Kreis Höxter: Zurück in die Heimat

Im Kreis Höxter will man gegensteuern: Dort macht man die Erfahrung, dass junge Leute ihrer Heimat nach der Ausbildung den Rücken kehren. Die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung geht daher einen ganz neuen Weg.

Kreis Höxter

Jana-Christin Jungblut ist eine Rückkehrerin, die ihren Schritt zurück nicht bereut hat. Ende 2016 hat sie in Brakel ihr Unternehmen “WaidmannsDank” gegründet und lebt seither in ihrer alten Heimat. So wie ihr soll es jenen Rückkehrern gehen, die die neue Agentur in Höxter ansprechen, werben und beraten will, Foto GFW/ Irina Janssen

Mit einer Förderung aus Brüssel will man in Höxter den Trend umkehren. Man hat dafür unter dem Dach der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung eine eigene Rückhol-Agentur gegründet. Sie soll Weggezogenen die Wiederkehr in die alte Heimat erleichtern. Dafür will sie die Heimat wieder attraktiv machen. Argumente gibt es viele. Die Wirtschaftsförderung macht auf ihrer Website neun gute Gründe aus, warum Höxter für Investoren als und Arbeitnehmer hochgradig interessant ist. Für Rückkehrer werden darüber hinaus attraktive Angebote gemacht und viel Hilfestellung geleistet. „Viele sogenannte High Potentials sehen zwar ihre Erwerbstätigkeit vorerst außerhalb des Kreises Höxter, hegen mit der Zeit aber den Wunsch zurück in die Heimat zu kommen“, sagt Julia Handtke, die die Agentur aufbaut und personell betreut. „Motive können Familien- oder Unternehmensgründung, Pflege Angehöriger oder der Wunsch des ‚Ankommens‘ sein.“ Das innovative Konzept könnte zur Blaupause für andere Städte werden. Es soll den Fachkräftemangel und das Ausbluten der Dörfer abmildern. Auf einer eigenen Online-Plattform werden mit „Wo finden wir ein Eigenheim?“ oder auch „Wie steht es um die Kinderbetreuung und wo finden wir passende Jobs?“ naheliegende Fragen von Rückkehrern beantwortet. Der Name der Agentur lautet: „Willkommen. Willbleiben. Willheimat.“ Das Projekt läuft zunächst bis zum 31. März 2023. Das Startkapital stammt aus dem LEADER-Programm, mit dem innovative Konzepte initiiert und unterstützt werden. In Höxter ergänzt man die Projektmittel aus Brüssel von insgesamt 200.000 Euro um einen größeren eigenen Betrag, um die Anlaufstelle für Rückkehrer wirklich auf den Weg zu bringen. Gut investiertes Geld, wenn die Initiative gelingt.

Jana-Christin Jungblut ist überzeugte Rückkehrerin in den Kreis Höxter. Ihre Laufbahn im Marketing brachte sie von Wiesbaden über Düsseldorf und Paderborn zurück nach Brakel. Dort hat sie ihr eigenes Unternehmen gegründet. „WaidmannsDank“ designt und fertigt hochwertige Trophäenplatten, die sich perfekt auch in moderne Wohnräume integrieren. Ihre Kundschaft ist dank e-commerce in ganz Deutschland und Europa zu Hause. In Brakel kann sie kostengünstig und mit Familienanschluss produzieren. „Mittlerweile möchte ich niemals wieder fort“, erklärt Jana- Christin Jungblut. „Meine Lebenseinstellung hat sich grundlegend verändert und ich bin glücklicher als je zuvor.“ Menschen mit ähnlichen Lebenslinien will die Rückkehr-Agentur gezielt ansprechen. Deswegen bündelt sie Informationen aus den Bereichen Arbeit, Bildung, Wohnen, Familie, Kultur und Freizeit. Sie gibt Auskunft über regionale Potentiale zur Befriedigung individueller Anliegen und stellt konkrete Kontakte her. Dies senkt Integrationshemmschwellen und fördert die Willkommenskultur des Kreises. Dieses Angebot hätte sicherlich auch Jana-Christin Jungblut gerne in Anspruch genommen. Denn dass Netzwerke und die persönliche Ebene in der Region nicht zu unterschätzen sind, hat sie bei der Gründung ihres Unternehmens „Waidmanns- Dank“ Ende 2016 gemerkt. „In Düsseldorf wäre das undenkbar gewesen“, erinnert sich die junge Unternehmerin. Die anstrengende und sehr kostenintensive Gründungsphase dauerte weit über sechs Monate. „Hier in Brakel kann ich auf viele hilfsbereite Menschen zählen, die mich in vielerlei Hinsicht unterstützen. Gleichzeitig sind meine Fixkosten zum Leben relativ gering, so dass ich es mir leisten konnte meine volle Kraft fast ein Jahr in WaidmannsDank zu investieren“.

Inzwischen hat Jana-Christin Jungblut einen Kompromiss gefunden: halbtags arbeitet sie im Marketing und Vertrieb eines Holzgroßhändlers in Brakel. „So ist genügend Zeit für mein Unternehmen und ich bin trotzdem finanziell abgesichert“, freut sie sich, dass sie den Mut gefunden hat in ihre Heimat zurückzukehren. Ganz ähnlich soll es denen gehen, die Julia Handtke im Kreis Höxter mit der Agentur „Willkommen.Willbleiben.Willheimat“ berät und zum Rückkehren in die Heimat bewegen will. Das Potenzial ist groß, denn in der Tat hat Höxter hat vieles zu bieten.

Agentur „Willkommen.Willbleiben.Willheimat“ bei der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung in Höxter, Corveyer Allee 7, 37671 Höxter, Tel. 05271/974318, www.xregion.de

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