Klassische Moderne bei Herlitzius

Print Friendly, PDF & Email

Münster/Mettmann – Seit 1959 steht Mono Besteck für modernes Design beim Essen. Der Schneidwarenspezialist Herlitzius in Münster hat die schlichten Edelstahl-Bestecke, Teekannen und Accessoires von Mono seit 1979 im Sortiment.

Ende der 50er-Jahre arbeitete der Besteckfabrikant Herbert Seibel in Mettmann zunächst ohne das Wissen seines Vaters zusammen mit dem Designer Peter Raacke an einem bahnbre­chenden Besteckentwurf. 1959 kam „Mono A“ auf den Markt. Ein konsequent reduziertes Be­steck, welches mit allen Konventi­onen brach, in seiner Radikalität überzeugte und zum gefeierten, zeitlosen Designklassiker werden sollte. Karl Oskar Blase, der eben­so wie Raacke an der Hochschule für Gestaltung in Kassel dozierte, entwickelte Logo, Verpackungen und Kommunikation. Dies ist die Gründungsgeschichte von Mono. Anfänglich verkaufte sich Mono A kaum. Zu schlicht, zu einfach, ein Stück Blech. Der Erfolg ließ auf sich warten, erst 1973 bekam Mono A mit dem Bundespreis Gute Form die erste Auszeich­nung und die Verkaufszahlen stiegen.

Mono Besteck

Praktisch, lustig, in blau, rot und an­thrazit erhältlich: Martina Herlitzius mit der Besteck-Linie „Mono Ring“ – Foto: Westfalium

Mit der Entwicklung des Mono A-Bestecks 1959 wurde der Grundstein für das Besteck­programm gelegt und die Defi­nition der Mono Design DNA formuliert. Neben den Klassikern von Peter Raacke (A, E, T, Oval, Petit) gehören „Mono Zeug“ (das Neandertaler Besteck von Micha­el Schneider, 1995) und „Mono Ring“ zum Mono-Portfolio.

Für Martina Herlitzius sind die schlicht-eleganten Mono-Be­stecke ein Teil ihrer Lebensge­schichte: „Seitdem ich hier im Unternehmen mitarbeite, haben wir Mono im Sortiment“. Seit 1997 führt Martina Herlitzius zusammen mit ihrem Mann Jörg Lamskemper das 1881 von ihrem Urgroßvater, dem Messer­schmiedemeister Carl Herlitzius gegründete Schneidwarenge­schäft zwischen Prinzipalmarkt und Überwasserkirche in Mün­ster. „Mittlerweile ziehen unsere Kunden das schlicht gestaltete, aber sehr hochwertig verar­beitete Edelstahl-Besteck dem klassischen Tafelsilber häufig vor.“ Anlässlich des 60-jährigen Geburtstags von Mono A ist das Besteck in einer 24-teiligen Jubi­läumsedition (Sechs mal Messer, Gabel, Esslöffel und Teelöffel) zurzeit zum Sonderpreis von 599 Euro zu bekommen.

Alle Mono Bestecke werden größtenteils in Handarbeit in der Manufaktur in Mettmann herge­stellt. Dabei wird jedes Teil von Handwerksmeistern in rund 30 Arbeitsschritten immer wieder mit feinem Gefühl und scharfem Blick bearbeitet und überprüft. Erst wenn durch den letzten Schliff die Perfektion erreicht ist, verlässt ein Mono Besteck die Manufaktur.

Wie Herlitzius blickt der Mono-Hersteller Seibel auf eine lange Tradition zurück. 1895 legte Wilhelm Seibel I. mit der Gründung der „Britaniawaren­fabrik W. Seibel“ im rheinischen Mettmann den Grundstein für das Familienunternehmen. 1911 folgte die Expansion mit einem Zweigwerk in Ziegenhain in Hes­sen, das später in den Besitz sei­ner beiden jüngeren Söhne Hein­rich und Alfred Seibel überging. Durch die gute Auftragslage in den Nachkriegsjahren wuchs die Belegschaft der beiden Betriebe in Mettmann und Ziegenhain auf fast 1.000 Mitarbeiter an. Doch in den 50er Jahren bekam das Unternehmen die Konkurrenz zu

