Baus einige Nachteile, wenn man die Entfernung zu den größeren Städten des Ruhrgebiets mal bedenkt. „In den Mondpalast zu kommen ist eine bewusste Entscheidung unsere Gäste“, so Stratmann. „Hierher kommen nicht so viele Touristen wie in Berlin oder Köln. Deswegen müssen wir uns ständig um Qualität bemühen.“ Qualität, das bedeutet in erster Linie: Einzigartigkeit. Ein Privattheater mit festem Ensemble und exklusiven Stücken ist in dieser Form heute kaum mehr zu finden.

Rudi Assauer bei Ronaldo und Julia

Zur 500. Vorstellung von “Ronaldo & Julia” im Mondpalast Wanne-Eickel übernahm der ehemalige Schalke-Manager Rudi Assauer eine Gastrolle und wurde prompt zum Ehrenmitglied auf Lebenszeit gekürt. – Foto: Bettina Engel

Theater aus dem Ruhrgebiet für das Ruhrgebiet. Das war die Idee von Christian Stratmann, der zuvor unter anderem mit seinem Bruder Dr. Ludger Stratmann das Europa-Haus in Essen leitete. 2003 machte er sich schließlich auf die Suche nach einem geeigneten Spielsaal, zunächst in Gelsenkirchen. Sogar einen Namen gab es schon für das Projekt, „Gelsenkirchener Barocktheater“. Doch dann kam ein Anruf von der damaligen Kulturdezernentin Hernes, Dr. Dagmar Koch. „Da dachte ich so: Herne? Wanne-Eickel?“, erzählt Stratmann. Er besichtigte schließlich sowohl das Theater als auch die Gegend und kam positiv angetan zu dem Entschluss: „Hier ziehen wir das durch, und gucken wie es sich entwickelt.“ Mit ins Boot holte der Theaterunternehmer „Prinzipal“ Stratmann Sigi Domke als Autor und Schauspieler Thomas Rech als Intendanten, die beide dem Ruhrgebiet ebenso verbunden sind wie der gebürtige Verler Stratmann. „Daran mitwirken zu dürfen, dass es im Ruhrgebiet ein Volkstheater gibt, das über Jahre besteht, und damit etwas Bleibendes zu schaffen, das ist ein Traum“, wie Rech seine Arbeit beschreibt. Er schätze besonders die kurzen Wege in der Verwaltung eines Privattheaters und dass man sich im Mondpalast nie festgefahren habe. Natürlich habe es auch Zeiten gegeben, die „gruselig“ waren. Wenn ein Stück mal nicht so gut beim Publikum ankam, zum Beispiel. Rech: „Als Privattheater steht man dann nämlich ganz nackt dar. Der Druck ist also groß.“

Horst Köhler und Christian Stratmann

Im Oktober 2008 besuchte der damalige Bundespräsident Horst Köhler den Mondpalast, hier im Bild mit “Prinzipal” Stratmann. – Foto: bea, far

Trotz der rund 20 Inszenierungen, die Rech seit der Gründung für den Mondpalast übernommen hat, steht das Gründungsstück „Ronaldo & Julia“, in dem die Shakespear’sche Handlung aus „Romeo und Julia“ als unmögliche Romanze zwischen Borussia Dortmund und Schalke inszeniert wird, auch nach zehn Jahren immer noch auf dem Spielplan – und das „nicht aus Sentimentalität, sondern aufgrund der Nachfrage“, wie Rech betont. Einer der schönsten Momente in den zehn Jahren sei für Stratmann gewesen, als nach einer Vorstellung ein älterer Herr, schätzungsweise 75 bis 80 Jahre alt, zu ihm kam und sagte: „Ich bin noch nie im Theater gewesen, war aber schön.“ Dementsprechend zufrieden fällt auch Stratmanns Fazit aus: „Es waren ganz bewegte Jahre, mit tollen Zeiten, schlechten Zeiten, viel Frust, aber noch mehr Freude ­– es war einfach alles dabei. Und besonders weil das Ruhrgebiet so ein schwieriges Pflaster ist, können wir umso stolzer auf uns sein.“

Auf den Tag genau zehn Jahre nach seiner Eröffnung wird der Mondpalast sein Theaterjubiläum gebührend feiern: Am Dienstag, den 28. Januar, steht um 19:30 Uhr die Premierenkomödie „Ronaldo & Julia“, die den Erfolg des Hauses mitbegründete, in einer ganz besonderen Fassung auf dem Spielplan. Karten sind noch erhältlich.

Mondpalast von Wanne-Eickel, Wilhelmstr. 26, 44649 Herne, Tel. 02325/588999, www.garantiert-stratmann.de

 

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