Münster – Großer Bahnhof und große Ehre zugleich in Berlin: Die deutsch-russische Koproduktion “Die Schroffensteins – eine Familienschlacht” (Сердца и Ножи) wurde am Freitag, 14. September 2018, für besonders innovative künstlerische Leistungen ausgezeichnet. Im Zentrum der feierlichen Preisverleihung standen Außenminister Sergej Lawrow, der Direktor des Drama-Theaters Rjasan Semen Grechko, der WBT-Intendant Meinhard Zanger und Außenminister Heiko Maas.
Vergeben wurde der Preis des Deutsch-Russischen Jahres der kommunalen und regionalen Partnerschaften 2017/18, für den 260 Bewerbungen eingegangen waren. Stolz nahmen Meinhard Zanger und Semen Grechko, die Direktoren des Wolfgang Borchert Theaters und des Drama Theaters Rjasan, die Urkunde aus den Händen der Außenminister beider Länder, Sergej Lawrow und Heiko Maas, entgegen. Die feierliche Preisverleihung fand bei der Abschlussveranstaltung des Deutsch-Russischen Jahres 2017/18 in Berlin im Auswärtigen Amt statt.
In der Eröffnungszeremonie sprachen Staatsministerin Michele Müntefering, Städteratspräsident und Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe, Bernhard Kastner, Vorstandmitglied des Deutsch-Russisches Forums (DRF), Matthias Platzek, Ministerpräsident a.D. und Vorsitzender des DRF und die beiden Außenminister Heiko Maas und Sergej Lawrow Grußworte, die alle die besondere Bedeutung des Dialogs zwischen den Bürgern beider Länder betonten. Müntefering hob heraus, wie wichtig es sei, nicht nur einander als Freunde zu finden, sondern über Dauer auch Freunde zu sein, und betonte, dass die Vielzahl der deutsch-russischen Partnerschaften die Basis sei „für ein gestärktes zivilgesellschaftliches Miteinander und für die Zukunftschancen, für das gute nachbarschaftliche Verhältnis zwischen unseren beiden Völkern.“ Wenn jeder von uns Bürgern einen Schritt auf den anderen zumache, so Bernhard Kastner, begännen am Ende auch unsere Länder, sich aktiver aufeinander zuzubewegen. Sein Gruß galt besonders den anwesenden Bürgermeistern und Regionalvertretern aus beiden Ländern.
Markus Lewe nahm die Herausforderung seines russischen Amtskollegen Stanislaw Moscharow, Präsident des „Verbands der russischen Städte“ scherzend an, Fußball-Teams mit Bürgermeistern aufzustellen, die gegeneinander spielen, wie bereits in Moskau geschehen. Lewe betonte aber auch, dass bereits tausend deutsch-russische Schulpartnerschaften einen intensiveren Jugendaustausch ermöglichen und forderte beide Seiten lebendig auf, einander in regen Besuchen die Schönheit der Partnerstädte zu genießen.
Außenminister Heiko Maas zeigte sich beeindruckt von der Vielfalt der kommunalen und regionalen Beziehungen beider Länder und zählte neben Unternehmern und Ärzten auch Musiker und Theaterschauspieler auf. Er bedankte sich zur russischen Bereitschaft zur Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg und erwähnte die intensiven und konstruktiven Gespräche mit Amtskollege Lawrow zur Lage in Idlib, die am selben Tag stattgefunden hatten. „Dialog beginnt mit der Bereitschaft, einander zuzuhören, mit der Frage, wo steht der andere und wie blickt er auf die Welt. Alle der heute hier ausgezeichneten, aber auch die weiteren zahlreichen deutsch-russischen Partnerschaften stehen dafür beispielhaft.“
Der russische Außenminister Sergej Lawrow betonte: „Ich bin überzeugt, dass die Versöhnung zwischen Deutschland und Russland und die Rolle unseres Landes in der Wiedervereinigung Deutschlands eine hervorragende Errungenschaft bilden, nicht nur für unsere Länder und Völker, sondern auch für ganz Europa. Diese Errungenschaft muss man zu schätzen wissen. Wenn wir in die Zukunft blicken, gibt es für die Beziehungen der weiteren Partnerschaft zwischen uns keine Alternative. Wir bemühen uns auch weiter, die Qualität der bilateralen Zusammenarbeit zu stärken, zum Wohl der Völker Russlands und Deutschlands – im Namen des Friedens und der Stabilität in unserem Kontingent sowie in der ganzen Welt.“
Nach der feierlichen Zeremonie gratulierte Markus Lewe den Vertretern des Theaters zur Auszeichnung persönlich. Er stellte die Aktualität der Aufführung „Die Schroffensteins“ heraus und beglückwünschte die Theatervertreter zu einer außergewöhnlichen Zusammenarbeit und künstlerischen Umsetzung. Es sei eine wichtige Botschaft für alle. Beide Theater hätten durch ihre Koproduktion einen wichtigen Beitrag zur Diplomatie auf Bürgerebene geleistet.
Semen Grechko und Meinhard Zanger berichteten über das zufällige Entstehen der Freundschaft vor vier Jahren, als die Stadt Münster den Delegationsbesuch vom Dramatheater Rjasan in Münster organisierten und den Kontakt zum Wolfgang Borchert Theater vermittelten. Mittlerweile haben sich durch zahlreiche Begegnungen, Gastspiele und die jüngste Koproduktion freundschaftliche Beziehungen nicht nur zwischen den Schauspielern entwickelt, sondern zwischen Mitarbeitern aller Abteilungen. Sie erzählten auch von Zuschauern in beiden Städten, die nach den Vorstellungen mit den Schauspielern sprechen wollen und sich verstärkt für die Kultur des anderen interessierten – bis hin zu Reisen in das jeweils andere Land.
Die zweisprachige Uraufführung von Kleists Erstlingswerk kam letztes Jahr zur Premiere in Münster und Rjasan. Sie war bereits auf mehreren internationalen Festivals in Rjasan und Belgrad zu Gast und wurde als Gastspiel in Moskau gezeigt, ein weiteres Gastspiel in St. Petersburg folgt in diesem Oktober. Parallel dazu steht es regelmäßig in Münster und Rjasan auf dem Spielplan. Am 24. November und 16. Dezember können die Zuschauer sich das Schauspiel wieder im Wolfgang Borchert Theater anschauen.
WBT Wolfgang Borchert Theater / Am Mittelhafen 10 / 48155 Münster
Ticket-Telefon 0251 – 400 19
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