6 Fragen an …

Foto: Dr. Schwerdtfeger Personalberatung

Westfalium sprach mit Dr. Clemens Schwerdtfeger, den geschäftsführenden Gesellschafter der Dr. Schwerdtfeger Personalberatung und Fabian Leupold, bei der Personalberatung zuständig für die Region Westfalen, über den Fachkräftemangel, attraktive Arbeitgeber und den Standort Westfalen.

Herr Dr. Schwerdtfeger, ist es zurzeit wirklich so schwer, Führungs- und Fachkräfte zu finden?

Schwerdtfeger: Es ist in der Tat viel schwieriger geworden, passende Führungs- und Fachkräfte zu finden. Die Wirtschaft, insbesondere in Westfalen, boomt seit Jahren. Wir haben viele Regionen mit faktischer Vollbeschäftigung und der Personalbedarf steigt ungeachtet dessen weiter an. Zusätzlich nimmt die Anzahl der Erwerbsfähigen durch den demographischen Wandel immer weiter ab. Durch diese Entwicklungen hat sich der Arbeitsmarkt zu Gunsten der Arbeitnehmer verändert.

Wie finden Sie dann überhaupt noch Personal?

Schwerdtfeger: In den letzten Jahren haben wir uns ein komplexes und gut funktionierendes Netzwerk aufgebaut. Wir stehen mit rund 16.000 latent suchenden Führungs- und Fachkräften aus der Region in Kontakt, die bei passenden Gelegenheiten durchaus bereit sind sich neuen Herausforderungen zu stellen. Zusätzlich verfügen wir über eine eigene Research- Abteilung, sodass wir potentielle Kandidaten über das Headhunting auch direkt ansprechen können. Der mehrstufige Auswahlprozess wird bei jedem Mandat von zwei Personalberatern durchgeführt, welche zu- dem einen festen Ansprechpartner aus dem Research zur Seite gestellt bekommen. Oft melden sich bei uns Personen Ende 30, die sich nach dem Studium und der ersten längeren Beschäftigung weiterentwickeln wollen. Aber auch viele 50-Jährige melden sich, wenn deren Kinder aus dem Haus sind, die dann nach einer neuen Herausforderung suchen, um ihre Erfahrungen einbringen zu können.

Was macht Arbeitnehmer für Unternehmen attraktiv, Herr Leupold?

Leupold: Der Lebenslauf sollte auf Tatkraft, Kompetenz und Verlässlichkeit schließen lassen – auch wenn Brüche sichtbar sind. Wichtig sind Zeugnisse für jede Station. Wenn ein 40-Jähriger aber schon mehr als fünf Arbeitgeber im Lebenslauf hat, wird das im Mittelstand durchaus kritisch hinterfragt. Bei jungen Leuten wird es gern gesehen, wenn sie auch mal nach links und rechts geschaut haben, zum Beispiel während eines Sozialen Jahres oder durch einen Auslandsaufenthalt.

Was macht ein Unternehmen für potentielle Mitarbeiter attraktiv?

Schwerdtfeger: Es ist nicht nur das Gehalt. Der zukünftige Arbeitgeber sollte auch einen guten Ruf haben. Unternehmen mit guten Wachstumsaussichten sind beliebt, weil sich Bewerber hier bessere Karrierechancen erhoffen. In den vergangenen Jahren ist die Work-Life-Balance bedeutsamer geworden. Gesucht werden Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern be- ruflich fördern und fordern, gleichzeitig aber genug Raum für das private Umfeld lassen. Wichtig ist auch die berufliche Anerkennung. Ein Lob vom Chef ist häufig mehr wert als die letzten 100 Euro auf der Gehaltsabrechnung.

Was macht Westfalen für Fachkräfte attraktiv?

Leupold: Westfalen hat ins- besondere in den ländlich ge- prägten Regionen einen sehr starken und breit aufgestellten Mittelstand. Die Konzentration von Weltmarktführern im ländlichen Ostwestfalen-Lippe ist beispielsweise einzigartig auf der Welt. Hier können Führungs- und Fachkräfte ohne Umzug auf bessere Stellen in anderen Unternehmen wechseln, auch die Partner finden viel leichter Arbeit. Es gibt ein vielfältiges schulisches Angebot und weniger soziale Probleme. Außerdem sind die Lebenshaltungskosten niedriger als in den Großstädten. Oft vermitteln wir auch Rückkehrer, die ihre Wurzeln in Westfalen haben, nach einigen beruflichen Jahren in München, Hamburg oder Frankfurt aber wieder näher bei ihren Angehörigen und Freunden leben wollen. Da schickt dann die Oma auch mal dem Enkel die Stellenanzeige hinterher.

Wo kann sich Westfalen noch verbessern?

Schwerdtfeger: Die Region ist vielfältig und bietet sowohl in wirtschaftlicher, sozialer als auch in kultureller Hinsicht sehr viel. Nur wird hierrüber viel zu wenig geredet, weshalb zum Beispiel teilweise die Lebenspartner der von uns vermittelten Fachkräfte die kulturelle Vielfalt aus den Großstädten vermissen. Das Paradoxe daran ist, dass diese Angebote auf Nachfrage häufig gar nicht wahrgenommen wurden, da die Fahrzeit innerhalb einer Großstadt zum Museum oder zum Theater über eine Stunde gedauert hätte. In der gleichen Zeit kann man aber auch von Iserlohn nach Köln fahren oder direkt die lokalen Angebote nutzen. Letztlich muss die gesuchte Führungs- beziehungsweise Fachkraft zum Unternehmen und zur Region passen, worauf wir als gute Personalberatung sehr viel Wert legen. Deshalb haben wir extra mit Herrn Fabian Leupold einen gebürtigen Westfalen als Personalberater, da dieser die Mentalität der Region und der Menschen kennt. Dadurch können teure und für beide Seiten nervenauftreibende Konflikte bereits im Vorfeld vermieden werden.

Weitere interessante Informationen zum Umgang mit Führungskräften im Beruf und zu den umsatzstärksten Unternehmen in Westfalen gibt es in der aktuellen Herbstausgabe von Westfalium, erhältlich im gut sortierten Zeitschriftenhandel.

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