Jörg Hartmann: Münster ganz anders

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Münster – Der Illustrator und Comic-Zeichner Jörg Hartmann kann mit seinen Ansichten auf Kiepenkerl, St. Lamberti, Überwasserkirche selbst bei diesen mitunter überstrapazierten Münster-Motiven überraschen. Hartmann, der in letzter Zeit wegen der bevorstehenden Veröffentlichung seines ersten Wilsberg-Comics für Furore sorgt, zeigt gegenwärtig eine Auswahl seiner Arbeiten zum Thema “Münster und mehr” im Foyer der Raphaelsklinik, Loerstraße 23, 48143 Münster.

Jörg Hartmann

Unter “mehr” versteht der Künstler dabei Landschaftsansichten, die während seiner Aufenthalte an der Nordseeküste entstanden sind. Die Ausstellung ist täglich von 8 bis 20 Uhr zu sehen, der Eintritt ist frei. Während der “Nacht der Museen und Galerien” am 1. September ist das Klinikfoyer bis 24 Uhr geöffnet.

Jörg Hartmann wurde 1972 im westfälischen Bad Driburg geboren. Dort ist er auch aufgewachsen, zur Schule gegangen und hat sein Abitur gemacht.

Im Jahr 1995 hat er ein Pädagogikstudium begonnen, parallel dazu den Spaß an der Zeichnerei entdeckt, aus Langeweile. Schnelle Fortschritte gemacht und beschlossen, etwas kreatives zu studieren. “Mich für das Brotvollste unter dem Brotlosen entschieden und eine Mappe für Design zusammengestellt, eingereicht und prompt angenommen worden, ohne mich noch durch die sonst übliche Prüfung im Fachberteich quälen zu müssen”, schreibt Jörg Hartmann über seinen Lebenslauf.

1997-99: Umzug nach Münster in die übliche Studenten-WG, Studium begonnen und weitergezeichnet ohne wirklich Illustrator werden zu wollen.
Zeichnen ist aber im Grundstudium fester Bestand des Stundenplans und wird ab da von mir, zum ersten Mal unter professioneller Begleitung, zum Studieninhalt.

Nach dem dritten Semester ist das Grundstudium abgeschlossen. Im Hauptstudium erfolgt die in Münster übliche Spezialisierung auf einen der Design-Studienschwerpunkte. Mein Plan ist zunächst, Grafik-Design zu wählen.

1999 erzählt mir ein Student aus höherem Semseter (Daniel Sohr), dass er einen Auftrag für einen Schulbuchverlag nicht weiterführen könne, und dass der Verlag neue Illustratoren für das Projekt sucht. Ich beschließe Illustrationen anzufertigen und einzuschicken. Vier Wochen lang zeichne ich wie wahnsinnig, die Zeichnungen schicke ich ein und erhalte glücklicherweise den Auftrag.

Die ersten Besuche der Frankfurter Buchmesse finden 2000 statt und dadurch die ersten Kontakte zu Kinderbuchverlagen. Sehr viele Schulbücher… Dann nur noch Schulbücher… Dann völlige Entnervung meines Professors. Während einer Korrektursitzung im Innenhof der Fachhochschule dann der Umbruch mit dem Vorschlag meines Professors (Marcus Herrenberger) mich in Richtung Comic zu orientieren.

Comic sagt mir da aber erstmal so ziemlich gar nichts. Ausser Asterix und den üblichen Disneygedöns und ein paar Alben, die im Studium zwangsläufig durch die Hände gehen, kenne ich so gut wie nichts. Daher: Comics besorgt. Darunter “Tag der Narren” von Mc Kean und Grant Morrison. Ob der Möglichkeiten im Comic ziemlich erschlagen. Ich beginne mit der Arbeit an einem eigenen Album.

2002 – Beim Coppenrath-Verlag fällt ein Illustrator für eine Sachbuchreihe aus und Annette Güthner ruft mich an. Ich fahre sofort zum Verlag und wir beschließen das Projekt zusammen zu machen. Mein erstes Kinderbuch. Ab da großes Interesse für Kinderbücher. Intensive Auseinanderstzung und erste Erfolge. Parallel immer wieder Arbeiten am Comicprojekt.

2004 – Erstes Kinderbuch mit erzählerischem Kern für CARLSEN. Kinderbücher sind inzwischen zu einem wichtigen Standbein und einer richtigen Leidenschaft geworden. Viele neue Ideen und Pläne.

Auch 2004: Ich stolpere im Internet über ein Gesuch für einen Illustratoren für das Cover eines Computerspiels (Dungeon Lords – Dream Catcher), bewerbe mich, erstelle schnell, extra für diese Projekt, Probeillustrationen zum Thema Fantasy und bekomme den Job. Bei der Recherche komme ich zum ersten Mal in Kontakt mit dem Betätigungsfeld “Concept art”. Ich bin sehr beeindruckt, das sieht nach sehr viel Spaß aus und ich beginne in dieser Richtung zu Zeichnen.

2006 – Umzug ins eigene Atelier, ein Ladenlokal mit Schaufenster in Münster.2006 treffe ich mich auf der Frankfurter Buchmesse mit Lexa Germann von EHAPA und zeige Ihr die ersten fertigen Seiten. Ehapa hat Interesse und Ende 2007 erscheint “Nostradamus”.

Die Raphaelsklinik wurde am 10. Juli 1908 unter der Trägerschaft der Clemensschwestern in unmittelbarer Nähe ihres Mutterhauses, dem Clemenskloster eröffnet. Sie besaßen zu jener Zeit bereits etwa 100 Jahre Erfahrung in der Krankenpflege, arbeiteten jedoch unter fremder Regie in unterschiedlichen Einrichtungen. Mit der Gründung der Klinik konnten sie somit erstmals ihr Wissen in einem eigenen Krankenhaus anwenden. Seit einigen Jahren veranstaltet die heute zur Alexianer-Stiftung gehörende Raphaelsklinik, die zu einem der besten Krankenhäuser in Westfalen gehört, regelmäßig Kunstausstellungen im Eingangsbereich ihres denkmalgeschützten Hauptgebäudes aus den 20er Jahren. Unter anderem wurden hier schon Acrylfarbe-Bilder von Anja Helfen, Fotografien von Christoph Brandl, Tier-Gemälde von Annette Isfort, Arbeiten von Ralf Schindler, Bilder der Malerin Olga-Maria Klassen, quadratische Landschaftsgemälde von Rainald Papen und Tierbilder von Dieter Schiele gezeigt. Auch Lesungen zum Beispiel mit dem Kabarettisten Christoph Tiemann finden in dem Innenstadt-Krankenhaus zwischen den belebten Einkaufstraßen Salzstraße und Ludgeristraße regelmäßig statt. Das Kunstprogramm im Krankenhaus wird nicht nur von externen Besuchern gerne als Ergänzung zum Shopping-Besuch in Münsters Innenstadt genutzt, sondern ist auch für die Beschäftigten und vor allem die Patienten in der Raffaelsklinik eine echte Bereicherung des Klinik-Lebens, die auch in medizinischer Hinsicht positive Effekte hat.

www.raphaelsklinik.de

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