„Mono A“ kam 1959 auf den Markt und machte Edelstahl-Besteck mit seiner wertig-modernen Gestaltung salonfähig – Foto: Mono GmbH

spüren, vor allem aus Japan und Spanien. Die Verkaufszahlen san­ken, Mitarbeiter mussten entlas­sen werden, der Mettmanner Be­trieb fusionierte zunächst bevor er aufgelöst wurde. In Ziegenhain versuchte Herbert Seibel (der älteste Sohn von Heinrich Seibel) gegenzusteuern und beauftragte Peter Raacke mit der Entwick­lung eines neuen Bestecks. Mono A kam auf den Markt, begründe­te die Marke Mono und sicherte durch einen strategischen Fokus auf Qualität und Design das Bestehen des Familienunter­nehmens als Manufaktur. 1985 schied Herbert Seibel im Alter von 75 Jahren aus und sein Neffe Wilhelm Seibel IV., ein Urenkel des Gründungsvaters, übernahm die Geschäfte. Ende der 80er Jahre führte er die Besteckpro­duktion zurück nach Mettmann. Heute leitet Wilhelm Seibel V. das Familienunternehmen in der fünften Generation mit circa 30 Mitarbeitern, zwei davon sind seine Söhne. Seit 2006 gehört auch der traditionsreiche Solin­ger Besteckhersteller Pott zum Unternehmen. Pott produziert mittlerweile auch Küchenmesser, die unter anderem zusammen mit der bekannten Köchin Sarah Wiener entwickelt wurden.

Viele Mono Produkte wurden zum Teil mehrfach ausgezeichnet und gehören zu diversen Samm­lungen in Museen der moder­nen und angewandten Kunst, darunter das Stedelijk Museum in Amsterdam oder das Phila­delphia Museum of Art. Und es gibt mittlerweile nicht nur Be­stecke von Mono, sondern auch Tabletts und andere A

ccessoires. „Mono Multitop“ revolutionierte 2017 den Kochtopfdeckel, „Mono Pico“ ist ein innovativer Walnuss­öffner – und mit einem Endver­kaufspreis von 16 Euro ein ideales Geschenk. „Mono Softmesh“ aus gewobenem Feindraht ist nichts weniger als der beständigste Rei­nigungslappen der Welt.

Unter den Bögen zwischen Prinzipal­markt und Überwasserkirche: Der Schneidwarenspezialist Herlitzius in Münster – Foto: Carl Herlitzius

 

Besonders interessant sind die Teekannen der Mettmanner Manufaktur. Anfang der 80er Jahre war der Designer Tassilo von Grolman auf der Suche nach einem Hersteller für einen futu­ristischen Teekannen-Entwurf. Bei den großen Kannen- und Service-Herstellern blitzte er ab. Wilhelm Seibel IV. erkannte im Entwurf die gleiche Radika­lität, Funktionalität und Inno­vationskraft, die Mono A zum Erfolgsbesteck gemacht hatte und brachte die Mono Teekanne 1983 auf den Markt. Weitere Tee-Pro­dukte folgten: Die Mono Filio Teekannen (1990) lassen den Tee förmlich schweben. Der Glas­körper von Mono Ellipse (2010) war eine technische Weltneuheit (oben rund, unten elliptisch). Ei­ne Auswahl an Tassen, Stövchen und weiterem Zubehör kom­plettieren den Mono Teegenuss. Die Teekannengläser sind aus hitzebeständigem Borosilikatglas, alle Teile sind spülmaschinenfest und Made in Germany. „Es ist schon ein Schauspiel, wenn man zusehen kann, wie das kochende Wasser in der gläsernen Mono Classic den Geschmack der Tee­blätter aufnimmt“, weiß Martina Herlitzius. „Dann schmeckt der Tee nochmal so gut.“

Herlitzius, Bogenstraße 8, 48143 Münster, Öffnungszeiten Mo-Fr 10:00-18:30 Uhr, Sa 10:00-16:00 Uhr, Tel. 0251/56046, www.carlherlitzius.de

Speak Your Mind

*