Work-Life-Balance – so sieht der Kiepenkerl sie

Work-Life-Balance – so sieht der Kiepenkerl sie: Als Work-Life-Balance bezeichnet man das Gleichgewicht aus Berufs- und Privatleben. Das Ziel ist die Herstellung des Ausgleichs von beruflichen Belastungen und Regenerationsphasen. Dabei müssen die verschiedenen Bereiche nicht unbedingt ausbalanciert sein.

Work-Life-Balance - so sieht der Kiepenkerl sie

Dass sich Freizeit, Leben und Arbeit in einem Gleichgewicht befinden ist eine nette Vorstellung – aber oft ganz unrealistisch – Foto Pixaby

Es liegt im Ermessen der Arbeitskräfte und der Unternehmen, ein Verhältnis der Work-Life-Balance zu finden, das für einen ausgeglichenen Lebensstil sorgt. Durch eine gut umgesetzte Work-Life-Balance können Unternehmen eine höhere Attraktivität für Mitarbeitende erreichen.

Eine Balance zwischen Arbeit und Leben sorgt für eine stabilere Gesundheit und mehr Energie. Viele Arbeitnehmer achten immer noch nicht auf eine gute Work-Life-Balance. Sie arbeiten mehr als die gesetzlich vorgeschriebenen 40 Stunden in der Woche und gelegentlich auch an Wochenenden. In der Folge leiden Sie unter: Stress, einer höheren Anfälligkeit für Krankheiten, Schlafstörungen oder Antriebslosigkeit, verbunden mit einer größere Burn-out-Gefahr.

Seit der Corona-Pandemie ist die Anwesenheit am Arbeitsplatz immer mehr in den Hintergrund gerückt – sofern die Aufgabenbereiche der Mitarbeitenden das erlauben. Viele Unternehmen bieten auch die Option zur ortsunabhängigen Arbeit und der eigenständigen Einteilung der Arbeitszeiten.

Work-Life-Balance - so sieht der Kiepenkerl sie

In vielen Fällen hilft es mit Meditation gegenzusteuern – Foto Pixabay

Voraussetzung ist, dass die Arbeitsergebnisse der Mitarbeiter weiterhin das gewünschte Niveau erreichen. Auch das flexible Arbeiten in Teilzeit, wie zum Beispiel beim Jobsharing, ist für manche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Mittel, um Privat- und Arbeitsleben optimal zu vereinbaren.

Freizeit ist ganz grundsätzlich ein wichtiger Faktor, damit sich Mitarbeitende dauerhaft wohlfühlen.

Ich halte von dem Begriff Work-Life-Balance wenig, denn er suggeriert, dass man entweder arbeitet oder lebt. In der Realität ist die Arbeit aber ein wichtiger Bestandteil des Lebens, und sie kann sehr schön und erfüllend sein. Dennoch ist klar, dass man gelegentlich eine Auszeit braucht. So vermied ich es, im Urlaub und an Wochenenden zu arbeiten, denn es ist wichtig, von Freitagabend bis Sonntagabend 48 Stunden Pause zu haben. Baut man immer wieder solche Erholungsphasen ein, in denen man abschalten und den Akku wieder aufladen kann, empfindet man Work und Life nach meiner Einschätzung auch nicht als Gegensatz.

Wenn man sich Ruhepausen gönnen will, muss man fokussiert arbeiten. Dazu muss man ein Talent entwickeln, das einem hilft, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, und dann einen Schwerpunkt auf die Dinge zu legen, die man möglichst schnell erledigen sollte.

Zeit für meine Familie und Hobbies gehören für ein erfülltes Leben dazu.

In meinem Leben hat der Zufall die größte Rolle bei meiner Karriere gespielt. Deshalb lautet der Titel des Buches mit meinen Memoiren „Dem Glück eine Chance gegeben – das Unerwartete gemeistert.“

Nach meinem Examen als Diplom-Kaufmann an der Universität Münster sagte meine Frau als eingefleischte Münsteranerin: „Du kannst beruflich hingehen, wohin du willst, vorausgesetzt, Du bleibst in Münster.“ Das war der beste Rat, den meine Frau mir je gegeben hat.

Das Ansinnen war nicht utopisch. Schnell bot sich bei der Westfälischen Central-Genossenschaft in Münster eine anspruchsvolle Stelle in der Innenrevision, bei der ich wichtige Erfahrungen auf viele Arbeitsgebieten sammeln konnte. Doch aufgrund einer moralisch nicht erfüllbaren Forderung des Vorstandvorsitzenden habe ich spontan gekündigt.

In der angespannten häuslichen Situation kam die Stellenanzeige der Sauerstoffwerk Westfalen AG (heute Westfalen AG) gerade recht.

Nach einem zweistündigen Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden und einem Unternehmensberater war ich leitender Angestellter des Unternehmens.

In dem Gespräch wurde deutlich, dass insbesondere im Gase-Geschäft großartige Expansionschancen erschlossen werden können, die sich durch meine Steuerkenntnisse optimieren ließen.

Fünf Jahre waren geplant, doch 40 Jahre in Führungspositionen bei der Westfalen AG sind es geworden – davon 20 Jahre als kaufmännischer Vorstand.

Zu meinen Aufgaben gehörte die Akquisition und Integration von über 40 Unternehmen sowie die steueroptimierte Bilanzpolitik zur Stärkung der Innenfinanzierung. Durch die gezielten Zukäufe entwickelte sich das Unternehmen aus kleinsten Anfängen zu einem bundesweiten Anbieter für Gase in Deutschland. Aber auch in den Benelux-Staaten, Frankreich, Polen, Österreich und der Schweiz zählen die Tochtergesellschaften der Westfalen AG inzwischen zu den wichtigen Playern.

In der praktischen Arbeit erfuhr ich: Das Höchste, was man in einem Lebenskreis gewinnen kann, ist das Vertrauen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Einmal erworben bildet es die Grundlage für geschäftliche Erfolge. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren für mich nie nur ein Kostenfaktor, den es zu reduzieren galt. In ausgewogener Dosierung und guter Qualifizierung sind sie eine wichtige Quelle der betrieblichen Wertschöpfung. Deshalb wurden sie leistungsgerecht bezahlt und nicht um die Anerkennung ihre Erfolge betrogen. Ich ließ sie am Dank teilhaben und versuchte, sie vor Angst zu schützen.

Angst ist zwar ein beliebtes Führungsinstrument. Doch dann ist die Grenzziehung zwischen kraftvoll/dynamisch/zielorientiert und pathologisch/unmoralisch nicht mehr möglich.

In folgenden Organisationen habe ich mich ehrenamtlich engagiert:

Wirtschaftsausschuss der Landes-FDP in Düsseldorf, Ehrenamtliches Vorstandsmitglied der Diakonie Münster, Ehrenamtlicher Richter am Oberverwaltungsgericht in Münster. Leiter der Stadtteilinitiative „Von Mensch zu Mensch“ in Angelmodde, Mitwirkung beim Aufbau der Malteser-Organisation in Nordpolen – dafür erhielt ich 2001 die höchste Auszeichnung des Malteser-Hilfsdienstes, Regionalobmann des Corps Hubertia Freiburg in NRW, 50 Jahre Schatzmeister und Ehrenmitglied des AHSC zu Münster, Beiratsmitglied der Volksbank Münster.

Die in Ehrenämtern gesammelten Erfahrungen sind eine Win-win-Situation, von der beide Seiten profitieren: Im Berufsleben profitiert man von den Erfahrungen aus den Ehrenämtern und die Ehrenämter profitieren von den Erfahrungen aus dem Berufsleben.

 

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