Botschaftergespräch: Perspektiven für Zypern

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Westfalen – Zypern, das aufgrund der türkischen Besetzung des Nordens immer noch mit der Teilung seines Landes zurecht kommen muss, glaubt fest an seine Wiedervereinigung. „Die Lösung des seit sechs Jahrzehnten offenen Zypernkonflikts wird in der Schaffung eines Bundesstaates mit zwei weitgehend autonomen Republiken für unser Volk gesehen, das sich zu 80 Prozent aus Griechen und zu 20 Prozent aus Türken zusammensetzt“, so Elena Rafti, stellvertretende Missionschefin, am 22. Mai beim neunten Münsteraner Botschaftergespräch des studentischen Corps Rheno-Guestphalia. Zypern spreche sich nachdrücklich, merkte die Gesandte ihres Landes in Deutschland an, für einen EU-Beitritt der Türkei aus, da im Rahmen der EU auch das Thema Menschenrechte und Eigentumsfragen, wie sie nach der Teilung und Umsiedlung vieler Zyprioten entstanden sind, geklärt werden können.

Plenum während des 9. Botschaftergesprächs auf dem Haus des Corps Rheno-Guestphalia an der Piusallee - Foto:

Plenum während des 9. Botschaftergesprächs auf dem Haus des Corps Rheno-Guestphalia an der Piusallee – Foto: Rheno-Guestphalia

Der Inselstaat leide aber nicht allein unter der seit 1974 bestehenden Teilung, führte Elena Rafti aus, sondern gleichermaßen unter den Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise und der starken wirtschaftlichen Verflechtung mit Griechenland. Mit der EU seien für Zypern vielfältige Maßnahmen eingeführt worden, die einerseits die Bevölkerung hart treffen, die aber auch auf eine wirksame Kontrolle der Finanzindustrie und die Vermeidung der Geldwäsche zielen. Inzwischen zeigten sich nachhaltige Wirkungen für eine Gesundung des Finanzsektors, der nach der Abtrennung des industriell stärkeren Nordens aufgebaut worden war.

Elena Rafti, Stellvertretende Missionschefin und Gesandte der Republik Zypern in Deutschland - Foto: Rhgeno-Guestphalia

Elena Rafti, Stellvertretende Missionschefin und Gesandte der Republik Zypern in Deutschland – Foto: Rhgeno-Guestphalia

Große Hoffnungen setzt man auf Zypern in das vor einigen Jahren entdeckten Gasvorkommen vor der Insel. Sie könnten die EU, so kürzlich Zyperns Präsident, Nikos Anastasiades, die EU unabhängiger von russischen Gaslieferungen machen.

Eine besondere Herausforderung für den Saat ist auch das drückende Problem der Arbeitslosigkeit, die bei den Jugendlichen bei ca. 30 Prozent liegt. Für die konsequente Verbesserung der Wirtschaftsstruktur und die Schaffung neuer Arbeitsplätze, erläuterte Frau Rafti, seien verstärkte Investitionen im Bereich der produzierenden Industrie vordringlich.

Elena Rafti, Gesandte der Republik Zypern und Dr. S. Rogge/Cyprus-Institute der WWU (rechts) im Kreis ihrer Gastgeber vom Corps Rheno-Guestphalia nach dem Empfang im Friedenssaal durch Bürgermeister Wigger (SPD) - Foto: Rheno-Guestphalia

Elena Rafti, Gesandte der Republik Zypern und Dr. S. Rogge/Cyprus-Institute der WWU (rechts) im Kreis ihrer Gastgeber vom Corps Rheno-Guestphalia nach dem Empfang im Friedenssaal durch Bürgermeister Wigger (SPD) – Foto: Rheno-Guestphalia

Auf dem Besuchsprogramm der Gesandten stand nach der Begrüßung durch ihre Gastgeber auf dem Prinzipalmarkt zunächst ein Arbeitsessen im Stuhlmacher und der Empfang durch die Stadt im Friedenssaal mit Bürgermeister Wigger. Es schloss sich ein Treffen im Cyprus-Institut der Universität an, mit dessen Leiterin, Frau Dr. S. Rogge, die Diplomatin insbesondere die Auswirkungen der Finanzkrise erörterte.

„Mit dem nunmehr zum neunten Mal durchgeführten Botschaftergespräch wurde für das Corps, seine Angehörigen und Gäste wie auch für die Region ein internationaler Fixpunkt etabliert“, kommentiert Dirk Frotscher, Alter Herr des Corps und Director der Berliner Sparkasse, die von ihm initiierte Veranstaltungsreihe.

„Mit unseren Botschaftergesprächen“, so der Senior des Corps, stud. med. Konstantin Krüger, „eröffnen wir im Rahmen unseres außeruniversitären Bildungsprogramms den Studierenden und ihren Gästen die Plattform für den Dialog über nationale Grenzen hinweg und für den interkulturellen Austausch“. Darin konkretisiere sich beispielhaft, ergänzte der Senior, das von den studentischen Corps und ihren mehr als 25.000 Aktiven und Alten Herren vertretene Toleranzprinzip.

Corps Rheno-Guestphalia Münster / Piusallee 164 / 48147 Münster
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www.rheno-guestphalia.de

 

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