Münster – Die sinkenden Ölpreise und der warme Winter haben bei der Westfalen AG im Jahr 2014 Umsatz und Gewinn stark zurückgehen lassen. “Der Konzernumsatz lag mit 1.775,5 Millionen Euro um 88,3 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert von 1.863,8 Millionen Euro”, erklärte Wolfgang Fritsch-Albert, Vorstandsvorsitzender der Westfalen Gruppe, heute morgen bei der Bilanzpresskonferenz des Unternehmens in Münster. In der AG ging der Umsatz von 1.803,7 Millionen Euro um 93,4 Millionen auf 1.710,3 Millionen Euro zurück. Die Umsatzrückgänge betrafen überwiegend die Bereiche Energieversorgung und Tankstellen.
Das Ergebnis vor Steuern fiel im Konzern von 26,8 Millionen Euro auf 1,5 Millionen Euro und in der AG von 25,6 Millionen auf gerade noch 5,3 Millionen Euro. Die Ergebnisverringerungen resultierten aus niedrigen operativen Ergebnissen in den Bereichen Energieversorgung und Tankstellen. Darin enthalten sind erhebliche Effekte aus dem drastischen Preisverfall für Mineralölprodukte und die dadurch notwendigen Abschreibungen auf Lagerbestände; im Energieversorgungsbereich zudem die deutlichen Ergebnisauswirkungen von Absatzrückgängen im Brenngasbereich aufgrund sehr milder Temperaturen im Berichtsjahr.
Strukturell stehen die Zeichen bei der Westfalen AG aber weiter auf Expansion: Zum 31. Dezember 2014 waren bei der Westfalen Gruppe europaweit 1.424 Mitarbeiter beschäftigt, insgesamt 38 oder 2,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Erstmals erhielt das Unternehmen allein für die deutschen Standorte mehr als 5.000 Bewerbungen pro Jahr. Ein klares Zeichen für eine erfolgreiche Positionierung als bevorzugter Arbeitgeber.
Um die Unabhängigkeit des 1923 von Wilhelm Albert gegründeten Unternehmens auch in Zukunft sicherzustellen, wurden 90 Prozent der Aktien der Westfalen AG auf die von Wolfgang Fritsch-Albert geführte Familienstiftung Fritsch-Albert übertragen. “Damit sind wir quasi unangreifbar”, betont der Unternehmenschef. Das Buch “Genutzte Chancen” von Armin Berninghaus, dem früheren Finanzvorstand der Westfalen AG, beschreibt den atemberaubenden Aufstieg vom kleinen Brennstoff- und Gasehändler zum Milliardenkonzern und größten Tankstellenbetreiber in deutschem Besitz unterhaltsam und sehr kenntnisreich. Das Buch ist über den Westfalium-shop im Internet zu bestellen: www.westfalium-shop.de
Auch bei den Investitionen gibt das Unternehmen weiter Gas: Im Geschäftsjahr 2014 investierte die Westfalen Gruppe im Konzern 51,0 Mio. Euro (Vorjahr 44,2 Mio. Euro) und in der AG 40,7 Mio. Euro (39,0 Mio. Euro). Das Investitionsvolumen lag damit im Konzern um 6,8 Mio. Euro und in der AG um 1,7 Mio. Euro über Vorjahr. Grund waren vor allem höhere Investitionen in den Bereichen Gase und Tankstellen. Größere Investitionen im Bereich Gase betrafen den Ausbau des Gasegeschäfts im Ausland sowie Investitionen zur Stärkung des Inlandsgeschäfts. So wurden 80 Prozent des Unternehmens Medica Technik im siegerländischen Brachbach übernommen, das im Bereich Gesundheitstechnik mit deutschlandweit 16 Niederlassungen einen Umsatz von rund 25 Millionen erwirtschafte, erläuterteFritsch-Albert. „Mit dem Erwerb positionieren wir uns strategisch für den Vertrieb von Homecare-Produkten und Dienstleistungen im deutschen Gesundheitsmarkt.“ Zum Leistungsspektrum des Unternehmens gehören bereits heute eine breite Palette von Arzneimitteln, Medizinprodukten und Spezialgasen für Therapie, Diagnose und Labor in Kliniken sowie Arztpraxen. Damit stärkt das Münsteraner Unternehmen sein Engagement im Bereich medizinische Gase weiter. Mit Dienstleistungen und Produkten zur Sauerstoff-Langzeittherapie betreut die niederländische Tochtergesellschaft Westfalen Gassen Medical im Nachbarland schon rund 7.000 Patienten.
