Lasuren über Abgründen

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Münster – Manfred Scharpf ist bekannt für seinen virtuosen Einsatz von Lasuren. Er malt wie zu Rembrandt’s Zeiten in Eitempra auf Kreidegrund. Seine Themen sind aber hochaktuell und seine Gemälde voller beißender Kritik. In seiner neuer Ausstellung präsentiert die Galerie Steinrötter ab 14. März “Manfred Scharpf: Feuerpause – Bilder der Seligkeit”.

Lasuren

Galerist Claus Steinrötter – Foto Jörg Bockow

Es ist erstaunlich, wie er seine Motive umsetzt: Hintergründig, bitter-böse und mit einem Humor, dass einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Weit über unsere Grenzen bis in die Vereinigten Staaten wurde er bereits ausgestellt. Er ist auf seinem Gebiet einzigartig. Die scheinbare Harmonie ist verführerisch, denn unter den Lasuren lauert Abgründigkeit. Scharpf greift immer in das volle Leben. Obwohl Genussmensch ist das momento mori wie im Mittelalter immer Teil seiner Bilder.

Der Künstler Manfred E. Scharpf setzt sich seit vielen Jahren mit den historischen Hintergründen gesellschaftlicher Phänomene und Tabus auseinander. Innerhalb seiner Arbeiten stellt er diese in einen Kontext mit europäischer Kultur und fördert damit eine längst überfällige Wertediskussion.

Scharpf thematisiert die Bergung abgestürzter Flieger des Krieges mit künstlerischen Mitteln. Er sieht diese Bergungen als ein Akt der Versöhnung und gleichzeitig als ein Aufbrechen der Vergangenheit – der dabei empfundene Schmerz wird zu einer Kraftquelle, welche uns zum Verständnis zwischen den Nationen und damit zum Frieden drängt. In einer offenbar zerbomten Halle erwartet den Betrachter ein üppiges Mahl. Es ist hergereichtet wie eines der prächtigen Vanitas-Bilder, von dem die Kunstgeschichte so viele wundervollen Beispiele kennt.

Manfred Scharpf, 1945 geboren, begann als Kirchenmaler. Seit 1974 arbeitet er ausschließlich als freier Maler mit Ausstellungsprojekten in West- und Osteuropa sowie in den USA. In seinem jahrzehntelangen Engagement für eine “interseelische” Einheit Europas versteht er die europäische Integration als kreativen Prozess. Seine neueren “bösen” Bilder, die sich gegen die entwürdigenden Absurditäten unserer Zeit richten, sieht er als eine Art “Qualitätssicherung des Menschlichen” – die gemalte Schönheit hingegen als Lasuren-gedeckte Rebellion gegen die Diktatur der Mittelmäßigkeit.

Goethe und Dante bilden in den aktuellen Arbeiten einen literarischen Hintergrund. Besonders letzteren, diesen großen italienischen Dichter, der Meinungslose und Mittelmäßige in seine “Höllenkreise” verdammte, würdigt er in seinem neuesten Werk Beatrice.

Wie Goethe schildert der Maler in Metaphern den zur Göttergröße herangediehenen und bedrohlichen faustischen Menschen und versucht eine Conjunctio und damit Heilung dieser unmenschlichen Gestalt mit dem Urbild des ewig Weiblichen.

Manfred Scharpf besitzt sowohl opulente als auch asketische Züge, aus diesen heraus lebt und malt er wie der Teufel die himmlischsten Bilder. Am liebsten arbeitet er mit schweren Jungs in Knast und leichten Mädchen. Hinabgestiegen zu den Heruntergekommenen? Dennoch, auch diese Werke geraten immer zu Altären der Neuzeit.

Die Eröffnung der Ausstellug ist am 14. März. 2015 um 12 Uhr. Es spricht Thomas Frings.

Manfred Scharpf wird anwesend sein.

Galerie Claus Steinrötter, www.steinroetter.de

Tipp: Und nach dem Galeriebesuch lecker italienisch essen im L’Osteria, knappe zehn Gehminuten entfernt an der Windthorststraße

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