Ostersonntag: Feuerräderlauf in Lügde

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Lügde – Am Ostersonntag nach Einbruch der Dämmerung beginnt traditionell der Osterräderlauf im Weserbergland-Ort Lügde. Sechs mannshohe, brennende Räder rollen dann vom Osterberg ins Tal der Emmer. Mittlerweile hat die Gemeinde und der “Dechenverein“, der den Osterräderlauf organisiert, ein dreitägige Festprogramm um den pittoresken Lauf der Feuerräder organisiert, das an Karsamstag beginnt und an Ostermontag endet.

Eindrücke von dem Oster-Spektakel inklusiver seiner Vorbereitung gibt das folgende Video (zum Anschauen bitte anklicken):

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Am frühen Nachmittag vom Ostersonntag werden die Räder- und Strohwagen nach einem Stadtrundmarsch auf den Osterberg, die Ablaufstelle der Räder, gefahren. Die massiven Lügder Osterräder aus Eichenholz, die zuvor in der Emmer eingelegt wurden, haben einen Durchmesser von 1,70 Metern und wiegen, gestopft mit Stroh, bis zu stolze 400 Kilogramm.

Bei Einbruch der Dunkelheit, etwa gegen 21:00 Uhr, versammeln sich mehr als 20.000 Zuschauer aus nah und fern am Fuße des Berges. Ein Böllerschuss kündet schließlich den Beginn an: Das erste Rad wird angezündet. Die Flammen schlagen hoch, das angestrahlte Kreuz auf dem Osterberg erlischt und Glockengeläut setzt feierlich ein. Nachdem das Rad mit einer Abstoßstange in Bewegung gesetzt wird, erlischt das angestrahlte Kreuz auf dem Berg und feierliches Glockengeläut setzt ein. Das Rad rollt rasant ins Tal und zieht dabei eine Feuerspur hinter sich her. In kurzen Abständen folgen noch fünf weitere Räder. Kommen wie Räder gut ins Tal, so wird es – dem alten Volksglauben folgend – ein gutes Erntejahr geben. Beendet wird der Lügder Osterräderlauf durch ein prachtvolles Höhenfeuerwerk.

Ostersonntag

Bei Einbruch der Dunkelheit rollen die brennenden Osterräder vom Osterberg bei Lügde ins Tal – Foto Wikimedia/Nifoto – Eigenes Werk (Nifoto)

Der feuersprühende Lauf der Osterräder am Ostersonntag in Lügde geht wohl zurück auf den heidnisch-germanischen Sonnenkult, in dem das Feuerrad ein Sinnbild der Sonnenscheibe war. Auch die germanische Frühlingsgöttin Ostara wird häufig mit dem Räderlauf in Verbindung gebracht. Für die Bewohner der Stadt Lügde sind die Osterräder auch heute noch ein Symbol dies Sieges der Sonne über die kalte, trübe und dunkle Winterzeit.

Sichtbare und hörbare Signale des Räderlaufs gibt es in Lügde an Ostern auch: Um 21:00 Uhr läuten am Ostersonntag die Kirchenglocken von St. Marien und das Osterkreuz leuchtet in die Nacht. 2020 musste der Räderlauf wegen Corona ausfallen. „Nicht einmal während des zweiten Weltkrieges fiel der Osterräderlauf aus“, erzählt Uwe Stumpe, der erste Vorsitzende des Osterdechenvereins. „Gerade in schwierigen Zeit geben Traditionen Halt. Deshalb war es für uns undenkbar, dass die Osterräder 2020 nicht rollen.“ Für die Identität der Kleinstadt Lügde in Ostwestfalen spielt der Osterräderlauf eine große Rolle. Unter anderem deshalb nahm ihn die UNESCO 2018 in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes Deutschlands auf.

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