“Dialog” mit Bahram Hajou in Münster

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Münster – Dialog mit Bahram Hajou: Seine Gemälde lassen niemanden kalt. Wenn der syrische Maler zu Pinsel und Farbe greift, dann setzt er sich mit der Unfähigkeit der Menschen zu friedlichen Beziehungen auseinander. Meist geht es um psychische und physische Gewalt und ihre vielen Gesichter. Offene und versteckte Aggressionen, die Unterdrückung und Vergewaltigungen von Frauen, der Krampf und Kampf der Geschlechter in Beziehungen und immer wieder Gräueltaten, die Menschen in kriegerischen Auseinandersetzungen angetan werden.

Münster Dialog

Bahram Hajou in seinem Atelier im Hawerkamp Münster

Das Theater Münster zeigt vom 10. Januar 2016 unter dem Titel “Dialog” für acht Wochen mehr als 20 – teilweise großformatige – Arbeiten des syrischen Künstlers.

Bahram Hajou lebt und arbeitet seit 40 Jahren in Münster. Im Hawerkamp hat er ein großes und lichtdurchflutetes Atelier. Dort ist der kleine und drahtige Mann jeden Tag anzutreffen. Als Markenzeichen trägt er sommer wie winters einen klassischen Fedora-Hut aus braunem Filz. Ihn setzt er nur selten ab, selbst im Atelier bleibt er stets auf seinem Kopf.

Seine sprechenden Gemälde sind subtil und hintergründig. Ihre Aussage ist meist verschlüsselt und oft unter mehreren Farbschichten verborgen. Hajou ist ein Meister der Übermalung. Die meisten seiner Gemälde – auch in der Münster-Dialog-Ausstellung – sind Klagelieder. Schmerzvoll und wütend zugleich, aufrichtig und voller Mitgefühl.

In mehreren Schichten bauen sich die Gemälde auf. Sie sind das Ergebnis eines Prozesses. Dessen Verlauf kann man nachvollziehen und dessen Schmerz erahnen. Zugleich sind diese Arbeiten von einer überwältigenden Ästhetik. Hajou malt gegen das Vergessen und Verdrängen an.

Hajous Weg zur Malerei war kurvenreich. In Syrien geboren ging er in den 70er-Jahren nach Bagdad, um dort Kunst zu studieren. Wegen des Krieges flüchtete er von dort über Prag nach Berlin. Ab 1976 studierte er in Münster an der pädagogischen Hochschule Sport und Kunst. Nach einem kurzen Intermezzo an der Gelsenkirchener Gesamtschule in Ückendorf widmete er sich ab Anfang der 90er-Jahre ganz der bildenden Kunst. Er studierte an der Kunstakademie, wurde nach dem Diplom Meisterschüler von Prof. Norbert Tadeusz.

Seine Gemälde werden international gefeiert. Im vergangenen Jahr wurde ihm in Frankreich vom Château Musée Grimaldi der Henry Matisse Preis verliehen. Quasi über Nacht avancierte er in den französischen Medien zu einem Star und selbst die große Tageszeitung Le Monde widmete ihm einen ganzseitigen euphorischen Bericht. Längst gilt er als einer der großen figurativen Maler unserer Zeit. Und es gibt wohl kaum einen Künstler des Münsterlandes, der über so viele internationale Kontakte verfügt und dessen Gemälde in so vielen Ländern ausgestellt werden.

Seit der Mitte der 80er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts hatte Bahram Hajou mehr als 80 Ausstellungen im In- und Ausland. Seine Stationen waren unter anderem Dubai, Riad, Damaskus, Krakau, London, Wien, Budapest, Puebla (Mexico), Paris, London, Antwerpen, Graz und New York. Seine Arbeiten werden inzwischen in vielen Museen präsentiert. Seit 2012 hängen im Museum von Katar fünf großformatige Gemälde, mit denen er sich mit der Gewalt gegen Frauen auseinandergesetzt hat. Es sind politische Arbeiten, die Position beziehen. Die Frau des Emirs hat diese nach einer Ausstellung ausgesucht und gekauft, so als wolle sie damit indirekt ihre Haltung zur Rolle der Menschenrechte im eigenen Land ausdrücken.

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