LWL-Kulturstiftung fördert zehn Projekte in Münster

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LWL-Kulturstiftung fördert zehn Projekte in Münster mit knapp 700.000 Euro. Münster ist eines der Zentren mit überregionaler Ausstrahlung.

LWL-Kulturstiftung fördert zehn Projekte in Münster

Hier im Landeshaus in Münster werden alle wesentlichen Entscheidungen für den LWL getroffen – LWL/Arndt

Die LWL-Kulturstiftung vergibt eine Förderung in Höhe von knapp 700.000 Euro für zehn Projekte, die in und vor allem aus Münster heraus wirken. Sieben Vorhaben sind Teil des Förderschwerpunktes “(Post)Kolonialismus” und widmen sich im kommendem Jahr dem Thema im Rahmen von Kulturveranstaltungen und -angeboten. Drei weitere Projekte bearbeiten unterschiedliche Inhalte. Insgesamt wurden in dieser Antragsrunde von 55 Projektanträgen 29 positiv beschieden, so dass die LWL-Kulturstiftung eine Gesamtfördersumme von rund 2 Millionen Euro für Kulturprojekte in und für Westfalen-Lippe zur Verfügung stellt. Das Förderprogramm unterstützt Vorhaben unterschiedlicher Sparten und Kulturformate, darunter Ausstellungen, Veranstaltungs- und Konzertreihen, Forschungs-, Vermittlungs- und Medienprojekte.

“Münster ist – neben einer vielfältigen Unterstützung in ganz Westfalen-Lippe – in unserem aktuellen Förderprogramm eines der Zentren mit überregionaler Ausstrahlung, was die Fülle und die Vielfalt dieser Kulturmetropole in Westfalen widerspiegelt”, so der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und Vorstandsvorsitzende der LWL-Kulturstiftung, Dr. Georg Lunemann.

Drei Projekte mit inhaltlich offener Ausrichtung

Bereits im August diesen Jahres präsentiert das Projektorchester “La Fonte” unter der Leitung von Fabrizio Ventura wiederentdeckte und bisher unbekannte Werke des Barock und der Frühklassik aus der Musikaliensammlung Bentheim-Steinfurt. Für diese Konzertreihe “Adelshochzeiten in Westfalen” erhält der Verein zur Förderung der Barockmusik in Westfalen e.V. rund 36.000 Euro. Im Mittelpunkt stehen zwei Hochzeits-Sinfonien, die anlässlich der jeweiligen Eheschließung der Grafen zu Bentheim und Steinfurt im Jahr 1776 und 1779 komponiert wurden. Die zuvor vom Institut für Musikwissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster wissenschaftlich erforscht und aufgearbeiteten Stücke werden unter anderem im Erbdrostenhof in Münster, in der Bagno Konzertgalerie in Steinfurt und der Stiftskirche in Cappenberg (Selm-Cappenberg) aufgeführt.

Der Evangelische Kirchenkreis Münster erhält für die Durchführung der Veranstaltungsreihe “Bachfest 2024 – Bach inspiriert” eine Förderung von 85.000 Euro. Zusammen mit dem Bistum Münster und der GWK – Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Kulturarbeit e.V. richtet der Kirchenkreis das 98. Bachfest der Neuen Bachgesellschaft Leipzig in Münster und dem Münsterland aus. Das Sinfonieorchester Münster ist Kooperationspartner. Im Frühjahr 2024 nimmt das traditionsreiche und renommierte Bachfest dann die Inspirationskraft in den Fokus, die Johann Sebastian Bachs Musik bis heute auf Komponist:innen, Künstler:innen und Hörer:innen ausübt. Neben zahlreichen Konzerten bietet ein wissenschaftliches Symposium ein Forum für Diskurs zur Bachrezeption.

