“Im Anfang war das Wort” in der Draiflessen Collection beschäftigt sich mit der Macht der Verständigung. Die Ausstellung in Mettingen läuft vom 6. November 2024 bis zum 4. Mai 2025.
“Im Anfang war das Wort” setzt sich mit der Rolle der Sprache in der Bibel und ihrer weitreichenden Bedeutung für die Gemeinschaft auseinander. Die Ausstellung verdeutlicht zum Auftakt anhand von zwei biblischen Geschichten, dem Turmbau zu Babel sowie dem Pfingstwunder, wie wesentlich für das Verstehen und Nichtverstehen sind. Sie spürt anhand ausgewählter Objekte aus der eigenen Sammlung dem Spannungsfeld von Sprache und Sprachlosigkeit, von Verständigung und Missverstehen nach.
Vom Turmbau zu Babel bis zum Pfingstwunder
Im ersten Teil der Ausstellung “Im Anfang war das Wort” wird die Rolle der Sprache in der Bibel thematisiert. Zwei zentrale Erzählungen zeugen davon, wie wichtig es ist, sich untereinander verstehen zu können, bestenfalls eine gemeinsame Sprache zu sprechen, und wie fatal, wenn man sich überhaupt nicht (mehr) versteht: Die alttestamentarische Geschichte vom Turmbau zu Babel, in dem die von Gott auferlegte Sprachverwirrung zu unüberwindbaren Verständigungsschwierigkeiten führte, wird dem neutestamentarischen Pfingstwunder gegenübergestellt, bei dem die Jünger Jesu die Fähigkeit erhielten, alle Sprachen zu sprechen und zu verstehen, um für alle verständlich die Lehren Christi zu verbreiten. Diese beiden ganz gegensätzlichen Episoden werden in der Ausstellung in einen thematischen Zusammenklang gebracht, um die Bedeutung von Sprache und gegenseitigem Verständnis herauszustellen.
Die Verbreitung der Bibel: Wissen für jeden
Der zweite Teil der Ausstellung “Im Anfang war das Wort” widmet sich der Verbreitung der Bibel und schaut, wie Sprache zur Verbreitung beigetragen hat. Die Übersetzung der Bibel in die Volkssprachen und die Möglichkeiten, die durch den Buchdruck ab der Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden, spielten eine entscheidende Rolle für die Reichweite der Heiligen Schrift und setzten ungeahnte Kräfte frei, die bis heute nachwirken: Bibelübersetzungen konnten schneller erstellt und verbreitet werden, Wissen wurde an immer mehr Orten und für immer mehr Menschen zugänglich – und das hat auch für mehr Verständigung und Verständnis der Menschen untereinander gesorgt.
“Im Anfang war das Wort”: Sprache als Machtmittel
Sprache ist ein zentrales Element menschlicher Kultur und beeinflusst das gesellschaftliche Leben auf vielfältige Weise. Die Ausstellung zeigt, wie Verstehen und Nichtverstehen auch zur Ausübung von Macht genutzt wurden. So erließ etwa der Mainzer Erzbischof Berthold von Henneberg im 15. Jahrhundert bewusst ein Zensuredikt gegen den Druck einer deutschsprachigen Bibel, um den Zugang zur Heiligen Schrift (weiterhin) zu beschränken. Im Gegensatz dazu verfolgte Martin Luther das Ziel, die Bibel so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen, indem er sie in die Volkssprache übersetzte. So ist die Bibel selbst ein fantastisches Beispiel für Macht und Ohnmacht des Wortes, für elitäre Begrenzung und massenhafte Verbreitung von Wissen, für Ausgrenzung, Zugang und Einbeziehung.
Einzigartige Exponate aus der Liberna und Tuliba Collection
Die Ausstellung “Im Anfang war das Wort” basiert auf der beeindruckenden Themenvielfalt der Liberna Collection und der Tuliba Collection, die von Bernard Brenninkmeijer und seinem Sohn Anthony zusammengestellt wurden. Besonders die Sammlung von frühen gedruckten Bibeln in Volkssprachen ist bemerkenswert. Zu den absoluten Highlights gehören sechs der 18 vorlutherischen deutschen Bibeln sowie ein Blatt aus der Gutenbergbibel. Darüber hinaus werden andere wertvolle, noch nie gezeigte Objekte der beiden Sammlungen erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
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