Co-Therapeut auf vier Pfoten unterstützt psychisch Kranke

Co-Therapeut auf vier Pfoten unterstützt psychisch Kranke: Pepe der zertifizierte Therapiehund ist in Rheine im Einsatz. Die LWL-Maßregelvollzugsklinik Rheine setzt bei der Behandlung von psychisch Kranken auch auf tiergestützte Therapie.

Co-Therapeut auf vier Pfoten unterstützt psychisch Kranke

Pepe hat seine Ausbildung zum Therapiebegleithund erfolgreich bestanden. Sein Frauchen, die Psychologin Marie-Noelle Bellwon, bringt ihn regelmäßig mit zur Arbeit in die LWL-Maßregelvollzugsklinik Rheine – Foto LWL

Vor dem Umzug in die neue und größere Einrichtung in Hörstel hat die LWL-Maßregelvollzugsklinik Rheine viele neue Mitarbeitende eingestellt. Neu im Team ist auch Labrador Pepe. Der vierbeinige Co-Therapeut hat auf dem besonders gesicherten Klinikgelände des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe jetzt seine Ausbildung zum Therapiebegleithund erfolgreich abgeschlossen.

“Seine drei Patienten, die bei der Prüfung mitgeholfen haben, waren fast genauso aufgeregt wie ich”, berichtet Marie-Noelle Bellwon lachend. Leinenführigkeit, Tests zur Impulskontrolle, Apportieren und Agility standen unter anderem auf dem Prüfungsprogramm, das Pepe souverän meisterte.

Eineinhalb Jahre hat Bellwon den Rüden in der Hundeschule Braun-Klabes in Steinfurt als Co-Therapeut ausbilden lassen und ihn ganz bewusst dafür ausgesucht. “Pepe hat ein aufgeschlossenes, munteres, nicht aggressives und mutiges Wesen – perfekt für den Einsatz in der Psychiatrie”, sagt die Psychologin, die Pepe an drei Tagen in der Woche mit hinter den 5,50 Meter hohen Sicherheitszaun nimmt – mal ins Büro, mal zur Visite oder mit auf die Aufnahmestation.

“Pepe geht ganz unvoreingenommen auf die Patienten zu, ist offen und will einfach von jedem gestreichelt werden. Durch ihn bekomme ich einen ganz anderen Zugang zu den Patienten – er ist quasi ein Türöffner”, berichtet die 30-Jährige, die in der forensischen Klinik selbst aktuell ihre Weiterbildung zur psychologischen Psychotherapeutin absolviert.

Besonders gute Erfahrungen habe sie mit Pepe in der Therapie mit Psychose-Erkrankten gemacht. Über den Hund seien bei besonders verschlossenen Patienten plötzlich Gespräche möglich, auch könne Pepe zurückgezogene Patienten motivieren, die Station zu verlassen und an der frischen Luft spazieren zu gehen. Weil Hunde einen hohen Aufforderungscharakter besitzen, gelänge es den Patienten, sich einzulassen, Nähe zuzulassen und sich zu öffnen. Bellwon: “Und bei vielen sorgt er einfach auch mal für ein Lächeln im Gesicht.” Zu Problemen oder aggressivem Verhalten gegenüber Pepe sei es hingegen noch nie gekommen. “Ich muss allerdings aufpassen, dass er nicht von allen zu sehr verwöhnt wird und zu viele Leckerlis bekommt”, berichtet Bellwon schmunzelnd.

Zwei feste und einen variablen Patienten hat Pepe als Co-Therapeut in der Woche, mit denen er jeweils eine Stunde am Tag aktiv arbeitet. Neben Spaziergängen auf dem Gelände oder auch mal als Begleitung im Ausgang bauen die Patienten auch schon mal einen Agility-Parcours für ihn auf, üben das Apportieren oder kuscheln einfach nur mit ihm. Pepe fördert selbstständiges Arbeiten, Konzentration, Kreativität, Beweglichkeit und Ausdauer, Verantwortungsbewusstsein.

Zusammen mit Huskydame Lia, die noch mitten in der Begleithundeausbildung steckt, will die LWL-Maßregelvollzugsklinik Rheine die tiergestützte Therapie wieder als komplementäres Angebot aktiv in die Behandlung von psychisch kranken Straftätern aufnehmen. Seit mehr als zehn Jahren nutzt die Einrichtung den positiven Effekt von Tieren auf die überwiegend an Psychosen erkrankten Patienten. “Wir haben mit der tiergestützten Therapie bisher überwiegend gute Erfahrungen gemacht. Tiere können auch im Maßregelvollzug zu Therapiepartnern werden und Patienten motivieren, Verantwortung zu übernehmen und sich an therapeutischen Aktivitäten zu beteiligen”, sagt Dr. Carola Spaniol, Ärztliche Leiterin der LWL-Maßregelvollzugsklinik Rheine. Der Labrador Pepe ist der perfekte Co-Therapeut.

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