Kaiser-Wilhelm-Denkmal wird wiedereröffnet

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Porta Westfalica – Am 8. Juli wird der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Porta Westfalica (Kreis Minden-Lübbecke) wiedereröffnen. Nach einem Festakt mit geladenen Gästen wird das Denkmal an diesem Sonntag im Juli mit einem Fest ab 13.30 Uhr eröffnet. Da der Zugang am Eröffnungstag aus Sicherheitsgründen begrenzt ist, wurden kostenlose Bustickets verlost. Ab Montag (9.7.) ist die Zufahrt zum Denkmal wieder frei.

Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Foto: WLV, Münster

“Es ging nicht darum, dem Kaiser zu alter Herrlichkeit zu verhelfen. Das wollte sein Enkel Wilhelm II. Wir wollen zwei Dinge: erstens das Denkmal historisch einordnen und zweitens Touristen in die Region ziehen”, so der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Matthias Löb, am Montag (2.7.) bei einem Pressetermin am zweitgrößten Denkmal Deutschlands.

Portal für Westfalen
“Man sollte die Besucher nicht mit dem Pathos dieses Denkmals alleinlassen”, so Löb weiter. “Im neuen Besucherzentrum erzählen wir deshalb die ganze Geschichte: von den Römern in Germanien über Preußens Pomp bis zum Elend der Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkrieges in den Stollen direkt unter dem Monument. Hier öffnet sich also nicht nur geologisch das Tor zu Westfalen, sondern auch geschichtlich. Und das Ganze gekrönt durch einen überwältigenden Blick – ein Portal mit Panoramablick.”

Das LWL-Besucherzentrum liefert Informationen zum Denkmal und Einblicke in die wechselvolle Vergangenheit des Wittekindsberges. – Foto: LWL/Hübbe

Der LWL als Eigentümer hatte 2015 beschlossen, mit der notwendigen Sanierung das Denkmal durch ein Restaurant und ein Besucherzentrum aufzuwerten. Der jetzt realisierte Wettbewerbsentwurf stammt vom Architekten Peter Bastian aus Münster. Eine Jury hatte seinen Entwurf 2014 einstimmig als besten ausgewählt. “Der preisgekrönte Entwurf macht deutlich, wie moderne Architektur und Denkmalschutz unter Würdigung der Geschichte vereint werden können”, hieß es damals zur Begründung.

Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal ist Bestandteil der “Straße der Monumente” (sieben Denkmäler in Deutschland, darunter das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig). Ab 9. Juli warten an der Porta Westfalica das neue Restaurant in der Ringterrasse (“Wilhelm 1896”) und das “LWL-Besucherzentrum” auf geschätzt über 150.000 Besucher pro Jahr.

Das LWL-Besucherzentrum liefert Informationen zum Denkmal und Einblicke in die wechselvolle Vergangenheit des Wittekindsberges. Foto: LWL/Hübbe

Das LWL-Besucherzentrum
Das LWL-Besucherzentrum liefert Informationen zum Denkmal und Einblicke in die wechselvolle Vergangenheit des Wittekindsberges. “Hier am Berg können Sie 2.000 Jahre Geschichte auf 2.000 Metern erwandern”, so Löb.

Wer sich immer schon gefragt hat, warum auf dem Berg ein solches begehbares Denkmal gebaut wurde, findet ebenso eine Antwort auf seine Frage wie derjenige, der wissen möchte, warum dort zahlreiche archäologische Fundstätten zu entdecken sind. Historiker, Archäologinnen, Naturschützer und Heimatpflegerinnen haben für die Stationen im Besucherzentrum die Geschichte zusammengetragen.

Luftbild Baustelle – Foto: Fa. Kögel

Die sechs Stationen informieren mit Illustrationen, Animationen, Fotografien, kurzen Texten und interaktiven Sequenzen über die Natur- und Kulturgeschichte der Porta. Im Eingangsbereich befinden sich die “Kaiserlichen Aussichten”, eine Bilderwand mit rund 40 Erinnerungsfotos von Besuchern aus verschiedenen Jahrzehnten. Das “Rondell” widmet sich dem Denkmal aus den Perspektiven “Kaiser” (Wilhelm I. und II.), “Denkmal” und “Publikum”.

Die Stationen “Panoramawand”, “Geomodell” und “Denkmal heute” fassen rund 70 Einzelthemen zur Kultur- und Naturgeschichte der Porta Westfalica zusammen. Großanimationen greifen die Themen Geologie, Natur, Wirtschaft, Verkehr und Siedlung auf. Darüber hinaus führt ein Kurzfilm an der Kinostation in die Geschichte des Denkmals ein.

Das Besucherzentrum bietet außerdem eine weite Aussicht durch die verglasten Fensterbögen der Ringmauer. Treten die Besucher aus dem Gebäude heraus, können sie auf der wieder errichteten Ringterrasse den Blick über das Wiehengebirge und die Weser genießen.

Luftbild des Kaiser-Wilhelm-Denkmals.- Foto: LWL/Hübbe

Der Bau
Seit dem Start der Wiederherstellung vor 22 Monaten sei die rund 27.000 Kubikmeter große Baugrube mit 270 Kleinbohrpfählen für die Standsicherheit des Gebäudes bestückt worden, erläuterte Matthias Gundler, Prokurist und Bauleiter der LWL-Tochtergesellschaft WLV (Westfälisch-Lippische Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH). “Dabei war das ganze Fachwissen der Firmen, sondern auch Schwindelfreiheit der Mitarbeiter gefragt. Nicht die Stollen, sondern kleine Klüften und Spalten machten uns anfangs die Arbeit zur Wiederherstellung der Ringmauer schwer”, so Gundler. “Zeitweise hatten wir über 100 Arbeiter auf der Baustelle.”

