Der Kiepenkerl bloggt: König und Lebemann

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Am belgischen Nationalfeiertag, dem 21. Juli 2014, hat sich zum ersten Mal die Thronbesteigung von König Philippe gejährt, nachdem sich sein Vater, Albert II., aus Alters- und Gesundheitsgründen zurückgezogen hatte.

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Albert II. und Delphine Boël

An der Vollständigkeit der Rücktrittsbegründung bestehen Zweifel, denn inzwischen wird öffentlich darüber diskutiert, dass sich Delphine Boël als Tochter von König Albert II. bezeichnet und ihre Abstammung gerichtlich klären lassen will. Der Königspalast bestätigte die gerichtliche Vorladung, nahm aber zu dem beantragten Gen-Test keine Stellung. Albert II. galt schon länger als Lebemann, hat aber die 1968 geborene Künstlerin nie öffentlich als Tochter anerkannt. Kein Wunder, dass der Seitensprung-Skandal im konservativen belgischen Königshaus die Thronfolge belastet.

Koning_Filip_van_België_© Lars Koopmans

König Philippe

Inzwischen räumte der Ex-König (80) auch Fehler bei der Erziehung seiner drei Kinder ein – darunter beim jetzigen König Philippe. Die Kinder hätten unter der Krise in seiner Ehe mit Paola gelitten, sagte er in einem Interview: „Es gab heftige Auseinandersetzungen, es gab keine Harmonie.“ Wie sollte die auch entstehen, denn Seitensprünge sind schließlich keine Kavaliersdelikte.

Wenn man den Klatschblättern Glauben schenken kann, sind die Belgier in der Aufarbeitung der Seitensprünge von Monarchen und regierenden Fürsten der anderen Länder weit voraus. Doch es gibt Anzeichen dafür, dass die nächste Regenten-Generation monogamer lebt. Allerdings sind Prinz Charles, der Thronfolger des Vereinigten Königreichs, und Fürst Albert II. von Monaco bereits polygam vorbelastet.

 

Prinz Philippe, im Flämischen Filip, legte den Amtseid als belgischer König in den drei Landessprachen Niederländisch, Französisch und Deutsch ab. Die Mehrsprachigkeit war wichtig fürs Selbstverständnis des Volkes, denn bereits der römische Imperator Julius Cäsar beschrieb die ausgeprägte Streitlust der Belgier. Wenn es um die Sprache geht, ist das Land durch eine unsichtbare Mauer geteilt: In den Ostkantonen leben rund 75.000 deutschsprechende Belgier. In der wallonischen Südhälfte sieht man französisches Fernsehen, liest Zeitungen in französischer Sprache und lernt Französisch in der Schule. Im flandrischen Norden wird Niederländisch gesprochen und gelesen. Diese Sprache verstehen die meisten Wallonen nicht. Selbst im belgischen Kabinett müssen Dolmetscher für die Verständigung der Volksgruppen untereinander sorgen.

König und Lebemann2

Im belgischen Fußballverband ist der Sprachenstreit entschieden. Offiziell tritt das Land bei der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien weder unter Belgique (amtl. französisch), België (niederländisch) oder Belgien (deutsch) auf, sondern als Belgium (englisch). Dieser Kompromiss ist vielleicht der erste Schritt zur Einführung der englischen Sprache als einheitlicher Amtssprache. Davon würde eine einigende Wirkung auf das auch wirtschaftlich gespaltene Land ausgehen.

Doch trotz der sprachlichen und wirtschaftlichen Gegensätze in Belgien ist das gallisch-flämische Völkchen ganz friedlich.

 

 

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