Für das Forschungs- und Vermittlungsprojekt “Der Westfälische Heimatbund im 20. und 21. Jahrhundert: Heimatmachen im gesellschaftlichen Wandel zwischen 1915 und 2025” wird der Westfälische Heimatbund e.V. mit 255.600 Euro unterstützt. Das Projekt widmet sich der Geschichte des Heimatbundes, an dessen Arbeit sich exemplarisch Veränderungen am “Heimat”-Verständnis ebenso aufzeigen lassen wie z.B. der Wandel von Raumbezügen und Gruppenzugehörigkeit. Die Ergebnisse der Forschungen, die in Kooperation mit dem LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte durchgeführt werden, sollen unter anderem in einer Wanderausstellung und digitalen Formaten im Rahmen des Förderschwerpunktes “1.250 Jahren Westfalen” im Jahr 2025 veröffentlicht werden.

Sieben Projekte zum Förderschwerpunkt “(Post)Kolonialismus”

“Die Münsteraner Projekte zeigen unter anderem mit performativen und darstellenden Kunstformaten, dass (Post)Kolonialismus nicht nur ein Thema für Museumssammlungen, Archive und die Wissenschaft ist”, so Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, LWL-Kulturdezernentin und Vorstandsmitglied der LWL-Kulturstiftung.

Der Verein Eine Welt Netz NRW e.V. beleuchtet mit der Veranstaltungsreihe “Koloniale Kontinuitäten überwinden” an zehn Aktionsorten in Westfalen-Lippe unterschiedliche Aspekte von (Post)Kolonialismus in der Region. Die Veranstaltungsreihe, die mit knapp 70.000 Euro gefördert wird, umfasst unter anderem Theaterstücke, in denen Fragen zu Identitätsfindung und den Folgen von Kolonialismus auf die Psyche behandelt werden. Weiter sind eine Wanderausstellung zu deutscher Kolonialgeschichte, Lesungen und ein Film zu Rassismus in der deutschen Gesellschaft Teil des Projekts. Begleitet wird die Veranstaltungsreihe von verschiedenen Gesprächs- und Austauschformaten.

Mit dem Festival “Flurstücke 024 – Internationales Festival für Theater, Tanz, Film und Performance” möchte der Münsteraner Verein Flurstücke e.V. in einem inhaltlichen Schwerpunkt (post)koloniale Bezüge im Stadtraum von Münster aufzeigen. In drei künstlerischen Interventionen und Installationen widmet sich das Festival Themen wie Gedenken und Erinnerung und Flucht und Vertreibung als (post)koloniale Strukturmerkmale der Gegenwart. Besucher:innen werden bei den Installationen in kollektiven Prozessen interaktiv einbezogen. Für die Umsetzung des Projektes bekommt Flurstücke e.V. 80.000 Euro von der LWL-Kulturstiftung.

Der Verein Kreativ-Haus Münster e.V. erhält für die Tanzperformance “Parkour des Erinnerns | Körper in Rebellion” 40.000 Euro. Darin widmet er sich dem Thema Empowerment/Ermächtigung. Durch die Leitfrage “Wie manifestiert sich Kolonialismus in meinem Körper?” werden die Erfahrungen migrantisierter Künstler:innen in einer weißen Mehrheitsgesellschaft durch Tanz sichtbar gemacht. Fragen von Identitätsfindung und marginalisierten Perspektiven werden in zeitgenössischen Tanztechniken verarbeitet.

Mit der Veranstaltungsreihe “(Post-)kolonial vor Ort: Regionale Perspektiven auf eine Problemgeschichte der Gegenwart” möchte das LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte verschiedene regionalgeschichtliche Aspekte der kolonialen Vergangenheit und postkolonialen Gegenwart Westfalen-Lippes beleuchten und diskutieren. Die Beiträge zur Veranstaltungsreihe umfassen Workshops, Diskussionen und Filmvorführungen und greifen vieldiskutierte Aspekte der Postkolonialismus-Debatte auf, wie beispielsweise postkoloniale Erinnerungskultur, Kolonialismus im Film oder das Dekolonisieren von Regionalgeschichte. Das Projekt wird mit rund 20.000 Euro gefördert.

Die LWL-Kulturabteilung widmet sich in Kooperation mit der LWL-Kulturstiftung in dem dreizehnteiligen Podcast “#Postkolonialismus” (post)kolonialen Spuren und Themen in der Region Westfalen-Lippe, für den sie 10.000 Euro Förderung erhält. In Gesprächen mit Expert:innen aus verschiedenen Disziplinen nähert sich die Moderatorin des Podcasts, Claudia Linzel, verschiedenen Themen, unter anderem Kirche in der Kolonialzeit sowie Kunst und Kolonialismus im Expressionismus.