Als die Ringterrassen beim Bau des Denkmals Ende des 19. Jahrhunderts aufgeschüttet wurden, traten bereits kurz nach der Eröffnung 1896 Probleme an der Ringmauer auf. Das führte auch bei der Sprengung des Einganges zum sogenannten Denkmalstollen 1946 durch die Briten zu einem Bruch der Böschung. Gundler: “Noch 120 Jahre nach der Eröffnung kam es durch damalige Kosteneinsparungen dazu, dass wir jetzt große Mengen von Zementmaterial mit den Bohrungen in den Berg stecken mussten.

Nun ist dort der wiederhergestellte 1.700 Quadratmeter große Ringsockel aus Obernkirchner Sandstein zu sehen. Insgesamt haben wir für diese Pfahlgründung über 3.800 Tonnen Zement verarbeitet.” Oberhalb des Sockels erstrecken sich die wiederhergestellten Ringbögen als Aussichtsfenster der zukünftigen Gastronomie in die Höhe. Insgesamt wurden über 1.500 Tonnen Naturstein handwerklich verarbeitet.

Wegen der Schwierigkeiten bei der Sanierung liegen die Baukosten laut LWL-Direktor Löb allein für die Wiederherstellung der Ringmauer bei fünf Millionen Euro. Zusätzlich betragen die Baukosten für das Besucherzentrum, die Gastronomie und den Pavillon noch einmal 11,4 Millionen Euro. Die Stadt Porta Westfalica beteiligt sich mit einem Zuschuss von über 600.000 Euro, der Bund steuert insgesamt 5,8 Millionen Euro Fördermittel bei.

Der Bürgermeister von Porta Westfalica, Bernd Hedtmann, bedankte sich beim LWL, der das “Wahrzeichen unserer Stadt und unserer Region in herausragender Weise für die Zukunft aufgestellt” habe: “Wir können nur ‘Danke’ sagen für diese Entscheidung.”

Neues Parkleitsystem
Hedtmann kündigte an, dass ein neues Parkleitsystem in Porta Westfalica ab Montag (9.7.) in Betrieb gehe. An 13 Standorten werden vier in das System integrierten Parkplätze angezeigt. Zwei dieser Parkplätze befinden sich rechts und links an der Portastraße nahe der Weserbrücke in Höhe des ehemaligen Kaiserhofes (“Kaiserhof” und “Unterm Willem”). Der dritte Parkplatz befindet sich unterhalb des Kaiser Wilhelm-Denkmals (“Denkmal”).
Des Weiteren besteht eine Parkmöglichkeit am Bahnhof auf der anderen Seite der Weserbrücke (“Bahnhof”). Die Stadt Porta Westfalica plant, ab dem 14. Juli den Besuchern an den Wochenenden einen Bus-Shuttle zur Verfügung zu stellen.

Wiedereröffnung am 8. Juli – Zufahrt am Wochenende gesperrt
Die Zufahrt zum Denkmal in Porta Westfalica (Kaiserstraße) ist am 7. und 8. Juli den ganzen Tag gesperrt. In sämtlichen Anliegerstraßen gilt ab dem 4. Juli Halteverbot. Direkte Anwohner informiert die Stadt Porta Westfalica über die Sperrung und das Halteverbot (Rückfragen an die Stadtverwaltung unter Tel. 0571 791 254).
Die Verkehrsbetriebe MKB bringen am 8. Juli Besucher mit Tickets (vorab verlost) ab 13 Uhr kostenlos mit Bussen vom Parkplatz Kanzlers Weide in Minden (zu Fuß vom Mindener Bahnhof erreichbar) oder dem Parkplatz Gewerbegebiet Flurweg (Porta-Markt) in Porta Westfalica zum Denkmal und zurück. Für Wanderer sind der Wittekindsberg und das Denkmal über die ausgewiesenen Wanderwege zugänglich.

Neben der Besichtigung des neuen Besucherzentrums im Ringsockel des Denkmals bietet der LWL am 8. Juli zusammen mit dem Betreiber des neuen Restaurants “Wilhelm 1896” ein umfangreiches Rahmenprogramm. Es gibt Speisen und Getränke, Informationen rund um das Denkmal und die Region. Ein Kinderprogramm wird sich bis 18 Uhr um “den Kaiser” drehen: Bei einer Luftballonaktion können “Grüße vom Wilhelm” versendet werden. Eine Rallye lädt Kinder dazu ein, das neue Besucherzentrum und seine Umgebung zu erkunden.

Gleichzeitig sind die Besucher am “Selfie-Spot” dazu aufgerufen, eine fotografische Erinnerung an den Tag der Wiedereröffnung im Internet über Instagram zu teilen. Diese Fotos werden später auch in der Besuchergalerie im Eingangsbereich des Besucherzentrums zu sehen sein.

An einem weiteren Stand informieren der Mühlenkreis Minden-Lübbecke sowie die Stadt Porta Westfalica, die Minden Marketing GmbH, das Staatsbad Bad Oeynhausen, die Orte Stemwede und Rahden über die Freizeitangebote und Ausflugsziele im Kreis. Der LWL präsentiert sich mit seinem LWL-Mobil. Wer über das Kaiser-Wilhelm-Denkmal hinaus etwas über die preußischen Spuren in Westfalen erfahren möchte, kann sich am Stand des Netzwerkes “Preußen in Westfalen” informieren.

Bei Fragen der Besucher zur Ausstellung, Denkmal-Geschichte und Umgebung stehen ebenfalls bis 18 Uhr sogenannte Kulturlotsen bereit und helfen weiter.

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