Vergessene Schicksale im KZ Niederhagen

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“Haftgrund: § 175 – vergessene Schicksale des KZ Niederhagen” lautet der Titel der aktuellen Sonderausstellung im Kreismuseum Wewelsburg. 122 Jahre lang war die Verfolgung Homosexueller Teil des deutschen Strafgesetzbuches und besonders ab 1935 wurde der Paragraf 175 nochmals verschärft. Über 50.000 Männer wurden von der SS bei kleinstem Verdacht in Konzentrationslager eingeliefert – häufig überlebten sie die Misshandlungen dort nicht.

vergessene Schicksale

Ein lila Stoffdreieck auf der Uniform stand für die Zeugen Jehovas. – Foto Lina Loos/Kreismuseum Wewelsburg

Auch nach der Unterdrückung im NS-Staat blieb ihre Stigmatisierung nach Kriegsende bestehen. Es wurden erneut Strafverfahren gegen die früheren Verfolgten eingeleitet und sie wurden vom Anspruch auf Wiedergutmachung ausgeschlossen. „In der Ausstellung dokumentieren wir die tragischen Schicksale von sieben homosexuellen Häftlingen aus dem KZ Niederhagen. Die Männer wurden besonders schikaniert und misshandelt, einige von ihnen kamen hier zu Tode. Diejenigen, die überlebten, erhielten keine Entschädigung. Es ist uns sehr wichtig, auf dieses erlittene Unrecht hinzuweisen und die Erinnerung an diese Menschen wach zu halten“, sagt Kuratorin Kirsten John-Stucke. „Diese Ausstellung  ist ein weiterer Mosaikstein für eine offene, diverse und tolerante Gesellschaft, der wir uns verpflichtet fühlen“, so John-Stucke weiter.

Noch bis zum 2. Juli ist die Ausstellung „Vergessene Schicksale“ im Sonderausstellungsraum während der Öffnungszeiten des Kreismuseums in der Wewelsburg zu sehen, der Zugang erfolgt durch die Erinnerungs- und Gedenkstätte.

Thematisch bezieht sich diese Ausstellung auch auf die Dauerausstellung „Ideologie und Terror der SS“ im Kreismuseum Wewelsburg. Die Ausstellung „Ideologie und Terror der SS“ zeigt auf einer Fläche von 850 m² die lokale Geschichte der SS in der Wewelsburg und des hiesigen Konzentrationslagers und bettet diese in eine umfangreiche Gesamtdarstellung der Schutzstaffel ein. Inhaltlich endet die Ausstellung nicht 1945, sondern beleuchtet unter anderem die Aufarbeitung des SS-Terrors nach dem Krieg, die heutige Rezeption des historischen Ortes Wewelsburg und das Nachkriegsleben von Tätern und Opfern.

„Kennzeichen für Schutzhäftlinge in den Konzentrationslagern“: Auf diese Schautafel stoßen Gäste der Wewelsburg bei ihrem Rundgang durch die historischen Räume des ehemaligen Wachgebäudes und den Nordturm. Farbige Stoffdreiecke, aufgenäht auf Jacken und Hemden der KZ-Häftlinge, dienten den SS-Wachmännern dazu, den Grund der Inhaftierung zu erkennen. Violett stand beispielsweise für „Bibelforscher“ (Zeugen Jehovas). Die Spitze zeigte nach unten. Aufgrund dieser Form wurden die stigmatisierenden Stoffdreiecke auch Winkel genannt. Durch die hierarchische Einordnung der Häftlingsgruppen entwickelte die SS ein System der sozialen und rassenideologischen Differenzierung.

 

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