Kunsthaus Kannen eröffnet neue Ausstellung

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Amelsbüren – Am 8. Mai wird im Kunsthaus Kannen in Amelsbüren eine neue Ausstellung eröffnet. Sie gibt einen Einblick in die Sammlung des Kunsthauses Kannen. Die Ausstellung läuft bis zum 7. August.

Robert Burda: Bienenkörbe in der Nordheide

Robert Burda: Bienenkörbe in der Nordheide

Obwohl die Einsicht, dass die Erfahrung ästhetischer Freiheit ein unveräußerliches Recht des Menschen ist, bereits dem 20. Jahrhundert angehört, dauert der Prozess, sie ohne Einschränkung zu ermöglichen, noch an. Als man zu Beginn der 80er Jahre bei den Alexianern das Projekt Kunsthaus Kannen initiierte, hat man den Befreiungsprozess der ästhetischen Moderne ernst genommen und ihn gewissermaßen noch einmal neu angestoßen. Die Idee: eine künstlerische Förderung ganz ohne therapeutische Vorgaben. Gut drei Jahrzehnte, bevor der Gedanke der Inklusion den der Integration abgelöst hat, war dies ein konkreter Schritt der Einbeziehung von bisher Ausgeschlossenen; und es war noch mehr, wie sich heute zeigt.

Olschewski

Arbeit von Alfred Olschewski

In mehr als vier Jahrzehnten aufmerksamer künstlerischer Förderung ist  im Kunsthaus Kannen eine über 5.000 Arbeiten umfassende Sammlung entstanden, die nicht allein die Spannbreite und den Reichtum kreativer Äußerungen sichtbar macht, die in einem geschützten Raum entstehen, sondern vor allem den ästhetischen Eigenwert eines Blicks auf die Welt und uns selbst, den wir so nirgends anders als in der Kunst haben können. Es sind daher nicht nur persönliche Dokumente jedes Einzelnen, sondern Belege einer je spezifischen künstlerischen Zeitgenossenschaft. Aus Anlass der in Kürze erscheinenden neuen Publikation über die Sammlung präsentieren wir in zwei Ausstellungen eine Auswahl der Künstler, die im Rahmen des kunsttherapeutischen Angebots zu ihrer eigenen ästhetischen Form gefunden haben.

Robert Burda: Kreise

Robert Burda: Kreise

In den reduzierten Zeichnungen von Heinrich Büning, der auf einem Hof im Kreis Coesfeld geboren wurde und sich auch nachdem er in den Wohnbereich der Alexianer gezogen war, Zeit seines Lebens in der Landwirtschaft zu Hause wusste, geht es um Maßeinheiten, die den Raum des Menschen abstecken: das Datum, das Haus und die Kleidergröße. Sie stehen für die Zeitlichkeit des Menschen, für sein Verhältnis zum Raum und für seine Körperlichkeit.

Von Robert Burda, der sich mit seinen erzählenden, präzisen Zeichnungen als künstlerischer Chronist einen Namen gemacht hat, zeigen wir Farbreihen, sensible Nachforschungen, wie farbliche und begriffliche Wahrnehmung im Sehen zusammenkommen und wieder auseinandergehen.

Die Bilder von Josef König machen eine Wahrnehmung erfahrbar, die von Hierarchien zwischen Figur und Raum absieht und den Übergängen von lichthafter Öffnung bis hin zur völligen Verdichtung nachgeht. Wenn wir uns verschiedenen Eindrücken gegenüber gleichzeitig öffnen, wird die Energie sichtbar, mit der auf dem Papier gearbeitet wurde.

Alfred Olschewski begann zunächst mit künstlerischen Märchenillustrationen. Davon ausgehend entstanden immer abstraktere Musterbilder, bis er zu seiner heutigen völlig gegenstandsfreien Malerei mit Kreidefarben gefunden hat. Sie ermöglicht Sehbewegungen, die nicht auf etwas außerhalb des Bildes verweisen, sondern die das Bild selbst, in der Form seiner Aneignung, zu seinem Inhalt macht.

Die farbigen Holzkompositionen von Hans-Werner Padberg erlauben vielfältige Assoziationen. Man könnte an riesige Frachtschiffe, Industriebrachen oder Bauruinen denken; aber auch an verwittertes Treibholz, das durch Wind und Strömung ans Ufer getrieben wird. So entsteht ein Gefühl für die mechanischen Kräfte, die beim stückweisen Wachsen wirken: Schwerkraft und Fliehkraft, Setz- und Spannkraft, Anziehungs- und Abstoßungskräfte.

In den großformatigen, farbintensiven Bildern von Ulrich Röckmann finden sich Formen und Figuren zu fantastischen Konstellationen arrangiert, die in Verbindung zueinander eine bestimmte Farbwirkung und Drift entfalten. Wie überdimensionale Spielzeuge setzen sie eine Art Erzählung in Gang, die sich mit längerer Betrachtung jedoch immer wieder in ein freies Spiel der Kräfte auflöst.

Die dichten Liniengebilde von Matthias Stöppeler wirken lebendig, abstrakt und erzählerisch zugleich. Sie sehen aus wie flexible, dehnbare Faserbündel; wie feines, von nahem gesehenes leuchtendes Gefieder; sie erinnern an die undurchdringliche Vegetation des Regenwalds, wo das Licht gedämpft ist und einzelne Farbakzente aus dem dunklen Grün exotisch hervorblitzen.

Heinz Thomas hatte lange Zeit ausschließlich figürlich gezeichnet. Mit seinen späten Wachskreide- und Bleistiftarbeiten schuf er dann abstrakte Zeichnungen von einer großen ästhetischen Freiheit. Die Arbeiten in kleinem und mittlerem Format bauen sich in horizontalen Schichten aus vertikalen Schraffuren auf, deren Neigungswinkel sich ganz langsam ändert, so dass sich ein weicher, mäandernder Verlauf ergibt. Der kräftige Strich geht über die Blattgrenzen hinaus; man meint, den Ausschnitt eines großen, nicht messbaren Gebiets zu sehen.

Kunsthaus Kannen /Alexianerweg 9 / 48163 Münster

Telefon 02501 – 96620560

www.kunsthaus-kannen.de

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