Ausstellung “Europa in Münster”

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Münster – Europa hat viele Spuren in den Baudenkmälern der Stadt Münster hinterlassen. Das zeigt die Ausstellung “Europa in Münster”, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in der Zeit <>vom 5. bis 18. Juli in der Bürgerhalle des LWL-Landeshauses (Freiherr-vom-Stein-Platz 1) in Münster zeigt.

V. r. n. l. : LWL-Chefdenkmalpfleger Dr. Holger Mertens (v.l.), Prof. Dr. Eva-Bettina Krems, Geschäftsführende Direktorin am Institut für Kunstgeschichte, Dr. Eckhard Kluth, Leiter der zentralen Kustodie der Universität Münster sowie Dr. Oliver Karnau, LWL-Denkmalpfleger und Lehrbeauftragter am Institut für Kunstgeschichte der Universität Münster, bei der Ausstellungseröffnung. Foto: LWL/Schwalm

Das Fürstbischöfliche Schloss, das historische Rathaus, der Prinzipalmarkt, das Krameramtshaus oder das städtische Theater sowie die vielen weiteren bekannten und weniger bekannten Baudenkmäler spiegeln unterschiedliche Kapitel der über 1200-jährigen Stadtgeschichte Münsters. Sie erzählen aber auch von Europas Geschichte. Die Ausstellung, die Studierende des kunsthistorischen Instituts der Westfälischen Wilhelms-Universität erarbeitet haben, lädt zu einem neuen Blick auf Münster ein. Die Ausstellung ist Teil des Projektes “Europa in Westfalen”, das von der LWL-Denkmalpflege anlässlich des Europäischen Kulturerbejahres “Sharing Heritage” initiiert wurde.

Studierende präsentieren ihr Projekt “DenkÂŽmal europäisch” in Münster. Foto: LWL/Schwalm

“Ich bin über fünf Jahre lang fast jeden Tag am Nordflügel des Beverfoerder Hofes vorbei-gelaufen, ohne zu wissen, was für eine Geschichte hinter dem Gebäude steckt und dass ein Stück Frankreich mitten in Münster steht”, sagte eine Studentin. “Durch unser Studienprojekt hatten wir die Möglichkeit, nach Zusammenhängen zwischen der lokalen und der europäischen Geschichte zu forschen. Und dieses Wissen möchten wir teilen: Mit unseren Projekten möchten wir die den Denkmälern innewohnende Erinnerung lebendig machen”, erläuterten die Studierenden.
Schwerpunkt der Ausstellung sind neue Einblicke in die Kulturgeschichte des Fürst-bischöflichen Schlosses in Münster. Die Poster verdeutlichen die europäischen Facetten, die sowohl im Gebäude selbst als auch in seiner Bau- und Nutzungsgeschichte versteckt sind.

Die Studierenden machen aber auch auf weniger bekannte historische Orte aufmerksam. Das Projekt “denk´mal europäisch in Münster” stellt zum Beispiel die Geschichte des Soldatenfriedhofs am Haus Spital, der im Ersten Weltkrieg von französischen Gefangenen für europäische Kameraden angelegt wurde, oder den Beverfoerder Hof an der Königsstraße, der Spuren eines französischen Stadtpalais aufweist, vor.

“Die Kultur, die als ‘eigene’ wahrgenommen wird, und auch das eigene baukulturelle Erbe sind oft Ergebnis von einem kulturellen Austausch”, sagt LWL-Denkmalpflegerin Dr. Barbara Seifen. “Wir sind froh, dass dieses Projekt einen Beitrag dazu leisten kann, diesen kulturhistorischen und ganz aktuellen gesellschaftlichen Aspekt greifbar und sichtbar zu machen”, so Dr. Oliver Karnau, der das LWL-Projekt “Europa in Westfalen” gemeinsam mit Seifen leitet.

Institutsleiterin Prof. Dr. Eva-Bettina Krems und LWL-Chefdenkmalpfleger Dr. Holger Mertens sehen es positiv, dass durch dieses Projekt die Zusammenarbeit und der Wissensaustausch zwischen der Universität und der Denkmalpflege weiter ausgebaut wurde: “Studierende erfahren mit diesen Projekten den Wert des baukulturellen Erbes sowie die Bedeutung seiner Erforschung und Vermittlung an eine breitere Öffentlichkeit”, so Krems. “Und damit setzen wir die Idee des Europäischen Kulturerbejahres um, das dazu einlädt, Wissen zu teilen”, ergänzt Mertens.

