Kunststoffteilchen in mir – warnt der Kiepenkerl

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Kunststoffteilchen landen im menschlichen Körper: Mikroplastik ist nicht nur in aller Munde, sondern auch in unserem Körper. Als Mikroplastik bezeichnet man kleine Kunststoffteilchen mit einem Durchmesser unter 5 Millimeter. Die winzigen Kunststoffabfälle finden sich überall: in Lebensmitteln, Kosmetika und in der Luft. Es ist bekannt, dass der Mensch Kunststoffpartikel über die Nahrung aufnimmt. Doch Forscher und Mediziner wissen noch nicht, was diese Fremdkörper in den menschlichen Zellen anrichten.

Kunststoffteilchen landen im menschlichen Körper

Die winzigen Kunststoffteilchen finden sich überall: in Lebensmitteln, Kosmetika und in der Luft – Foto Pixabay

Primäres Mikroplastik

wird gezielt industriell hergestellt, etwa in Form von kunststoffhaltigen Granulaten oder Pellets. Diese Kunststoffteilchen sind beispielsweise enthalten in Kosmetikprodukten, Peelings, Zahnpasten, Duschgelen, Sonnencremes oder Rasierschaum. Dadurch werden Schmutz oder Beläge besonders schonend entfernt. In flüssiger Form dient Mikroplastik dazu, die Zähigkeit von Substanzen zu beeinflussen oder eine Filmbildung zu ermöglichen.

Kunststoffteilchen landen im menschlichen Körper

In der Landwirtschaft ist Mikroplastik ein Langzeitproblem. Der Eintrag der Kunststoffteilchen erfolgt über Kompost aus Biomüllanlagen, Düngung mit Klärschlamm oder den Folieneinsatz im Obst- und Gemüseanbau – Foto Pixabay

Ein gesundheitliches Risiko für Verbraucher ist aus Sicht des „Bundesinstituts für Risikobewertung“ unwahrscheinlich. Weil die Partikel in Peelings oder Duschgels größer als ein Mikrometer sind, ist eine Aufnahme über die gesunde Haut unwahrscheinlich. Beim Verschlucken von Zahnpasta kann aufgrund der Partikel-Größe davon ausgegangen werden, dass nur ein sehr geringer Teil über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen und der überwiegende Teil mit dem Stuhl wieder ausgeschieden wird.

Sekundäres Mikroplastik

Laut einer aktuellen Studie des Fraunhofer-Instituts gelangen in Deutschland insgesamt rund 330.000 Tonnen Mikroplastik pro Jahr in die Umwelt. Wie kann es sein, dass auch in Deutschland so viel Plastik in die Umwelt gelangt, wenn angeblich 99 Prozent der Kunststoffabfälle entweder verbrannt oder recycelt werden?

Kunststoffteilchen reichern sich im Körper an

Auch kosmetische Cremes enthalten kleinste Teilchen. Ein gesundheitliches Risiko für Verbraucher ist aus Sicht des „Bundesinstituts für Risikobewertung“ unwahrscheinlich. Weil die Partikel in Peelings oder Duschgels größer als ein Mikrometer sind, ist eine Aufnahme über die gesunde Haut unwahrscheinlich – Foto Pixabay

Nach einer Studie der Internationalen Union für die Erhaltung der Natur (IUCN) aus dem Jahr 2017 werden nur zwei Prozent des sekundären Mikroplastiks, die in die Umwelt gelangen, durch Aktivitäten in den Ozeanen verursacht. Der überwiegende Teil der Kunststoffteilchen (98 %) entsteht durch Aktivitäten an Land. Der größte Teil dieser Partikel stammt von Fasern aus dem Waschen von synthetischen Textilien und aus dem Abrieb von Kraftfahrzeug-Reifen (28 %). Es folgen Feinstaub aus den Städten (24 Prozent), Abtrag von Straßenmarkierungen (7 Prozent), Reste aus Schiffsbeschichtungen (3,7 Prozent), Rückstände aus Kosmetikprodukten (2 Prozent) sowie Plastikpellets (0,3 Prozent).

In der Landwirtschaft ist Mikroplastik ein Langzeitproblem. Der Eintrag der Kunststoffteilchen erfolgt über Kompost aus Biomüllanlagen, Düngung mit Klärschlamm oder den Folieneinsatz im Obst- und Gemüseanbau. Es ist bewiesen, dass Regenwürmer die Plastikpartikel von der Oberfläche der Felder in die Böden eintragen. Im Boden kann Mikroplastik viele hundert Jahre überdauern und schließlich auch ins Grundwasser gelangen. Das beeinträchtigt nicht nur die Bodenökologie, sondern das Leben aller Organismen. Schließlich nehmen wir auch Mikroplastik über landwirtschaftliche Produkte mit der Nahrung auf.

In den Ozeanen entsteht Mikroplastik durch den Zerfall von eingetragenen Kunststoffverpackungen. Maßgeblich für den Prozess sind UV-Strahlung, Bakterien, Salz, Temperaturschwankungen und Reibung. Die Endprodukte gelangen über Fische und andere Meeresfrüchte in den menschlichen Körper. Bei der Zersetzung werden auch Treibhausgase freigesetzt, die den Klimawandel ankurbeln.

Der WWF hat festgestellt: Seit dem Jahr 2000 ist ebenso viel Plastik produziert worden wie zuvor in allen Jahren zusammen. Etwa ein Drittel der Plastikmenge gelange unkontrolliert in die Umwelt.

Mikroplastik belastet die Luft, die wir atmen, unsere Nahrung, die wir essen und das Wasser, das wir trinken. Nach einer WWF-Studie nimmt ein Mensch bis zu fünf Gramm pro Woche davon auf – das entspricht dem Gewicht einer Kreditkarte.

Weltweit ist laut einer Studie Leitungs- und Trinkwasser der größte Eintragsweg für Mikroplastik in den menschlichen Organismus. Es gibt jedoch erhebliche regionale Unterschiede. In den USA und Indien wurde doppelt so viel Plastik im Wasser nachgewiesen wie in Europa.

Nanoplastik

Ab einer Größe von weniger als 0,1 Mikrometer sprechen Forscher von Nanoplastik. Nanoplastikpartikel werden gezielt hergestellt oder entstehen, wenn Mikroplastik in noch kleinere Partikel zerfällt. Unklar ist, wo sich Nanopartikel im menschlichen Körper ablagern und ob sie dort bestimmte Krankheiten verursachen können. Doch je kleiner die Partikel sind, umso eher tauchen sie in der Zelle auf und umso eher wird ein biologischer Effekt ausgelöst.

Das LIMES-Institut der Universität Bonn hat festgestellt, dass oral aufgenommenes Nanoplastik vom Darm in das Lymph- und Kreislaufsystem gelangen und die Blut-Hirn-Schranke bei Säugetieren überwinden kann. Die langfristige Bioverfügbarkeit und die Toxizität von Nanokunststoffen in vielen menschlichen Organen ist jedoch nicht bekannt.

Der Nanowissenschaftler Prof. Dr. Fuchs vom Physikalischen Institut der Universität Münster hat „Nano“ über Jahrzehnte vorangetrieben. So spielt die Nanotechnologie bei dem Mega-Projekt „Forschungsfertigung Batteriezellen“ eine der Hauptrollen. Inzwischen arbeiten in Münster rund 30 Unternehmen mit circa 1.000 Beschäftigten im Bereich Nanotechnologie.

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