Im Tankstellen-Geschäft setzt die Westfalen AG vor allem auf den Ausbau der Umsätze rund um den Kraftstoff-Verkauf, entwickelt aber auch neue Standorte. „Im Mai starteten die Raststätten Brockbachtal Nord und Süd an der A30. Im
Juli folgte der Waschpark in Herne, der unsere neue Westfalen Tankstelle mit moderner Waschtechnik komplettierte”, erklärte Westfalen Vertriebsvorstand Reiner Ropohl. „Last but not least öffnete im Dezember unser Leuchtturmprojekt seine Pforten: die neue Westfalen Tankstelle in Münster-Amelsbüren. Hier bieten wir, einzigartig in Deutschland, einen Drive-in-Schalter für Tankstellen-Shop und -Gastronomie. Darüber hinaus setzt die Station ein wichtiges Zeichen bei den alternativen Antriebsenergien. 2015 entsteht hier unsere erste Wasserstoff-Tankstelle“, so Ropohl weiter.
Mit fünf erfreulichen ersten Monaten hat die Westfalen Gruppe ihre Erwartungen an das laufende Geschäftsjahr 2015 deutlich unterstrichen. „Wir sind gut ins Jahr gestartet“, freute sich Vorstandsvorsitzender Fritsch-Albert. Winterbedingt stiegen die Absatzmengen des Heizenergie-Produkts Westfalengas um 11,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im Bereich Gase lagen die Absatzmengen infolge guter Marktnachfrage bei Stickstoff, Protadur®-Kohlensäure und medizinischem Sauerstoff um insgesamt 4,4 Prozent höher als im Vorjahr. Neben deutlich mehr Geschäft bei Autowäschen, in Shops und Bistros stiegen auch die Absatzmengen bei Kraftstoffen im Bereich Tankstellen um 3,4 Prozent.
Bei verbesserten Rahmenbedingungen erwartet das Unternehmen für den Bereich Gase bei leicht steigenden Absätzen und höheren Umsätzen eine weitere Verbesserung der Ergebnisse für 2015. Chancen sieht Westfalen im Segment Kältemittel durch konsequente Umsetzung der neuen F-Gas-Verordnung. Auch werden weitere Vertriebserfolge bei NO-Gemischen als Fertigarzneimittel sowie Ergebnisverbesserungen bei Flüssighelium angestrebt, da das Vorjahr noch durch Auswirkungen globaler Versorgungsengpässe belastet wurde. Im Bereich Energieversorgung setzt Westfalen auf Absatz- und Umsatzsteigerungen mit Westfalengas aufgrund des im Vergleich zum Vorjahr kälteren Winters. Weitere Ziele sind deutliche Kundenzuwächse bei Erdgas- und Stromverträgen und eine anhaltend erfolgreiche Vermarktung der Conneo-Treibgasflasche mit dem neuen Click-on-System. Im Bereich Tankstellen hänge die Ergebnisentwicklung stark davon ab, wie sich die Kraftstoffmargen entwickeln, so Fritsch-Albert: “Jegliche Ergebnisprognose ist daher stark von Unsicherheit geprägt.” Da die Tankstellenergebnisse im Vorjahr durch die Effekte aus dem Preisverfall bei sämtlichen Mineralölprodukten belastet waren, erwartet die Westfalen Gruppe für 2015 wieder deutlich bessere Ergebnisse.
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