Royale Biene im Hammer Gustav-Lübcke-Museum

Hamm – Das Objekt des Monats des Hammer Gustav-Lübcke-Museums ist dieses Mal eine kleine Biene auf einem Kalksteinrelief aus der Zeit das ägyptischen Pharaos Ramses III. Kuratorin Jalina Tschernig erzählt die spannende Geschichte dazu.

Eine Biene auf einem Kalksteinrelief ist das „Objekt des Monats“ – sie ist über 3000 Jahre alt – Foto Thorsten Hübner Hamm

Der altägyptische König Ramses III. wird häufig als der letzte große Herrscher des Neuen Reiches bezeichnet (1187–1156 v. Chr.). Während seiner 32-jährigen Regierungszeit verteidigte er Ägypten gegen die sog. Seevölker, die bereits Großreiche im nordöstlichen Mittelmeerraum zu Fall brachten. Nicht zuletzt ist Ramses III. für sein spektakuläres Ableben bekannt, denn er fiel wohl im Alter von 65 Jahren einer Haremsverschwörung zum Opfer. Zu seinen Lebzeiten ließ Ramses III. im gesamten ägyptischen Reich Göttertempel errichten. Aus einem dieser Tempel stammt ein Kalksteinrelief, das sich aktuell im Gustav-Lübcke-Museum befindet. Die genaue Herkunft lässt sich leider nicht mehr ermitteln. Dieses Relief verzeichnet drei der fünf königlichen Namen Ramses‘ III. Jede der drei Spalten, die Kolumnen genannt werden, enthält einen Namen des Königs, wobei sich die Leserichtung in einer Kolumne ändert. Der Thronname Ramses III. befindet sich auf der linken Seite und wird von links nach rechts gelesen. Er lautet „König von [Ober-] und Unterägypten, Herr der beiden Länder, Usermaatre, Geliebter des (Gottes) Amun“. Die beiden anderen Namen werden dagegen von rechts nach links gelesen. Der Eigenname des Ramses III. befindet sich in der mittleren Kolumne und lautet „Sohn des Re, Herr der Erscheinungen, Ramses, Herrscher von Heliopolis“.

Doch das Relief ist nicht nur aufgrund seiner Verbindung zu einem berühmten Pharao interessant. Ein kleines Detail führt uns weg vom Hof des Königs hinein in die altägyptische Welt der Insekten. In der oberen linken Ecke des Reliefs befindet sich eine Hieroglyphe in der Form einer kleinen Biene. Die Biene war im alten Ägypten ein bedeutungsvolles Insekt, dass in vielen verschiedenen Kontexten auftaucht. Hier ist sie Teil der Titulatur des Königs. Im Titel „König von Ober- und Unterägypten“ symbolisiert die Biene Unterägypten und ist somit das Wappentier dieser Region. Als Hieroglyphe wird die Biene der altägyptischen Konvention folgend stark stilisiert und von der Seite dargestellt. Zu den zentralen Elementen gehören die beiden Antennen oben am kleinen Kopf, die zwei aufgestellten Flügel, der zweigeteilte Körper sowie die vier Beine. Das dritte Beinpaar war meist separat ausgeführt oder aufgemalt. Der Stachel der Bienen wurde nicht abgebildet.

Doch nicht nur die Biene selbst, auch ihre Produkte wurden von den Ägyptern geschätzt. Der süße Honig war deswegen so beliebt und kostbar, da sonst nur Früchte, wie Datteln, Feigen und Granatäpfel, zum Süßen genutzt werden konnten. Nicht nur Speisen, auch Getränke, wie Wein und Bier, wurden mit Honig gesüßt. In den Genuss dieser Nahrungsmittel kamen aber nicht nur die Ägypter selbst, auch den Göttern und Verstorbenen wurde Honig als Opfergabe dargebracht. Das Wort „Honig“ ist bereits in der Frühzeit um ca. 3000 v. Chr. durch Topfaufschriften belegt. Durch das Hinzufügen von Adjektiven wurde die Art und Beschaffenheit des Honigs näher bestimmt. So wurde beispielsweise zwischen dem weißen und roten Honig sowie zwischen flüssigem und festem Honig unterschieden. Schon die alten Ägypter verstanden sich darauf, Bienen zu halten und Honig zu ernten. Dieser jahrtausendealten Tradition folgend beherbergt seit kurzem auch das Gustav-Lübcke-Museum einen Bienenstock, wenn auch in einer moderneren Form.

Neues Reich, 20. Dyn., Ramses III., 1187–1156 v. Chr., Fundort unbekannt, Ankauf aus der Privatsammlung Föhr 1968, Inv. Nr. 5784

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