Westfalen – Am vergangenen Montag, den 27. Januar, lud die WL Bank in Münster erneut zum Kommunalpolitischen Abend. Zu Gast war dieses Mal Prof. Dr. Georg Milbradt, ehemaliger Ministerpräsident des Freistaates Sachsen und Stadtkämmerer in Münster von 1983 bis 1990. Nach Grußworten von Dorothee Feller, Regierungsvizepräsidentin der Bezirksregierung Münster, und Hans-Bernd Wolberg, Vorstandsvorsitzenden der WGZ Bank, hielt Milbradt einen viel diskutierten Vortrag zum Thema „Der Euro auf der Suche nach seinem Staat“. Unter den Gästen befanden sich zahlreiche Bürgermeister, Kämmerer und Genossenschaftsbanker aus Nordrhein-Westfalen und dem ganzen Bundesgebiet.
Als Ursachen der Eurokrise gab Milbradt in seinem Vortrag unter anderem an, dass der Währungskurs als wirtschafts-politisches Mittel missbraucht wurde. So sei der Euro nicht das Ergebnis einer gelungenen politischen Vollunion gewesen, sondern lediglich als Instrument zum Erreichen dieser angedacht. Ein weiterer Grund für das bisherige Scheitern der Währungsunion sah er in der unzureichenden Preis- und Lohnflexibilität in den südlichen Mitgliedsstaaten der Euro-Zone sowie in der unzureichenden Mobilität der Arbeit. Außerdem erinnerte Milbradt daran, dass „es eine Illusion sein, durch Währung Wohlstand transportieren zu wollen“. Die aktuelle Rettungspolitik, so Milbradt weiter, „kuriere nur die Symptome, aber nicht die Ursache“ und verschärfe dementsprechend die Eurokrise. Dem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit müsse man stattdessen entgegenwirken.
Milbradt, der sächsischer Finanzminister war, als der Freistaat Sachsen ‒ als einziges Land im Bundesrat ‒ 1998 gegen die Einführung des Euro stimmte, lehnte eine Abschaffung des Euro entschieden ab: „Man kann nicht einfach zurück auf Null gehen, das Kind ist geboren“, brachte er seine Meinung klar auf den Punkt. Stattdessen appellierte Milbradt an ein Europa der Selbstverantwortung und forderte eine Begrenzung der Solidarität.
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