Rundgang durch Clarholzer Klosteranlage

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Herzebrock-Clarholz – Klöster sind bis heute in vielerlei Hinsicht kulturhistorisch bedeutend und Orte der Entschleunigung und Kontemplation. Dies vermittelt auf eindrückliche Weise ein vom „Freundeskreis Propstei Clarholz e.V.“ veranstalteter Rundgang durch die Clarholzer Klosteranlage am Sonntag, den 16 Juli, von 11:00 bis etwa 13:30 Uhr. Dabei begeben sich die Teilnehmer mit dem renommierten Kirchenhistoriker Prof. Dr. Johannes Meier von der Universität Mainz auf die Spuren der Geschichte der beeindruckenden Clarholzer Klosteranlage mit ihrer idyllischen Gartenlandschaft und erhalten Einblick in die frühere wie heutige Nutzung der Liegenschaft mit ihren Baudenkmälern.

Kloster Clarholz

Die Luftaufnahme verdeutlicht die Ausdehnung des Ensembles der ehemaligen Klosteranlage – Foto Mattia de Virgilio

Ehemaliger Sitz des Prämonstratenserordens

Das Kloster Clarholz ist ein ehemaliges Stift in der Westfälischen Zirkarie des Prämonstratenserordens und bestand als Propstei von 1133 bis 1803. Mit seiner Kirche St. Laurentius, dem Konventshaus, der Propstei als Hauptgebäude, der Zehntscheune, einem weitläufigen Wirtschaftshof, dem alten Gasthaus sowie weiteren historischen Gebäuden bildet es auch heute noch ein eindrucksvolles Ensemble, das von Gärten umgeben und durch eine alleegesäumte Gräfte mit der umgebenden Landschaft verbunden ist. Kloster Clarholz stellte im Grenzland der Bistümer Münster, Osnabrück und Paderborn nicht nur ein religiöses wie kulturelles Zentrum dar, sondern fungierte auch als bedeutender Wirtschaftsfaktor weit über die Region hinaus.

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Kloster Clarholz im 18. Jahrhundert – Abbildung Freundeskreis Propstei Clarholz e.V.

Reformorden mit Schwesternkonvent in Lette

Die einst im Kloster Clarholz über Jahrhunderte ansässigen Prämonstratenser folgten der Lehre des heiligen Augustinus und lebten nicht monastisch von der Außenwelt abgeschlossen, sondern der Welt zugewandt und widmeten sich missionarisch-seelsorgerischen Aufgaben, besonders auf dem Land. Wie bei der christlichen Urgemeinde in Jerusalem gehörten diesem Reformorden von Beginn an auch Frauen an. Folglich war auch das Kloster Clarholz ein Doppelstift: während in Clarholz am Fernweg von Münster nach Paderborn vom männlichen Konvent die Klosteranlage aufgebaut wurde, siedelte sich an einer Kapelle im drei Kilometer entfernten Lette ein kleiner Schwesternkonvent an, der immerhin bis 1530 bestehen blieb.

Kloster Clarholz

Die Stiftskirche St. Laurentius – Foto Gemeinde Herzebrock-Clarholz

Stiftskirche und Kloster im Wandel der Epochen

Die Geschichte des Klosters Clarholz ist eng verknüpft mit der Regional-, Religions- und Reichsgeschichte und spiegelt auch architektonisch die verschiedenen Epochen und die mit diesen einhergehenden Veränderungen wider. So wurde etwa die 1175 als romanische Basilika geweihte Stiftskirche St. Laurentius zwischen 1320 und 1330 zu einer dreischiffigen gotischen Hallenkirche um- und ausgebaut, in der sich aber auch noch romanische Spuren finden. Dazu zählen etwa der mächtige Westbau mit seinen Rundbogenfenstern und Schlitzöffnungen, das Querschiff oder die daran anschließenden Apsiden. Aus der Zeit dieses Umbaus stammt auch eine zum imposanten achtstimmigen Bronzegeläut gehörende Glocke, die 1320 gegossen wurde und damit die zweitälteste ist, die bis heute in Westfalen existiert.

