Fachkräftemangel – Viele Branchen sind betroffen

Fachkräftemangel – Einige Branchen sind besonders betroffen: Kaum ein Thema beschäftigt Medien und Politik so lange wie der Fachkräftemangel.

Fachkräftemangel - Viele Branchen sind betroffen

Besonders in der Kranken- und Altenpflege ist der Fachkräftemangel offensichtlich – Foto Pixabay

Obwohl man sich schon seit Jahren der Gefahr der Unterversorgung bewusst ist, hat man noch keine zufriedenstellende Lösung gefunden. Doch woran liegt es, dass in einigen Bereichen gut qualifiziertes Personal Mangelware ist? Welche Möglichkeiten gibt es, den Fachkräftemangel zu bekämpfen und welche Optionen wurden bereits realisiert?

In diesen Branchen herrscht Fachkräftemangel

Nicht nur in der Pflege, auch in anderen Berufsgruppen hat der Fachkräftemangel zugeschlagen. Nach Angaben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz herrscht eine Mangellage auch im Bereich der sogenannten MINT-Berufe (MINT=Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) sowie im gesamten Pflegebereich.

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Auch in der Gastronomie ist der Fachräftemangel groß – Foto Pixabay

Aber auch in der Sicherheitssparte fehlt es an Fachkräften. Wer in dieser Branche arbeiten möchte, muss eine Sachkundeprüfung gemäß § 34a GewO ablegen. Der Mangel an gut ausgebildetem Personal ist aber nicht nur branchenabhängig, sondern vor allem auch regional zu sehen. Denn während einige Gebiete Deutschlands noch relativ gut mit Arbeitskräften versorgt sind, sieht es in anderen Teilen umso düsterer aus. Generell lässt sich sagen, je ländlicher die Region, desto größer der Fachkräftemangel.

So kommt der Fachkräftemangel zustande

Der Hauptgrund für den Fachkräftemangel ist im demografischen Wandel zu sehen. Die sogenannten Babyboomer, also die geburtenstarken Jahrgänge ab den 50er-Jahren gehen nun nach und nach in Rente. Damals wurden fast doppelt so viele Kinder geboren wie Anfang zwischen 2000 und 2010. Somit wird die Arbeitslast auf immer weniger Personen verteilt. Zudem hat sich das Bildungssystem so verbessert, dass immer mehr Heranwachsende das Abitur bestehen und anschließend studieren.

Fachkräftemangel - Viele Branchen sind betroffen

Nachwuchs ist in vielen Bereichen rar geworden – Foto Pixabay

Daher fehlt es vor allem in Ausbildungsberufen an Nachwuchskräften. Aber auch Berufe mit unsteten Arbeitszeiten und großer körperlicher oder seelischer Belastung schrecken immer mehr ab, da man heute weiß, welche Auswirkungen dies auf Körper und Seele haben kann.

Wie kann man dem Fachkräftemangel begegnen?

Zum einen versucht man Ausbildungsberufe wieder attraktiver zu machen und Ausbildungen umzugestalten. Schon Ende 2014 haben sich Bund, Bundesagentur für Arbeit, die Wirtschaft, Gewerkschaften und Länder zur Allianz für Aus- und Weiterbildung zusammengeschlossen, um mehr Jugendliche für Ausbildungen zu begeistern. Dieses Bündnis wurde 2019 noch einmal erneuert.

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In einzelnen Regionen wird bereits Alarm geschlagen. Überall fehlt es an Mitarbeitern – Foto Pixabay

Auch indem man Regionen mit Mangellage attraktiver gestaltet, die Infrastruktur ausbaut und kulturell fördert, können Nachwuchskräfte gewonnen werden. Zudem versucht man vorhandenes Potenzial zu nutzen. Dieses liegt laut Regierung besonders bei Frauen, Älteren, Menschen mit Migrationshintergrund, Jugendlichen ohne Ausbildung sowie Menschen mit Behinderung. Indem man beispielsweise Kinderbetreuung kostengünstiger anbietet und Pflegeplätze schafft, versucht man Frauen mehr Zeit für den Beruf einzuräumen.

Lücken schließen mit internationalen Fachkräften

Da die Arbeitskräfte vor Ort nicht ausreichen, um die Lücke zu schließen, wird im Ausland aktiv um Fachkräfte geworben. Ein Gutachten aus 2017 belegt, pro Jahr müssen sich 400.000 ausländische Kräfte dazu entschließen, auf dem deutschen Arbeitsmarkt tätig zu werden. Nur dann kann dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden.

