Bauherren und Vermieter sind gefordert

Print Friendly, PDF & Email

Münster – Mit einer Finissage ging am vergangengenen Donnerstag (13. Dezember) die Ausstellung “Konstruktiv.Räumlich.Konkret” in der Akademie Franz Hitze Haus zu Ende. Mehrere Wochen hatten dort Hans Christian Krass (Fotografie) und Günter Malchow (Malerei) ihre durchaus eindrucksvollen und spektakulären Arbeiten in einer Art Gegenüberstellung ausgestellt und dabei dem Betrachter mannigfaltige Inspirationen vermittelt.

vlnr: Die beiden Künstler Hans Christian Krass und Günter Malchow, Stefan Rethfeld, Reinhard Hübsch, Heiner Farwick, BDA Präsident und Antonius Kerkhoff, Akademiedirektor – Foto: Jörg Bockow

Zur Finissage hatte die Akademie Franz Hitze zu einer Podiumsdiskussion zum Thema “Eine Stadt wie wir sie lieben – Was macht eine Stadt lebenswert?” eingeladen. Rund 100 Besucherinnen und Besucher verfolgten eine angeregte und fachlich fundierte Diskussion, die durch die beeindruckenden Architekturfotografien des Fotografen Hans Christian Krass aus Berlin angestoßen worden war. Die beiden Künstler waren bei der Veranstaltung anwesend und stellten sich anschließend den interessierten Fragen der Besucher.

Über das Thema “Eine Stadt wie wir sie lieben – Was macht eine Stadt lebenswert?” diskutierten der Präsident des BDA Heiner Farwick sowie der Architekt und Autor Stefan Rethfeld  mit dem Berliner Kulturredakteur Reinhard Hübsch. Eingeleitet wurde die Veranstaltung mit einem sehr persönlichen “Lichtbildvortrag”, bei dem der Münsteraner Architekt Wilhelm Walterscheid einige markanten Ansichten von Münster vorstellte.

Walterscheid bot mit seinen Fotos sowie seinen launigen Bemerkungen und Pointen interessante Perspektiven auf die architektonischen Highlights und die städtebaulichen Peinlichkeiten von Münster. Er begann mit einigen Fotos, die zeigten wie die Stadt ihre Besucher an den Einfallstraßen empfängt. Dahinter standen durchaus kritische Fragen an die ästhetischen Ansprüche der Bauherren, die sich dort ausgetobt haben. Ein einladendes Entree in die “lebenswerteste Stadt der Welt” konnte dabei nicht entdeckt werden. Ein freundlicher Empfang sieht anders aus. Münster bietet auf den ersten Blick eine durchaus peinliche Vorstellung.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass gerade die architektonische Mannigfaltigkeit und Vielfalt eine Stadt lebenswert machen, das Zusammenspiel von alter und neuer Architektur, Geschichtlichkeit und Raum für Zukunft. Eine Stadt braucht Begegnungsstellen für Menschen auf Plätzen  und in Grünflächen. Die veränderten Anforderungen an die Mobilität in der Stadt, stellt gerade eine Stadt wie Münster vor ganz neue Probleme. Der stark wachsende Fahrradverkehr braucht mehr Fläche – nicht zuletzt Parkraum, wo die Leezen in Bahnhofsnähe oder auch in der Innenstadt abgestellt werden können.

Die zunehmende Ökonomisierung des Wohnungsmarktes, die wachsende Verdichtung in den Städten stellt Stadtplaner und Architekten vor große Herausforderungen. Bewusste und zukunftsweisende Entscheidungen sind gefordert: Erhalt von älteren Gebäuden statt Abriss oder Aufstockung von Bestandsimmobilien, Wiederbelebung des Erbbaurechts und nicht zuletzt die Förderung von Genossenschaftswohnungen wurden als zielführend benannt, um das Wohnen in der Stadt für unterschiedliches Milieus zu ermöglichen.

An vielen Stellen sahen die Podiumsteilnehmer neue Erwartungen und Herausforderung auf die Städtebauplaner, die Architekten und nicht zu letzt auf die Bauherren zukommen. Denn diese sind besonders gefordert, damit nicht die kommerzielle Interessen der Immobilien alleine im Vordergrund stehen. Man forderte einen notwedigen Ausgleich der Interessen von Mietern und Investoren.

Für die Belegung von Ladenlokalen in der Innenstadt schlug Rethfeld eine Art moralische Selbstverpflichtung vor. Diese könne sicherlich kaum rechtlich bindend sein, vielleicht würde diese aber die Vermieter daran hindern, ihre Flächen an Nagelstudios, Immobilienmakler – oder wie gerade in Münster passiert – an Outlets und Billigläden wie ZALANDO oder ähnliche zu vermieten. “Eine solche Entwicklung führt dazu, dass die Innenstädte für Besucher unattraktiv werden”, warnte Stefan Rethfeld.

Nach der Diskussion hatten die Teilnehmer die Möglichkeit zum Besuch der Ausstellung, die noch bis zum 17. Dezember in der Akademie zu sehen ist.

 

Speak Your Mind

*