Neuer Spielplan im Wolfgang Borchert Theater für 2021/22 vorgestellt: Es gibt fünf Neuinszenierungen und ein Open Air-Spektakel. Das Programm weckt schon heute große Erwartungen – vor allem auf das Open-Air-Spektakel auf der Bühne im Hafenbecken freuen wir uns schon jetzt.
Die wichtigste Botschaft vorneweg: Das Wolfgang Borchert Theater spielt wieder und kommt schon bald wieder einem fast normalen Spielbetrieb nahe. Noch nicht vor vollbesetztem Haus, aber doch mit knapp 100 Besucherinnen und Besuchern. Das macht Hoffnung auf noch mehr. Und ein neuer Spielplan macht schon neugierig auf die neuen Produktionen.
Das Theater am Hafen hat die bleierne Zeit des Lockdowns einigermaßen heile überstanden. Dank einer guten Geschäftsführung hält sich der Verlust in Grenzen. Bravo an die Theaterleitung. Denn diese Punktlandung setzt in Corona-Zeiten durchaus ein kleveres Management voraus, das alle Register staatlicher Unterstützung ziehen und auf ein Publikum vertrauen kann, das mit großzügigen Spenden dem Theater beiseite gesprungen ist. Man weiß halt, was man dem WBT verdankt.Das ist auch daran abzulesen, dass es viele neue Mitglieder im Förderverein gibt.
In der Spielzeit 2020|21 werden insgesamt rund 5.400 Gäste die 90 Vorstellungen des WBT besucht haben. Hatte sich die Zuschauerzahl bereits in der Saison 2019|20 gegenüber der Vorjahresspielzeit Pandemie bedingt auf knapp 21.000 halbiert, so hat sie sich in der laufenden Saison 2020|21 noch einmal geviertelt. Das ist in der Tat grenzwertig und letztlich auch existenzbedrohend, mal davon abgesehen, dass die Schauspielerinnen und Schauspieler einfach gerne auf der Bühne stehen.
Neuer Spielplan: Das Wolfgang Borchert Theater hat das Programm für die kommende Saison 2021|22 vorgestellt. Unter dem Motto WÜRDE. VOLL. MENSCH. zeigt das Theater neben über 20 Stücken des laufenden Repertoires sechs Neuproduktionen, darunter wieder ein großes Open-Air-Spektakel im Hafenbecken.
Eröffnet wird die Saison und damit ein neuer Spielplan am Samstag, den 21. August mit der Neuadaption von E.T.A. Hoffmanns düsterem Nachtstück “Der Sandmann” in der Fassung der neapolitanischen Regisseurin Luisa Guarro. In ihrer bildgewaltigen Inszenierung erzählt sie die Geschichte von Nathanael, der von der Macht des eigenen Unterbewusstseins geplagt und zum Grenzgänger wird zwischen Wahnsinn und Wahrheit wird.
Im Herbst verlegt Chefdramaturgin Tanja Weidner Georg Büchners Dramenfragment “Woyzeck” in eine dystopische Zukunft mit einer Frau in der gemobbten und gedemütigten Titelrolle, die sich fragt: Warum ist der Mensch? Eine andere Neuversion eines Klassikers ist “Antigone” in einer musikalisch-komödiantischen Fassung von Bodo Wartke, Sven Schütze und Carmen Kalisch.
Die Inszenierung ist das Regiedebut von Ensemble-Mitglied Florian Bender. “Antigone” ist die Fortsetzung von Wartkes erstem Stück “König Ödipus”, welches im Jahr 2012 bereits mit großem Erfolg am WBT gezeigt wurde. Sowohl “Der Sandmann” als auch “Antigone” waren ursprünglich für die laufende Saison geplant, mussten aber aufgrund des Lockdown in die kommende Spielzeit verschoben werden.
Im November feiert “Die Turing-Maschine” von Benôit Solès in der Regie von Intendant Meinhard Zanger Premiere – ein mehrfach prämiertes Drama über den englischen Mathematiker Alan Turing, der durch die Entwicklung eines «Ur-Computers» im Zweiten Weltkrieg Millionen Menschen das Leben rettete. Turing hatte fortwährend unter dem Druck gelitten, seine Homosexualität nicht ausleben zu dürfen und beendete sein Leben infolge eine Hormontherapie mit 42 Jahren.
Das Jahr 2022 startet mit der Theateradaption von Juli Zehs Roman “Corpus Delicti”, die vor der kritischen Entwicklung der Gesellschaft hin zu einer Art Gesundheitsdiktatur warnt und an die Eigenverantwortung des Bürgers appelliert. Inszenieren wird Tanja Weidner, mit Bühnen- und Kostümbildnerin Annette Wolf an ihrer Seite.
Im Frühsommer freuen sich Zanger und sein Team auf ein besonderes Spektakel: Nach “Ein Sommernachtstraum” im Gasometer 2012 und dem sensationellen Erfolg von “Der Sturm” im Jahr 2018 veranstaltet das WBT das nächste große Open Air-Spektakel im Hafenbecken: “The Black Rider – The Casting of Magic Bullets” von Beatpoet William S. Burroughs und Regisseur Robert Wilson ist ein Schauspiel mit Songs von Musiklegende Tom Waits, dessen Handlung auf der Volkssage des «Freischütz» und der gleichnamigen Oper von Carl Maria von Weber fußt und durch seine gespenstisch-schaurige und absurde Ästhetik besticht. Mit an Bord ist diesmal die Westfälische Schule für Musik als Kooperationspartner: Ihr entspringt die sechsköpfige Live-Band unter der Leitung von Jürgen Knautz und Manfred Sasse.
Die Matineen-Reihe Das Philosophische Café wird von Prof. Christa Runtenberg (Oldenburg) auch in der neuen Saison fortgeführt. Kostproben und Einführungen wird es dank der Corona-Lockerungen auch wieder geben. Allerdings ergänzt das WBT hier sein Angebot und bietet einige Veranstaltungen in einer digitalen Fassung auf der Homepage oder den sozialen Medien an.
Neuer Spielplan: Intendant Meinhard Zanger sagt: “Das Theater als Kunst des Gegenwärtigen, des Körperlichen und Sinnlichen, des Unmittelbaren steht vor nie dagewesenen existentiellen Herausforderungen. Immer zunehmender stellt sich die Frage, wie wir das künftige Zusammenleben gestalten werden und was es für Auswirkungen auf das gesellschaftliche Miteinander hat. Und was wir vom Leben wollen, hoffen, wünschen – damit beschäftigt sich das Theater seit eh und je und wird es immer tun. Dadurch bleibt das Theater krisenfest und stimmt uns zuversichtlich für die Zukunft. Kunst und Kultur sind elementar zum Austausch und Diskurs einer freiheitlichen und demokratischen Gesellschaft. Theater imaginiert, formt und bildet mit Herz, Verstand und Poesie.”
Der Vorverkauf für die Monate August und September ist ab sofort freigeschaltet. Karten sind erhältlich montags bis freitags von 14 bis 18 Uhr an der Tageskasse des WBT, telefonisch unter 0251.400 19 oder online im Ticketshop.
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