Die Bundesregierung hat darauf hin mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) reagiert. Dieses ist am 01. März 2020 in Kraft getreten. Es richtet sich besonders an einwandernde Arbeitende mit bestehender Berufsausbildung aus dem nicht zur EU gehörenden Ausland. Das FEG soll dafür sorgen, dass die Einreise zu Vorstellungsgesprächen sowie Qualifizierungsmaßnahmen erleichtert wird. Außerdem können Arbeitgeber bei der Ausländerbehörde ein beschleunigtes Fachkräfteverfahren beantragen. So können dort alle Abläufe beschleunigt werden.

Regionaler Mangel an Fachkräften

Bereits im Jahr 2021 konnten laut dem Kompetenzzentrum für Fachkräftesicherung (KOFA) bundesweit für 34 Prozent der offenen Stellen keine passenden Bewerber gefunden werden. Nahezu das ganze Bundesgebiet spiegelt die angespannte Situation wieder. Besonders schlimm trifft es jedoch Süddeutschland. Hier fehlen gleich in mehreren Städten und Landkreisen über 60 ProzentPersonal.

Besonders betroffen waren unter anderem Würzburg, Schweinfurth, Bamberg und Ansbach. Am kritischsten war 2021 die Lage jedoch in Nordhorn und Weiden. Hier bleiben 70 Prozent der Stellen unbesetzt. Doch nicht nur Fachkräfte wie Pflegekräfte, Bauelektriker, Fachkräfte für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik und medizinische Fachangestellte fehlten, auch bei Spezialisten und Experten gab es große Lücken.

Besonders groß zeigte sich hier das Defizit in der Kinderbetreuung und -erziehung. Dies stellt natürlich wiederum ein großes Problem für Frauen da. Zum einen wird die Rückkehr aus der Elternzeit erschwert, zum anderen werden die Arbeitsplätze gefährdet, da es immer häufiger zu Ausfällen in der Betreuung kommt und vorwiegend die Frauen somit Ausfallzeiten beim Arbeitgeber rechtfertigen müssen.

Gerade die Schwächsten der Gesellschaft sind betroffen

Am eigenen Leib spüren vor allem Kinder, Kranke und ältere Personen den Fachkräftemangel. Auf Arzttermine wartet man mittlerweile auch bei akuten Erkrankungen ein paar Tage und auch die Rettungsdienste stoßen aufgrund von fehlenden Sanitätern an ihre Grenzen. In Pflegeheimen herrscht oft ein raues Klima zwischen den Arbeitnehmern, da alle am Limit arbeiten.

Psychische Erkrankungen wie Burn-out sind die Folge und so fehlen immer mehr der verfügbaren Kräfte. In Kindergärten ist die Lage nicht besser. Da Erzieher Mangelware sind, füllen oft Sozialpädagogische Assistenten oder ähnlich qualifizierte Kräfte die Lücken. Diese dürfen aber aufgrund der geltenden Rechtslage die Gruppen nicht alleine betreuen. Das bedeutet, fäll der Erzieher aus, bleibt die gesamte Gruppe geschlossen. Häufig werden die Kinder in den Einrichtungen vier bis acht Stunden betreut. Hier ist es beispielsweise durch die Sprachförderung nicht möglich, sämtliche Stellen mit ausländischen Fachkräften zu besetzen. Ebenso schlecht ist die Lage in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen. In all diesen Einrichtungen hat zudem die Pandemie die Lage verschärft.

Ausblick

Man kann nur hoffen, dass die Maßnahmen der Bundesregierung Früchte tragen. In den letzten Jahren hat sich die Situation leider zunehmend verschlechtert.

Für Jugendliche und Arbeitssuchende lohnt sich eine Aus- oder Weiterbildung gerade in den Berufen, die vom Fachkräftemangel bedroht sind. Hier ist eine Jobübernahme quasi garantiert. Allerdings ist vielen bewusst, dass natürlich ausgerechnet in diesen Berufen die Arbeit aufgrund des hohen Arbeitsaufkommens besonders anstrengend und belastend ist. So stehen wir wohl auch in Zukunft immer häufiger vor verschlossenen Türen in der Gastronomie und beim Arzt, da es einfach an Personal fehlt.

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