Theaterspelunke bei Kerzenschein

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Theaterspelunke in Münster: Seit 2016 präsentiert das Theater Freuynde + Gaesdte Aufführungen in einer mysteriösen Kellerlokalität im Herzen Münsters. Mittlerweile ist der Ort ein Geheimtipp: ein historischer Bierkeller aus dem vorletzten Jahrhundert, ein Tonnengewölbe über grob gepflastertem Boden. Elektrizität sucht man vergebens. Beim Schein Dutzender Öllampen und Tischkerzen sitzen die Zuschauer an alten Weinfässern und kommen sich vor, als hätte es sie in eine Räuberhöhle verschlagen.

Theaterspelunke

In „Kaschemme, punkt Acht“ – Foto Freuynde + Gaesdte

Die gezeigten Stücke passen zum Ambiente der Theaterspelunke. In dem schummrigen Gemäuer treffen sich Gauner und Halunken, die so charmant wie schlitzohrig sind, und erzählen aus ihrem Leben. Das ist selten rechtschaffen, häufig amüsant, aber immer faszinierend.

Von Donnerstag bis Sonntag nächster Woche zeigt das mehrfach prämierte Ensemble von Freuynde und Gaesdte noch einmal das Stück, mit dem vor drei Jahren alles anfing. In „Kaschemme, punkt Acht“ begegnet das Publikum dem französischen Ausbrecherkönig Eugène François Vidocq, einer Gangsterlegende des frühen 19. Jahrhunderts. Sein turbulentes Leben wurde mehrfach verfilmt, Stars wie Gerard Depardieu haben ihn auf der Leinwand dargestellt.

Meist war dabei viel künstlerische Freiheit im Spiel. Regisseur Zeha Schröder geht einen anderen Weg. Er hat Vidocqs eigenhändige Memoiren ausgegraben und für die Bühne bearbeitet, und die sind spannender als jedes Hollywooddrehbuch. Gemeinsam mit Vidocq (Johan Schüling) tauchen die Zuschauer ein in das postrevolutionäre Frankreich, erleben Raubzüge, Verhaftungen, Fluchtversuche – und sind mitten im Geschehen, denn die Schauspieler agieren nicht auf einer Bühne, sondern hautnah zwischen den Tischen und Stühlen.

Die Kehrseite dieser Exklusivität ist eine harsche Platzbegrenzung. Nur dreißig Leute pro Abend haben Zugang zu den Aufführungen.

Die abgezählten Tickets sind ausschließlich über die Homepage des Theaters erhältlich. Anschließend wird den Gästen ein konspirativer Treffpunkt (Nähe Ägidiimarkt) mitgeteilt, wo sie ein Losungswort erhalten und durch einen unscheinbaren Hauseingang eine andere Welt betreten: die Zeitreise hat begonnen… (29.8. bis 1.9., 20 Uhr, Tickets auf www.f-und-g.de).

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