Museum Oberhausen: Die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen zeigt noch bis zum 3. Mai eine Ausstellung mit Fotos von Herlinde Koelbl “Das deutsche Wohnzimmer, Spuren der Macht, Haare und andere menschliche Dinge – Fotografien von 1980 bis heute”.
In dieser umfangreichen Überblicksausstellung im Museum Oberhausen wird das Werk einer der profiliertesten deutschen Fotografinnen vorgestellt. Mitte der 1970er Jahre entdeckte die in der Nähe von München lebende Herlinde Koelbl ihre Leidenschaft für die Fotografie. Von Anfang an zeigte sich ihr besonderes Gespür für den Menschen, eigenwillige Themen und ihr Ansatz, in Langzeitprojekten zu arbeiten.
Das deutsche Wohnzimmer war 1980 ihr erstes publiziertes Buch und gehört heute zu den Klassikern der deutschen Fotografiegeschichte. Mehr als ein Dutzend Bände sollten folgen, ebenso wie zahlreiche Auszeichnungen, internationale Lehraufträge und Ausstellungen.
Doch wäre es zu kurz gegriffen, Herlinde Koelbl allein als Fotografin zu sehen. Zu zahlreichen ihrer Projekte gehört eine umfangreiche Text und Interview-Arbeit. Filme und Videoinstallationen komplettieren ihr Werk. Schon bei Das deutsche Wohnzimmer lässt sie die Porträtierten zu Wort kommen. Bei den Jüdischen Porträts von 1989 gehören die umfassenden Antworten der „letzten Generation jüdischer Deutscher, die noch in die fruchtbare deutsch-jüdische Symbiose hineingeboren wurden – und die dann deren Zerstörung miterleben mußte“ untrennbar zum Werk hinzu und geben Zeugnis über Fragen zu Tradition, Heimat oder Religion.
Herlinde Koelbls tiefgehendes Interesse am Menschen zeigt sich ebenso in den Serien zu Kindern, Männern oder Starken Frauen – manchmal auch augenzwinkernd, wie bei den Beobachtungen zu Feine Leute. Doch sind es häufig nahezu soziologische Analysen, die sie mit ihren Projekten durchführt, so bei Kleider machen Leute, wo Koelbl die Wirkung von Berufsornaten untersucht. Schriftsteller und deren Arbeitsplatz werden von ihr ins Bild gesetzt, und immer wieder ist es der Mensch, der im Mittelpunkt steht. Ob über seinen körpereigenen Schmuck, das Haar, oder auch durch die Untersuchung von Schein und Sein.
Ihr vielleicht bekanntestes Projekt ist die Langzeitstudie Spuren der Macht. 1991 begann sie diese zunächst auf acht Jahre angelegte Studie, suchte sich fünfzehn Politikerinnen und Politiker sowie Vorstandsvorsitzende und beobachtete bei ihrem jährlichen Besuch, wie Amt und Verantwortung, öffentliche Aufmerksamkeit und Erfolgsdruck die Menschen veränderte. Die Bilder zu Joschka Fischer, Gerhard Schröder und insbesondere zu Angela Merkel sind aus dem deutschen Bildergedächtnis nicht mehr wegzudenken.
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