Hintergrund: Europa in Westfalen
Das Projekt des LWL lädt Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus unterschiedlichen Kultur- und Bildungskreisen dazu ein, die Spuren europäischer Geschichte in ihrem lokalen Umfeld und in Westfalen zu entdecken. Außerschulische Lernorte, Schulen sowie Universitäten in Westfalen, die eine Denkmalbedeutung und einen Europabezug haben, sind die zentralen Bausteine des Projektes. Das Projekt verdeutlicht an diesen Bildungsorten und ihren Vermittlungsprojekten die europäischen Einflüsse auf Westfalen und seine Baukultur. “Europa in Westfalen” möchte dazu beitragen, dass die teilnehmenden Institutionen, denkmalpädagogische Fragestellungen in ihrer Kulturarbeit verankern, um junge Menschen für das Gefüge “Heimat – Europa – Kulturelles Erbe” zu sensibilisieren.
www.europa-in-westfalen.de

Das Fürstbischöfliche Schloss ist in der Ausstellung “Europa in Münster” ein Beispiel für ein Denkmal, an dem sich die Geschichte Europas ablesen lässt. Foto: LWL/Dülberg

Europäische Spuren im Fürstbischöflichen Schloss
Am Baudenkmal Schloss Münster lassen sich zahlreiche Spuren der europäischen Geschichte finden. Diese erzählen von den Bildungsreisen seines Erbauers Johann Conrad Schlaun nach Süddeutschland, Italien und Frankreich, vom dunklen europäischen Kapitel des zweiten Weltkrieges sowie von der bürgerschaftlichen Leistung des Wiederaufbaus der Städte bis hin zur europäischen Geschichte seiner heutigen Nutzung als Universität. Im 11. Jahrhundert entstanden in Bologna und Paris erste internationale Gemeinschaften von Lehrenden und Lernenden, die Wissen mehrten und sich selbst verwalteten. Von dort verbreitete sich die Idee in alle Himmelsrichtungen, nach Lissabon und Salamanca, Prag und Wien, nach Pécs und Buda. Im 19. Jahrhundert schließlich eroberte sie Nordamerika.

Das Studentenprojekt “denk´mal europäisch” in Münster
Studierende des kunsthistorischen Instituts der Westfälischen Wilhelms-Universität machen im europäischen Kulturerbejahr aufmerksam auf weniger bekannte Orte und Objekte in Münster, die von grenzüberschreitenden Einflüssen geprägt sind: “Wir wollen deutlich machen, dass auch diese Orte einen Bezug zur europäischen Geschichte und Kultur haben”. Abseits der bekannten Sehenswürdigkeiten nehmen die Studierenden die Ausstellungsbesucher mit auf Spurensuche: zum Grabmal des preußischen Generals Heinrich Wilhelm von Horns, der erst gegen, dann mit Napoleon kämpfte, zur Büste des Musikers Julius Otto Grimm, der von Estland über St. Petersburg und Dresden nach Münster kam, oder zu dem von französischen Gefangenen gestalteten Friedhof des größten Kriegsgefangenenlagers in Nordwestdeutschland. In einem Blog mit Texten, Videos, Bildern und Tondokumenten werden die Orte präsentiert.
https://muenstereuropa.blogspot.de/

Studentinnen des Forschungsprojektes “Die Kulturgeschichte des Fürstbischöflichen Schlosses Münster”. Foto: Dr. Oliver Karnau

“Sharing Heritage”: Das Europäische Kulturerbejahr
Das Europäische Kulturerbejahr “Sharing Heritage” soll breitere Kreise der Gesellschaft, vor allem Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, aktiv an das kulturelle Erbe heranführen. Sie sollen sich mit dem Erbe identifizieren und bereit sein, es zu bewahren.
www.sharingheritage.de/

Ausstellungsinformationen:
Ausstellungszeitraum: 5. Juli – 18. Juli 2018

LWL-Landeshaus / Bürgerhalle / Freiherr-vom-Stein-Platz 1 / 48145 Münster

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