“Synodaler Weg” – der Kiepenkerl erklärt

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“Synodaler Weg” – Viele Christen halten auch den Synodalen Weg für eine Demonstration von Querdenkern. In der Praxis ist er jedoch ein Gesprächsformat für eine strukturierte Debatte innerhalb der römisch-katholischen Kirche in Deutschland. Er soll der Aufarbeitung von Fragen dienen, die sich nach der Veröffentlichung einer Studie über sexuellen Missbrauch im Herbst 2018 ergeben haben.

"Synodaler Weg" - der Kiepenkerl erklärt

Viele der Beschlüsse und Reformvorschläge scheitern bisher an den Beschlüssen aus Rom – Foto Pixabay

Die auf der Synode „Synodaler Weg“ 2021 gefassten Beschlüsse sind so revolutionär wie die 1521 beim Reichstag in Worms verhandelten 95 Thesen von Martin Luther. Bei beiden Treffen wurden die hierarchischen Strukturen und die Machtausübung der katholischen Kirche infrage gestellt.

Damit stellte Martin Luther die individuelle Gewissensfreiheit im Hören auf die Bibel über die autoritären Entscheidungen des Papstes und der Bischöfe und damit zentrale Macht- und Legitimationsstrukturen des westlichen Europas in Frage.

"Synodaler Weg" - der Kiepenkerl erklärt

Nur wenige dieser Forderungen können die Bischöfe aus eigener Zuständigkeit erfüllen. Die entscheidenden Schritte zu einer Strukturreform müssen wahrscheinlich von einem Konzil verabschiedet werden – Foto Pixabay

Auslöser die Unzufriedenheit war damals wie heute die Kritik war eines erheblichen Teils der Gläubigen an den Zuständen in der Kirche.

Mit großer Mehrheit wurden auf der Synode „Synodaler Weg“ in Frankfurt im Februar 2022 folgende aufsehenerregende Forderungen beschlossen:

  • Katholische Priester, die verheiratet sind, sollen künftig zugelassen werden.
  • Frauen sollen als Diakoninnen zugelassen werden.
  • Homosexuelle Paare sollen sich von der Katholischen Kirche segnen lassen können.
  • Das kirchliche Arbeitsrecht soll modernisiert werden. Damit soll etwa vermieden werden, dass homosexuelle kirchliche Mitarbeitende diskriminiert oder gekündigt werden können. Auch sollen Mitarbeitende im Falle einer Scheidung keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen fürchten.
  • Das kirchliche Arbeitsrecht soll modernisiert werden. Damit soll etwa vermieden werden, dass homosexuelle kirchliche Mitarbeitende diskriminiert oder gekündigt werden können.

Insgesamt nahmen rund 215 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Tagung “Synodaler Weg” teil. An den Abstimmungen beteiligten sich meist rund 85 Prozent. Auch die notwendige Zweidrittelmehrheit der Bischöfe wurde bei den drei entscheidenden Abstimmungen erreicht – wenngleich recht knapp.

"Synodaler Weg" - der Kiepenkerl erklärt

Der Ausgangpunkt für die Unzufriedenheit in der katholischen Kirche waren die Missbräuche an Jugendlichen und Kindern durch Priester. Lange Jahre wurde sie bagatellisiert und vertuscht – Foto Pixabay

Nur wenige dieser Forderungen können die Bischöfe aus eigener Zuständigkeit erfüllen. Die entscheidenden Schritte zu einer Strukturreform müssen wahrscheinlich von einem Konzil verabschiedet werden. Das wird dauern.

Vor einigen Jahren hat Papst Franziskus den weltweiten synodalen Prozess eingeleitet. Das hätte er nicht getan, wenn er keinen Gesprächs- und Handlungsbedarf sehen würde.

Jetzt muss er beweisen, dass er bereit ist, die von der Synode geforderten Reformen in der Weltkirche umzusetzen.

Einen Dispens von der Zölibat-Verpflichtung ist dem Papst vorbehalten. Die umfassende Aufhebung des Zölibats muss vermutlich ein Konzil beschließen.

Während das zölibatäre Leben in  der römisch-katholischen Kirche für die Priester seit 1073 grundsätzlich verpflichtend ist, gilt dies in den mit Rom   unierten katholischen Ostkirchen sowie in den orthodoxen Kirchen nur für Bischöfe und Mönche.

In der griechisch orthodoxen Kirche müssen Priester sogar verheiratet sein, um ihr Amt ausüben zu dürfen.

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