Mit dem Forschungsprojekt “Mapping the object – Objekte aus kolonialen Kontexten in westfälisch-lippischen Museen” möchte die Westfälische Wilhelms-Universität Münster in Kooperation mit dem LWL-Museumsamt Daten des Instituts aus den 1980er Jahren zu Objekten aus kolonialen Kontexten in westfälisch-lippischen Museen überprüfen, standardisieren und ergänzen. So sollen zum einen kleinere Museen in Westfalen-Lippe in der Provenienzforschung und Dokumentation ihrer Bestände unterstützt und zum anderen das Thema ‘Objekte aus kolonialen Kontexten im Museum’ transparent für nicht-fachkundige Personen in Westfalen-Lippe aufbereitet werden. Das Forschungsprojekt, das über 16.000 Euro von der LWL-Kulturstiftung erhält, wird durch mehrere Vermittlungsformate begleitet.

Der Verein Kinderkulturwerkstatt Musifratz e.V. erhält knapp 75.000 Euro für die Theaterreihe “LieferKetten BefreiungsTheater (LKBT): Nichts zu verlieren außer die Lichterketten dieser Welt”, in der die (post)kolonialen Bezüge von Lebensmitteln und Lieferketten betrachtet werden. Begleitet werden die Theateraufführungen von gemeinsamen Koch-Events und Gesprächen zum Thema Lebensmittelproduktion, Handelsabkommen und Landwirtschaft und deren (post)koloniale Bezüge in bestehenden Machtstrukturen.

Hintergrund
Acht Vorhaben mit thematisch offener Ausrichtung erhalten 721.00 Euro. Weitere 925.000 Euro fließen an 18 Projekte, die sich inhaltlich dem Thema “(Post)Kolonialismus” widmen. Diese bilden zusammen mit vier bereits zuvor bewilligten Vorhaben 2024 den gleichnamigen Förderschwerpunkt der LWL-Kulturstiftung ab. Drei Projekte der jüngsten Antragsrunde werden mit einer Summe von rund 360.000 Euro unterstützt und sind im Kontext des kommenden großen Förderschwerpunktes “1.250 Jahre Westfalen” zu verzeichnen, der sich im Jahr 2025 dem Westfalenjubiläum mit umfangreichen Kulturangeboten in der Region widmet.

Eine Auflistung aller geförderten Projekte bietet die Internetseite der LWL-Kulturstiftung: https://www.lwl-kulturstiftung.de. Mit der ersten Förderrunde 2023 endete die Antragsfrist für den Förderschwerpunkt “(Post)Kolonialismus”. Für 2025 setzt die Stiftung den Fokus ihrer Fördertätigkeit auf das Jubiläum “1.250 Jahre Westfalen”, zu dem Interessierte ihre Vorhaben bereits zur nächsten Antragsfrist 31. August 2023 vorstellen können.

Seit ihrer Gründung zum Jahreswechsel 2003/04 hat die LWL-Kulturstiftung 406 Projekte mit Mitteln in Höhe von rund 37,6 Millionen Euro unterstützt. Seit 2021 ergänzt die Stiftung ihre Fördertätigkeit mit inhaltlichen Sonderprogrammen zu aktuellen und kultur- und gesellschaftsrelevanten Schwerpunkten. Im Fokus stehen für alle Fördersäulen spartenübergreifende Netzwerkprojekte aus den Bereichen Bildende Kunst, Musik, Theater, Literatur, Film, Digitales und landeskundliche Forschung. Mit ihren Förderungen stärkt die LWL-Kulturstiftung Kunst und Kultur in Westfalen-Lippe, unterstützt Kooperationen und schafft kulturelle Mehrwerte in der und für die Region. Aufgrund ihrer fördernden und beratenden Tätigkeit ist die Stiftung zu einer starken Partnerin für Kulturverantwortliche und Kulturschaffende in Westfalen-Lippe geworden.

 

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