Münster: Meisterkoch tischt am Hafen auf

Print Friendly, PDF & Email

Münster – Tobias Sudhoff ist ein Tausendsassa. Er ist ein scharfzüngiger Kabarettist und begnadeter Musiker, politischer Aktivist, umtriebiger Forscher und er ist ein ebenso versierter wie enthusiastischer Küchenfreak. Der Spitzenkoch und Ex-Küchenchef der „Westfälischen Stube“ in Hörstel setzt jetzt in Münsters Restaurantszene neue Akzente und hat am Hafen der Westfalenmetropole eine neue Wirkungsstätte gefunden. In der Eventlocation EsCape begeistert Sudhoff seit vergangenem Juli mit ganz besonderen Köstlichkeiten Feinschmecker aus der Region.

Tobias Sudhoff

Küchenfreak und Wortkünstler Tobias Sudhoff in seinem Kräutergarten – Foto: Benjamin Ehmke

Mit einem Augenzwinkern nennt Tobias Sudhoff den neuerlichen Auftritt im Münsterschen Restaurant EsCape:  die „Stern“-Sanierung der „Westfälischen Stube“. Das eigentliche Ziel des visionären Restaurants: Zeitgemäße und nachhaltige Spitzengastronomie in der Westfalenmetropole.

Bei dem Etikett „Westfälische Stube“ mag es bei dem ein oder anderen Feinschmecker im Lande klingeln. „Westfälische Stube“, das war doch das Sternerestaurant vor den Toren Münsters? Dort gab es diese aufsehenerregende Kooperation mit der Fachhochschule in Münster und diesem durchgeknallten Küchenchef erinnert man sich.

Tobias Sudhoff

Tobias Sudhoff geht den Dingen auf den Grund: Nahrungsmittel sind die Herausforderung, mit der er sich bis ins Detail beschäftigt – Foto: Benjamin Ehmke

Genau. Leider musste das exquisite Restaurant im Januar dieses Jahres seine Tore schließen. Das Hotel Surenburg hatte Konkurs angemeldet. Das war auch das Ende der Gastronomie in dem Luxushotel. Doch die entrüsteten Reaktionen der Gäste und die große Resonanz der sternenkundigen Gourmets überzeugten den ebenso gustatorisch genialischen wie völlig verrückten Küchenkrieger, seine außergewöhnlichen und überraschenden Gustationsbomben weiter in die Gaumen der Republik zu tragen.

Sudhoff hat mit seinen Ambitionen viele Ähnlichkeiten mit jenem legendären Dr. Frankenstein. Denn auch er seziert, analysiert, kombiniert und haucht seinen Kreationen neues Leben ein. Dabei ist Sudhoff ausschließlich fasziniert von natürlichen Nahrungsmitteln, die er mit liebevoller Behandlung und einigen ausgefallenen Küchentricks zu besonderen Köstlichkeiten formt. Sudhoff ist dabei ganz ähnlich besessen wie die Hauptperson aus dem Roman das„Parfüm“ auf der Suche nach außergewöhnlichen, verzaubernden Aromen, die er den mehrheitlich nachhaltig hergestellten Produkten aus der Region entlocken will. Die Techniken probiert er in langen Versuchsreihen  im food-lab der Fachhochschule aus und verfeinert sie immer weiter. Wenn sie seiner feinen Zunge genügen, kommen sie auf die Speisenkarte seines Restaurants.

Tobias Sudhoff

Sudhoff pendelt hin und her zwischen all seinen Interessen und Begabungen: Mal ist er Musiker, dann Kabarettist, Kochbuchautor und Küchenfreak – Foto: Benjamin Ehmke

Der Küchenfreak ist zugleich ein Überzeugungstäter. Er will mit seiner Arbeit das  zukunftsweisende Konzept der von ihm erfundenen „Nahrungsmittelwende“ in Münster unter Beweis stellen. Die Grundsätze der Regionalität, der Nachhaltigkeit, der Umsetzung von Hochschul-Forschung und sensorischen Experimenten über ethische Standards bis hin zur Kampfansage gegen die Food-Industrie oder falsch verstandenes foodporn-Dünkel – dies alles soll in der anregenden Atmosphäre des EsCape wieder aufleben. Mit traumhafter Aussicht über das Wasser direkt am Hafen samt großer Außenterrasse. Die Bedingungen könnten besser kaum sein.

Unter der unterhaltsamen Leitung Sudhoffs wird der Grundsatz einer langen Tafel, an der man gemeinsam zum Essen und Kommunizieren sitzt zum sozialen Ereignis. Pro Abend können maximal bis zu 20 Personen an der Tafel Platz nehmen und sich verwöhnen lassen. Das Konzept will und wird komplett anders sein als man es gemeinhin in einem Gourmettempel erwartet. Tobias Sudhoff ist davon überzeugt: So geht moderne Spitzenküche. Direkt, echt und ehrlich sowie ganz ohne schwere Vorhänge und Stopfleber.

Der neue Feinschmeckertempel in Münster offeriert nur zwei Menüs zur Auswahl – entweder vegetarisch oder karnivorisch. Es gibt entweder fünf Gänge für 69 Euro oder sieben Gänge für 89 Euro. Hinzu kommen die begleitenden Weine oder tolle  Säfte der Firma Van Nahmen. Los geht es um 19 Uhr. Von da an heißt es nur noch: Mund auf und mit allen Sinnen genießen!

Vor dem Genuss eines solch wunderbaren Abends ist allerdings eine Anmeldung und feste Buchung geschaltet, denn die Plätze sind rar und sie sind aus dem Stand weg begehrt. Die Ankündigung hat in Münster erwartungsgemäß wie eine Bombe eingeschlagen. Öffnungszeiten: dienstags bis samstags, wenn im EsCape keine Events stattfinden. Achtung: Es gibt in diesem Jahr bereits viele ausgebuchte Termine!

Und wer einen der begehrten Platz an der Tafel des beredten Küchenrevolutionärs bekommen hat, der bekommt auch endlich Antworten auf so spannende Fragen wie: „Warum die Tester des Gourmetführers Gault Millau hier Hausverbot haben?“, „Was Tobias Sudhoff eigentlich studiert hat“, „Was das foodlab muenster in der Fachhochschule Münster mit dieser Spitzengastronomie zu tun?“ oder „Wie stopft man eine Gänseleber, ohne die arme Gans zu stopfen?“ Neugierig geworden und Appetit bekommen?  Dann sollten Sie sich flugs Ihren Platz an der Tafel unter 0151 – 1846 0946 oder unter a.pilarski@es-cape.ms reservieren.

Eventlocation EsCape Münster, www.es-cape.de

Speak Your Mind

*