Bekenntnisse eines Spieler

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Westfalen – Es agieren drei Schauspieler und fünf fast lebensgroße Puppen: Diese Inszenierung ist wirklich etwas Besonderes. Am 17. Januar stehen eben nicht nur drei Akteure auf der Bühne des Lippstädter Stadttheaters. Charlotte Schwab, Daniel Rohr und Bettina Boller werden durch Puppen verstärkt, wenn das Schauspiel “Der Spieler” nach dem Roman von Fjodor Dostojewskij in der Fassung von Volker Hesse zu  sehen sein wird.

Der Spieler Foto: Toni Suter /T+T Fotografie

Der Spieler Foto: Toni Suter /T+T Fotografie

Alexej Iwanowitsch arbeitet als Hauslehrer der Familie eines russischen Generals in Wiesbaden. Er ist heimlich verliebt in Polina, die Stieftochter des Generals. Den General plagen jedoch arge Geldsorgen, er hofft auf den baldigen Tod seiner Tante Babuschka, die aber unversehens auftaucht. Das Spielkasino von “Roulettenburg” zieht Babuschka und Alexej gleichermaßen in den Bann. Zunächst will Aleksej nur seine ruinöse Finanzsituation verbessern, aber bald erliegt er gänzlich der Magie des Roulettes. Als ihm Polina schließlich ihre Liebe gesteht, kann er den eingeschlagenen Weg nicht mehr verlassen. Er verliert seine Geliebte, der schmerzlich bewusst wird, dass sie gegen die “Poesie des Spiels” machtlos ist…

Der Spieler Foto: Toni Suter /T+T Fotografie

Der Spieler Foto: Toni Suter /T+T Fotografie

“Rien ne va plus” sind die Worte des Croupiers im verführerischen Spiel am Roulette-Tisch, die jedes Spielerherz höher schlagen lassen. Der Moment, in dem die kreisende Kugel in ein Zahlenkästchen fällt, entscheidet über Haben oder Sein, über Alles oder Nichts. Wie sein Protagonist Alexej war der große russische Dichter Dostojewskij selbst der Magie des Spiels erlegen und hatte ein Vermögen in den Kasinos verloren, als er seinen Roman “Der Spieler” 1866 in knapp drei Wochen atemlos niederschrieb. Auch war Dostojewskij wie sein literarisches Alter Ego Alexej in eine unglückliche Liebesaffäre verstrickt, so dass sein ganzer Schmerz in den Roman – in die Welt der Spielsüchtigen und die abgründigen Liebeskämpfe zwischen Alexej und seiner Geliebten Polina – einfloss.

Diese Bekenntnisse eines leidenschaftlichen Spielers und Liebhabers, ja geradezu Besessenen, hat Volker Hesse in einer eigenen, auf der Neuübersetzung von Svetlana Geier basierenden Dramatisierung auf die Bühne gebracht. Hesse hat für seine im November 2010 am Züricher Theater Rigiblick uraufgeführte Inszenierung ein völlig neues Konzept entwickelt: Mit nur zwei Schauspielern, einer Violinistin und fünf metergroßen Puppen setzt er Dostojewskijs Figuren in Szene: ein expressiv-rasantes Spiel um Liebe und Geld, Hoffnung und Absturz, voller Poesie und Leidenschaft.

Die Presse zeigte sich von dem neuen Konzept sehr angetan, wie die folgenden Pressestimmen unterstreichen.

“Der Regisseur schafft dieses Kunststück mit gerade mal zwei Schauspielern. Charlotte Schwab beginnt als Polina, mit jener Figur also, die vom Hauslehrer Alexej (Daniel Rohr) – dem Spieler – leidenschaftlich geliebt wird. Allein der in die Tragödie führende Abgrund ist vom ersten Moment an erahnbar. Reflexion und wilde Aktion lösen sich ab. Wild wird es vor allem am Spieltisch. Die Bezeichnung erhält eine wunderschöne Doppeldeutigkeit dadurch, dass die Meistergeigerin Bettina Boller, auf einem Tisch stehend, wie wild ihr Instrument traktiert: Die Kugel saust in den Roulette-Kessel, die Geldscheine flattern auf den grünen Teppich. Ist’s Spiel oder schon Schau-Spiel?” (Christian Berzins, Aargauer Zeitung, 23.11.2010)

Der Spieler Foto: Toni Suter /T+T Fotografie

Der Spieler Foto: Toni Suter /T+T Fotografie

“Neben Charlotte Schwab, Daniel Rohr und Bettina Boller (Madame Tod mit der Geige) treten fünf wunderbare, metergroße Puppen auf. Entworfen hat sie Tina Carstens, die auch für die Kostüme und die Bühne verantwortlich zeichnet. Wie Rohr diese Puppen führt und zum Sprechen bringt, gehört zu den Höhepunkten des 100-minütigen Abends. (…) Das Premierenpublikum war begeistert.” (Karl Wüst, Schaffhauser Nachrichten, 23.11.2010)

“Die stärksten Momente dieses Abends sind denn auch ganz von der Sprache bestimmt. Dann tauchen wir ein in den Text und lauschen Charlotte Schwabs satter Stimme, die jeder Figur eine jeweils andere Farbe gibt, lauschen Daniel Rohrs vom Schweizer Dialekt leicht angerautem Hochdeutsch – das die ganze Tragik Alexej Iwanowitschs in sich trägt.” (Andreas Tobler, Tages-Anzeiger, Zürich, 22.11.2010)

Termin: Donnerstag, 17. Januar 2013, 20 Uhr

Eintritt:  19,00 Euro / 16,00 Euro / 14,00 Euro

Kartenverkauf: Kulturinformation Lippstadt im Rathaus, Telefon 0 29 41 – 5 85 11, bei den bekannten auswärtigen Vorverkaufsstellen und – soweit noch vorhanden – an der Abendkasse.

Stadttheater Lippstadt / Cappeltor 3 / 59555 Lippstadt
Telefon 0 29 41 – 72 08 86

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