Münster: Katholikentag mit starken Statements

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Münster – Seit Mittwochabend ist Münster erfüllt vom Katholikentag 2018. Bis zu 70.000 Teilnehmer werden bis Sonntag in der Stadt erwartet, um gemeinsam Gottesdienste zu feiern und an rund 1.000 Programmen teilzunehmen. Die Stimmung der Gäste in Münster ist ausgesprochen fröhlich, entspannt, zugewandt und neugierig.

Bei der Eröffnung des 101. Deutschen Katholikentags am Domplatz in Münster – Foto: Katholikentag

Erwartungsgemäß werden die politischen Diskussionen mit Regierungsvertretern, Politikern und Fachleuten sehr gut besucht, offensichtlich erwarten die Besucher auch Antworten auf ihre Fragen und klare Botschaften zur aktuellen politischen Situation. Bereits beim Eröffnungsgottesdienst gab es deutliche Worte zum Frieden in der Welt und zum wachsenden Populismus in Deutschland und Europa. Dr. Thomas Sternberg forderte bei der Eröffnung eine stärkere ökumenische Bewegung.

Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier fand bei der Eröffnung Katholikentages deutliche Worte zur aktuellen Situation auf der Welt – Foto: katholikentag.de, Nadine Malzkorn

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sieht in Donald Trumps US-Ausstieg aus dem Iran-Atomabkommen eine Absage an Frieden durch internationale Kooperation. Dies sei ein “wirklicher Rückschlag für die Friedensdiplomatie” und Risiko für die ganze Region, sagte Steinmeier am Donnerstagnachmittag beim Katholikentag in Münster.

Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier bei der Eröffnung des 101. Deutschen Katholikentages in Münster –  Foto: katholikentag.de, Nadine Malzkorn

Nun drohten andere in der Region zu versuchen, denselben Weg wie der Iran in Richtung Atomwaffen zu gehen, sagte der frühere Außenminister vor mehr als 2.000 Besuchern in der Halle Münsterland. Im Iran würden Hardliner wieder auf jene losgehen, die das Abkommen bislang unterstützt haben. Langfristig, so der Bundespräsident, stelle sich die Frage: “Wer wird sich noch auf ein solches Abkommen einlassen?”

Eucharistiefeier an Christi Himmelfahrt vor dem Münsteraner Schloss – Foto: katholikentag.de, Nadine Malzkorn

Der Bundespräsident ermunterte dazu, nicht “all unsere Zukunftsperspektiven nur mit Blick auf die derzeitige US-Regierung zu sehen und danach auszurichten”. Er appellierte an die EU-Mitgliedstaaten, bis zum Beginn des Wahlkampfs zum EU-Parlament konkrete Vorschläge auch zur inhaltlichen und diplomatischen Neuausrichtung zu machen. Diese Aufforderung gelte nicht nur für Frankreich und Deutschland, sondern auch für die 25 anderen Mitgliedstaaten.

Der Berliner Politikwissenschaftler und Historiker Herfried Münkler nannte es gefährlich, dass Trump aus seinem jüngsten Verhalten gegenüber Nordkorea und dem Iran den Schluss ziehen könnte, “dass man durch Druck ‚bessere Deals‘ erzielt”. Als ein Szenario, etwa in der derzeitigen Iran-Politik, skizzierte er Europa an der Seite von China und Russland, um den Multilateralismus zu retten. Die USA blieben dabei außen vor. Ob dies zu einem Einlenken Amerikas führe, sei allerdings offen.

In den USA sei eine Haltung des Ressentiments entstanden. Die „Rolle des Hüters“ werde derzeit “spektakulär demoliert” durch die Wahrnehmung: “Wir Amerikaner müssen immer den Kopf hinhalten, und die Europäer profitieren.” Die entscheidende Frage sei derzeit: “Wer tritt an die Stelle des Hüters?” Ein anderer oder mehrere andere – und wie gehen diese miteinander um, fragte Münkler.

Bislang habe sich Europa in einer bequemen Rolle befunden, nämlich quasi unter dem Schirm der USA zu stehen. Dies sei Vergangenheit. Darin, so Münkler, stecke aber auch eine echte Chance zur Neuausrichtung. Düsterer sagte er: “Wir gehen derzeit nicht nur in eine Welt hinein, die aus den Fugen ist, sondern wo sich die entfugten Balken aneinander reiben.”

Steinmeier und Münkler äußerten sich vor mehreren hundert Besuchern der Veranstaltung “Frieden durch internationale Kooperation. Eine Antwort auf neue Nationalismen”. Es war das erste große Podium des Katholikentags und nach dem Eröffnungsgottesdienst am Vormittag der Einstieg in die inhaltliche Arbeit des Großtreffens.

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