Die vernetzte Welt als Kunstobjekt

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Eine außergewöhnliche und tiefgründige Kunstinstallation präsentiert das Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF) in Paderborn noch bis zum 19. November. „The Nemesis Machine“ ist auf den ersten Blick ein faszinierendes, flackerndes, einzigartiges Kunstwerk voller Elektronik, Monitore, Licht und Vernetzung. Lässt man sich etwas länger auf die Installation des Londoner Künstlers Stanza (61) ein, vermittelt sich ihr tieferer Charakter. Sie bezieht Aspekte des Datenbesitzes, der Überwachung und der Stadtlandschaft ein.

Nemesis Machine

Die Nemesis-Welt des Datenkünstlers Stanza.- Foto Reinhardt Hardtke/HNF.

„Die reale Welt wird virtuell, und das Virtuelle wird wieder real und in diesem Prozess enthüllt. Das ganze Werk ist ein lebendes und atmendes Kunstwerk. Das Projekt konzentriert sich auf die Mikro-Ereignisse der Veränderung, die Vibrationen und Geräusche der Umgebung unter Verwendung drahtloser sensorgestützter Technologien“, beschreibt Stanza sein Werk.

So umfassend wie noch nie zu sehen

Die ersten Ideen zur Nemesis Machine hatte Stanza bereits vor 20 Jahren. Die Fortschritte der Elektronik machten die Realisierung in den folgenden Jahren möglich. Von ersten kleineren Anfängen wuchs das Werk bis zum heutigen Umfang. Im HNF ist The Nemesis Machine so umfassend wie noch nie zu sehen. 101 Quadratmeter umfasst allein die zentrale Installation, die Gesamtfläche inklusive der seitlichen Elemente und Projektionen misst 800 Quadratmeter.

Tausende Live-Daten fließen  in die Nemesis Machine

Der Künstler kaufte die elektronischen Bauteile vor allem im Internet und programmierte die Software, sodass Tausende von Live-Daten in das Kunstwerk fließen. Es verfügt über Kameras sowie lokale Sensoren im Museumsumfeld, die Licht, Temperatur und Lärm erfassen. Die Basis aber sind Echtzeit-Daten aus den Bereichen Wetter, Umwelt und Verkehr. Im HNF nutzt Stanza Internetdaten aus Deutschland; so werden allein 4.000 Punkte aus Verkehrsdaten verwendet. Alle Daten zusammen ergeben die farbige und flackernde Szenerie. Daher sieht Stanza die Nemesis Machine auch als Projekt der Visualisierung. An den Wänden erweitern die „Living Landscapes“ und die Projektionen der „Living Systems“ die Installation. Sie greifen teils auf globale Daten und teils auf deutsche bzw. regionale Daten zurück und bieten damit einen kompletten dreidimensionalen Raumeindruck.

Stanza (Jahrgang 1962) ist ein international anerkannter britischer Künstler. Er studierte Anfang der 1980er-Jahre Kunst am Goldsmiths College, University of London, später an der University of Greenwich und am Central Saint Martins, University of the Arts London. Zu seinen Medien gehören Netzkunst, Gemälde, Videokunst, Installationen, Softwaresysteme und öffentliche Kunstwerke. Er fokussiert sich auf die Themenschwerpunkte urbane Landschaften, Überwachungskultur, Privatsphäre und Entfremdung in der Großstadt. Seine Kunstwerke wurden in über 100 Ausstellungen weltweit gezeigt: Biennale Venedig; Victoria and Albert Museum; Tate Britain; London Transport Museum; Mundo Urbano, Madrid; Musea Brugge; State Museum Novosibirsk; Biennale Sydney; Museo Tamayo Arte Contemporáneo, Mexiko-Stadt; São Paulo Biennale; u.v.m. Stanza gewann zahlreiche internationale Preise. www.hnf.de/nemesis

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