Münster. Die Ausstellung “Eine Frage der Herkunft. Geschichte(n) hinter den Bildern” zeigt bis zum 10. Januar 2021 Ergebnisse der Provenienzforschung des LWL-Museums für Kunst und Kultur in Münster. Die Frage, ob es sich bei den Kunstwerken um NS-Raubkunst handelt, soll durch die Rekonstruktion der Besitzerverhältnisse geklärt werden – zum Beispiel beim “Stillleben mit Maske” (1920) von Oskar Kokoschka (1886-1980).
Das Gemälde ist seit 1962, also noch zu Lebzeiten Kokoschkas, im Besitz des Museums des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Es ist das einzige Stillleben, das Kokoschka nach seinen traumatischen Erlebnissen im Ersten Weltkrieg malte. Bevor es vom Museum im Düsseldorfer Kunsthandel erworben wurde, gehörte es dem Fotografen Hugo Erfurth. Wie dieser in den Besitz vom “Stillleben mit Maske” kam, lässt sich nur vermuten.
Kokoschka und Erfurth haben sich 1916 in Dresden kennengelernt. Zu dieser Zeit fotografierte Erfurth den Künstler, und ein bekanntes Portraitfoto entstand. Auch nach diesem Treffen bestand offensichtlich eine Verbindung zwischen den beiden. Denn Erfurth betrieb ab 1922 neben seinem Fotostudio und Atelier das “Graphische Kabinett Hugo Erfurth”, das er mit einer Ausstellung von grafischen Blättern Kokoschkas eröffnete.
Neben Kokoschka porträtierte Erfurth im Laufe seiner Karriere auch viele andere Künstlerinnen, unter ihnen Käthe Kollwitz, Otto Dix, Max Slevogt, Otto Mueller und Wassily Kandinsky. Einige dieser Aufnahmen befinden sich auch in der Sammlung des LWL-Museums für Kunst und Kultur. In einigen dieser Fälle “zahlten” die Künstler für diese Fotos mit ihren eigenen Werken. So kam Erfurth, der kein Sammler im herkömmlichen Sinne war, in den Besitz einiger Werke zeitgenössischer Künstlerinnen. Das lässt vermuten, dass auch Oskar Kokoschka sein “Stillleben mit Maske” als Dank oder Bezahlung für seine fotografische Arbeit direkt an Hugo Erfurth weitergab. Ein eindeutiger Nachweis konnte hierfür bislang nicht gefunden werden, und somit gilt die Provenienz als nicht vollständig geklärt. Hinweise auf einen zweifelhaften Hergang gibt es jedoch nicht.
Durch Beschlagnahmen und Zwangsverkäufe im Nationalsozialismus wurden unzählige Menschen, vor allem jüdischen Glaubens, verschiedenster Kulturgüter beraubt. Viele Werke gingen so unvorhersehbare Wege und das Wissen um ihre Herkunft wurde verschwiegen und verloren oder vergessen.
Ausstellung “Eine Frage der Herkunft”, www.lwl.org
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