Humorist Plaut erhält Ehrentafel am Landestheater

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Humorist Plaut mit Gedenktafel gehrt: Die vom Salzufler Künstler Horst Schneider gestaltete Gedenktafel für den in Detmold geborenen jüdischen Vortragskünstler Joseph Plaut wurde am 11. April am Landestheater feierlich enthüllt. Stadtarchivarin Gudrun Mitschke-Buchholz erinnerte an Plauts Leben und Wirken und lobte: „Das Landestheater Detmold stellt sich nun ein weiteres Mal der Geschichte und dokumentiert öffentlich, dass auch das Theater ein Ort eines antisemitischen Übergriffs war.”

Humorist Plaut

Die neue Gedenktafel am Landestheater Detmold. – Foto Landestheater

Das Theater stelle sich damit öffentlich sichtbar auf die Seite des jüdischen Künstlers Joseph Plaut, sagte  die Stadtarchivarin. Alt-Bürgermeister Friedrich Brakemeier las einen Text Plauts und begrüßte die Gedenktafel als „sichtbares Erinnerungsstück an dem Ort an dem er gewirkt hat“. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Künstlern des Landestheaters.

Das Datum der Enthüllung ist nicht zufällig gewählt, es ist der Jahrestag des sogenannten Theaterskandals von 1932. Am 11.04.1932 trat Humorist Plaut im Landestheater auf und sang
das bekannte und beliebte Spottlied auf die „Lippischen Schützen“. Sein Vortrag des Liedes “Lippe-Detmold, eine wunderschöne Stadt”, das er antimilitärisch interpretierte, wurde von lippischen Nationalsozialisten durch das Singen des “Horst-Wessel-Liedes” übertönt.  Die Ortsgruppe der NSDAP fasste dies als Provokation auf und störte die Aufführung mit Pöbeleien und Stinkbomben, wie die Lippische Landeszeitung damals berichtete.

Es gab ein juristisches Nachspiel, das zu Gunsten Plauts ausfiel, doch löste dieser Theaterskandal auch eine diskriminierende Pressekampagne gegen jüdische Künstler aus. Joseph Plaut überlebte den NS-Terror, da er bereits 1936 emigrieren konnte. Joseph Plaut wurde 1879 als Sohn eines jüdischen Lehrers und Schulinspektors geboren. Nach einer kaufmännischen Ausbildung arbeitete er als Commis und diente danach als Einjährig-Freiwilliger in der Preußischen Armee. Hier setzte er mit seinen Sketchen bereits seine Vortragsfähigkeiten als Truppenunterhalter ein. Danach studierte er Gesang am Stern’schen Konservatorium in Berlin.  Ab 1902 machte er Karriere als Opernsänger.

Der Salzufler Künstler Horst Schneider war mit der Idee, den Kopf von Josef Plaut zu modellieren, an die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit herangetreten, wie die Vorsitzende Micheline Prüter-Müller berichtete, und hatte um einen informierenden Begleittext gebeten. So entstand die Gedenktafel als Gemeinschaftswerk. Horst Schneider führt in Bad Salzuflen eine Werkstatt für Stuckarbeiten und ist als kundiger und kreativer Restaurator in ganz Europa unterwegs.

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