Kloster Clarholz

Die im Barockzeitalter erbaute Propstei – Foto Gemeinde Herzebrock-Clarholz

Ausbau zu einer ansehnlichen Barockresidenz

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erfuhren sowohl die Stiftskirche als auch die Klosteranlage an sich durch rege Bau- und Kunsttätigkeit eine für den Barock typische Umgestaltung und Erweiterung. Während die Innenausstattung der Stiftskirche durch neue Altäre, eine neue Kanzel und die Orgel verändert und ergänzt wurde, errichtete man eine repräsentative Propstei, einen stattlichen dreiseitigen Wirtschaftshof und die Klosterpforte nach den Plänen seinerzeit namhafter Architekten und Baumeister aus dem Münsterland. Auf diese Weise wurde Kloster Clarholz zu einer kleinen, aber höchst ansehnlichen Barockresidenz. 1759 kam noch eine Zehntscheune hinzu, um die nicht unbeträchtlichen Erträge aus der umliegenden Landwirtschaft zu lagern.

Kloster Clarholz

Der Klostergarten wurde teils auch in einen zeittypischen Lustgarten umgewandelt – Foto Gemeinde Herzebrock-Clarholz

Enteignung des Ordens und Besitzerwechsel

Im Verlauf der Napoleonischen Kriege wurde Kloster Clarholz 1803 von preußischen Husaren besetzt und der Ordenskonvent zugunsten des Grafen Moritz Casimir II. von Bentheim-Tecklenburg enteignet. Nachdem den Mitgliedern des letzten Konvents ab 1806 Pensionszahlungen zugestanden worden waren, nahm nun der Landesherr über die Kirche ein Patronatsrecht in Anspruch. Nach Auflösung des Patronats im Jahre 1969 gelangten die Kirche und das Konventshaus mit dem Konventsgarten in das Eigentum der Katholischen Kirchengemeinde St. Laurentius zu Clarholz. Die Propstei, die Wirtschaftsgebäude und die Zehntscheune blieben im Besitz der Fürsten zu Bentheim-Tecklenburg in Rheda.

Der Verein Freundeskreis Propstei Clarholz e.V.

Die Gemeinde Herzebrock-Clarholz nutzt die Zehntscheune seit 1988 als Begegnungsstätte. Das frühere Konventshaus dient heute als Pfarramt und Gemeindezentrum. Der 1996 gegründete „Freundeskreis Propstei Clarholz e.V.“ hat seit 2002 im Kellnereitrakt des Propsteigebäudes ein kleines Klostermuseum mit mehreren Räumen aufgebaut, welches sich der Geschichte, Frömmigkeit und Kunst der Prämonstratenser widmet. Darüber hinaus führt der Freundeskreis gemeinsam mit der VHS Reckenberg-Ems regelmäßig Studienfahrten sowie jeweils im Herbst das Seminar „Kirchengeschichte in der Zehntscheune“ durch, in dem es um verschiedene Themen der Kloster-, Kirchen- und Regionalgeschichte geht.

Kloster Clarholz

Die Klosteranlage zeigt auch heute noch an vielen Stellen ihre idyllische Ursprünglichkeit – Foto Gemeinde Herzebrock-Clarholz

Mit dem Projekt „Propstei, Klostergärten und Axtbachauen in Clarholz“ gab der Freundeskreis zudem den Anstoß zur Wiederherstellung der Klostergärten, die von 1999 bis 2003 unter Beachtung historischer Vorgaben neu gestaltet wurden. Ziel und Zweck des Freundeskreises ist, die Restaurierung und Pflege des historischen Propsteigebäudes in Clarholz und seiner mit Plätzen, Gärten, Gräften und Alleen gestalteten Umgebung anzuregen und fortzuführen. Dieser Ort, so die Vision des Freundeskreises, soll ein Ort der Begegnung und Kultur sein und die umgebende Landschaft in ihrer jahrhundertelangen Gestaltung durch das Kloster wieder erlebbar werden.

Interessenten haben am kommenden Sonntag auf dem Rundgang reichlich Gelegenheit, dieses Kleinod christlicher Klosterbaukunst und Gartengestaltung näher kennenzulernen. Treffpunkt ist um 11:00 Uhr das Friedensmahnmal am Haupteingang der Pfarrkirche St. Laurentius. Die Teilnahme ist kostenlos, Spenden für den Ausbau des Klostermuseums sind erwünscht. Weitere Informationen zum Kloster Clarholz auf der Website des „Freundeskreises Propstei Clarholz e.V.“.

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