Westfalen – Hunderte Internetseiten erklären, wie ein Lebenslauf richtig aufgebaut werden sollte; tausende Bücher geben Tipps, welche Antworten auf die üblichen Recruiting-Fragen zu geben sind. Ohne Zweifel: Die richtigen Inhalte spielen eine wichtige Rolle, doch ist es noch sehr viel wichtiger, was sich auf unterbewusster Ebene bei einem Bewerbungsgespräch abspielt. Der Verkaufspsychologe und Messetrainer Michael Huger gibt sieben Tipps, wie Bewerber mithilfe psychologischer Tricks im Unterbewusstsein ihres Gegenübers den perfekten Eindruck hinterlassen.
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Wenn Michael Huger erzählt, dass er sich in der Verkaufspsychologie der Methoden der Neurolinguistischen Programmierung (NLP) bedient, schrecken viele Menschen zurück. Der Begriff des Programmierens wird häufig mit einer Manipulation assoziiert, die unheimlich erscheint. Dabei sind Menschen in ihrer Kommunikation immer manipulativ – je nachdem, welche Themen wir in Alltagsgesprächen ansprechen, steuern wir die Gedanken unseres Gegenübers mal mehr, mal weniger absichtlich.
Michael Hugers Methoden verhelfen lediglich mit einem Werkzeugkasten von Sprachmustern, das Gegenüber zu öffnen und zur Kooperation zu bewegen, eine vertrauliche Basis zu schaffen – das Ziel eines jeden Bewerbungsgespräches. „Ein Bewerbungsgespräch ist ein Verkauf. Aus diesem Grund funktionieren ein paar Dinge aus einem normalen Verkaufsgespräch auch im Bewerbungsgespräch“, erklärt Huger. Der Leitspruch der Verkaufspsychologie dient an dieser Stelle als Wegweiser: Ohne Rapport kein Verkauf! Mit Rapport ist eine positive, kooperative Beziehung ohne Widerstände zwischen Verkäufer und Käufer gemeint – eine innere Einstellung, die besagt: „Mein Gegenüber ist in Ordnung, ich fühle mich wohl in der Situation.“
Folgende sieben Tipps helfen, einen solchen Rapport zu erreichen – und das ganz ohne vorher dicke Bewerbungsratgeber gewälzt haben zu müssen:
- Pünktlichkeit: Wie soll ein Bewerber klar denken und ein gutes Gespräch mit dem zukünftigen Chef führen, wenn er zehn Minuten zu spät gekommen ist? Da ein Mensch in einer Bewerbungssituation oftmals ohnehin in einem Fluchtprogramm ist, das Stress verursacht, sollte unnötiger Stress durch Unpünktlichkeit vermieden werden.
- Blickkontakt: Versuchen Sie, direkt bei der Begrüßung festen Augenkontakt zu halten und zu lächeln. Ein kleiner Trick ist, beim Kennenlernen bewusst die Augenfarbe seines Gegenübers zu erfassen. Das Gegenüber nimmt diesen aufmerksamen Blick wahr. Das schafft Vertrautheit und Wärme zwischen den Gesprächspartnern.
- Spiegeln: In vielen Ratgeberforen zu Bewerbungsgesprächen findet man den Tipp des Spiegelns – und das zu Recht. „Menschen mögen Menschen, die so sind wie sie – das ist völlig natürlich. Wir mögen uns nun mal so, wie wir sind. Und wenn ich denke, dass mir jemand ähnlich ist, ist er mir gleich vertraut. Das schafft ein positives Gefühl bei meinem Gegenüber und baut Widerstände ab“, so Huger. „Spiegeln bedeutet, Tonlage, Sprechgeschwindigkeit und Körperhaltung anzupassen.“
- Paraphrasieren: Merken Sie sich wichtige Informationen und Namen, die im Gespräch fallen! Zeigen Sie, dass Sie sich den Namen Ihres Gegenübers gemerkt haben! Wiederholen Sie Teile des Gesprächsinhalts mit den eigenen Worten – Menschen mögen es, wenn ihnen intensiv zugehört wird.
- Intonation: Viele Menschen heben am Ende von Sätzen ihre Stimme leicht an, so als würden sie eine Frage formulieren. Das verursacht im Gegenüber unbewusst Zweifel und einen Widerstand. Hören Sie sich als Übung einmal bewusst eine Tagesschausendung an und verfolgen Sie die Tonlage der Sprecher! Bei einem Satzende ist die Stimme zu senken.
- Immer etwas zu trinken annehmen! Sollte Ihnen etwas zu trinken angeboten werden, seien Sie nicht falsch bescheiden – auch wenn Sie eigentlich gar keinen Durst haben. „Gemeinsame Nahrungsaufnahme ist evolutionsbedingt ein Ritus unter vertrauten Personen. Das Ablehnen eines Getränks vermittelt meinem Gegenüber unbewusst: Ich möchte nichts von Ihnen annehmen“, erklärt Huger.
- Intelligente Fragen stellen: In einem Bewerbungsgespräch gibt es häufig wenig Individualität, in der Regel gehen Arbeitgeber in einem Gespräch nach einem Fragenkatalog vor. Sie können allerdings Individualität in das Gespräch bringen, indem Sie intelligente Fragen stellen wie beispielsweise: „Nun, das sind meine Schwächen und Stärken. Wie sieht es denn mit Ihrem Unternehmen aus – was sind bei Ihnen die Schwächen und Stärken?“ Seien Sie mutig – signalisieren Sie, dass Sie auf Augenhöhe sind und sich aufrichtig interessieren.
Huger-Consulting, Office Dieckstr. 71-75, 48145 Münster, Tel 0251/32227922
Speziell Punkt 6 hat mich begeistert! Das die gemeinsame Nahrungsaufnahme evolutionsbedingt Vertrauen signalisiert, dass war mir wahrlich unbekannt. Danke für diese informative Zusammenstellung! Beste Grüße aus Hamburg!