Sehnsucht nach Freiheit, Licht und Luft

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Westfalen –  Ob Naherholung, Atlantikurlaub oder Italienrundreise: Wer mit Zelt, Wohnwagen oder Reisemobil unterwegs ist, will nicht einfach nur Urlaub machen. Camping bedeutet Unabhängigkeit, Naturverbundenheit und Selbstbestimmtheit. Diesem besonderen Lebensgefühl geht die Wanderausstellung “Campingkult(ur). Sehnsucht nach Freiheit, Licht und Luft” des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe (LWL) auf den Grund. Die Ausstellung ist bis 4. August im Städtischen Museum/Daniel-Pöppelmann-Haus in Herford zu sehen und wandert danach durch sieben weitere westfälische Museen.

Da der VW-Käfer nicht viel Stauraum bot, wurde die Ausrüstung häufig auch auf dem Dach transportier, wie hier Mitte der 1950er Jahre. - Foto: Joachim Schauer

Da der VW-Käfer nicht viel Stauraum bot, wurde die Ausrüstung häufig auch auf dem Dach transportier, wie hier Mitte der 1950er Jahre. – Foto: Joachim Schauer

“Wer mit Zelt, Wohnwagen oder Reisemobil wegfährt, will nicht einfach Urlaub machen: Camping erfüllt die Sehnsucht nach Freiheit, Licht und Luft”, bringt Ausstellungsmacherin Maleen Knorr vom LWL-Museumsamt für Westfalen das besondere Camping-Gefühl auf den Punkt. In fast jedem Fotoalbum sind sie zu finden: Urlaubsaufnahmen, längst vergessene Schnappschüsse und sorgsam inszenierte Aufnahmen, eingeklebt und akribisch beschriftet. Sie zeugen von den ersten Urlauben im Zelt ohne Eltern, unbeschwerten Ferienlagern, warmen Sommernächten am Lagerfeuer und abenteuerliche Fahrten mit dem Wohnwagen oder Reisemobil.

Baden und Campen am Herthasee in Hörstel (Kreis Steinfurt), um 1980. - Foto: LWL/Hild

Baden und Campen am Herthasee in Hörstel (Kreis Steinfurt), um 1980. – Foto: LWL/Hild

Anhand privater Erinnerungen und verschiedener Objekte gewährt die Ausstellung tiefe Einblicke in alle Facetten dieser populären Reiseform. “Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die persönlichen Geschichten und Erinnerungen der Campingbegeisterten, die in Interviews Rede und Antwort standen”, erklärt Knorr. “Es geht darum, in die Lebenswelt der Camper einzutauchen und ihr Alltagsleben kennenzulernen”, so Knorr weiter.

Gemeinsames Essen auf einem Campingplatz in Hoyerswerda, 1980er Jahre. - Foto: Gerlinde Handt

Gemeinsames Essen auf einem Campingplatz in Hoyerswerda, 1980er Jahre. – Foto: Gerlinde Handt

Daher ist die Ausstellung nicht chronologisch, sondern thematisch aufgebaut: Nach einer Einführung in die Kulturgeschichte der Campingreisen durchläuft der Besucher ihre verschiedenen Phasen: von der Planung und Vorbereitung des Urlaubs über die Freizeitge-staltung und Essgewohnheiten vor Ort. Argumente für das “Wildcampen” und das Übernachten auf dem Campingplatz werden präsentiert und die hygienischen Bedingungen des Campingurlaubs beleuchtet. Die Reiseerinnerungen bilden den Abschluss der Urlaubsreise, hier dreht sich alles um Souvenirs wie Reisetagebücher, Fotoalben und Filmaufnahmen. Am Ende der Ausstellung wird noch ein Blick auf die Dauercamper geworfen.

In jeder “Urlaubsphase” stößt der Besucher auf die passenden Objekte: Werbeprospekte, Gaskocher, Geschirr, Kühlboxen, Picknickkoffer, Sonnenschirme, Dias und Filme illustrieren den Campingalltag. Die Objekte stammen zum Großteil von Privatleihgebern aus Westfalen-Lippe.

Das moderne Camping ist das Ergebnis einer mehr als 150-jährigen Entwicklungsgeschichte und gehört heute zu den beliebtesten Reiseformen. Bereits in den 1920er Jahren entstand aus der Sehnsucht nach “Freiheit, Licht und Luft” die Wochenendbewegung: Mit Sack und Pack und Zelt fuhr man am Wochenende mit dem Motorrad hinaus aus der Großstadt, um Ruhe in der Natur zu suchen. In den Wirtschaftswunderjahren brach im noch immer stark kriegsgezeichneten Deutschland ein wahrer Campingboom aus: Neben Urlaubsreisen ans Mittelmeer gewann auch das Naherholungscamping an Beliebtheit und brachte die ersten Dauercamper hervor.

Öffnungszeiten: dienstags bis samstags 14 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 18 Uhr

Städtisches Museum / Daniel-Pöppelmann-Haus / Deichtorwall 2 / 32052 Herford

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